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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Krankenpflege kein Zuckerschlecken ist. Dann gehen sie nach Hause und lachen über uns.«
    »Aber Connie ist doch ganz anders«, erwiderte Susy aufgebracht. »Sie würde um nichts in der Welt von hier fortgehen, denn sie hängt an ihrem Beruf. Sie sagten ja selbst, daß an ihrer Arbeit nichts auszusetzen ist.«
    »Warten Sie nur ab, ob ich nicht recht behalte. Die hält es hier nicht lange aus. Glauben Sie denn, daß sie sich auch nur das geringste aus dem Krankenhaus macht? Solche Mädels betrachten es doch nur als einen romantischen Hintergrund für sich. Aber ich - wir sehen das anders an. Wir schimpfen und stöhnen zwar über das alte Haus, aber im Grunde lieben wir das Krankenhaus wie unser Leben. Wir selber sind das Krankenhaus - wenn Sie das verstehen können.«
    »Natürlich verstehe ich das. Ich empfinde ja selber so. Und Connie auch. Sie hängt mehr an diesem Haus, als Sie sich vorstellen können.«
    Die Küchenschwester lachte ungläubig.
    Susy erzählte Kit später von diesem Gespräch. »Ich finde das unfair. Sie könnten Connie wenigstens eine Chance geben, bevor sie sie verurteilen.«
    »In gewisser Weise geben sie ihr auch eine Chance«, erwiderte Kit nachdenklich. »Sie warten auf einen Beweis. Und Connie wird es ihnen beweisen, das ist sicher.«
    »Aber können wir ihr denn gar nicht dabei helfen? Wenn die anderen erst einmal erkennen, was das Krankenhaus für Connie bedeutet - Es - es ist - ihre Mutter.« Susy schwieg bewegt.
    »Ich weiß«, entgegnete Kit leise. »Aber wir können da nichts tun. Überlaß es Connie.«
    Susy mußte Kit recht geben. Dies war einzig und allein Connies Sache. Niemand konnte ihr dabei helfen. Außerdem hatte jetzt jeder zu sehr mit sich selbst zu tun, um sich noch viel um andere kümmern zu können. Das Ende der Probezeit rückte bedrohlich näher.
    Susy machte sich keine allzu großen Sorgen um das Examen. Es bedeutete nur eine Qual mehr, die ertragen werden mußte, bis die furchtbare Spannung vorüber war. Auf das Resultat des Examens legte die Schulleitung nicht den größten Wert. Ausschlaggebend waren die Arbeitsleistung und der Charakter einer Schwester. Nun, am fünfzehnten November würde die Entscheidung fallen.
    Die Probeschwestern überstanden das Examen mit zäher Verbissenheit, obwohl eine Anzahl von Inspektoren anwesend war. Es erfüllte die Mädchen mit geheimem Stolz, als sie erfuhren, daß einer der Hausärzte, dem man die Fragen in Anatomie und Physiologie vorlegte, geäußert haben sollte: »Ich glaube kaum, daß ein Mediziner nach zweijährigem Studium diese Fragen beantworten könnte.«
    Aber was hatte es für einen Zweck, ein schwieriges Examen zu bestehen, wenn die Belohnung dafür nicht die ersehnte Haube war?
    Die letzte Woche vor dem entscheidenden Tag verging unendlich langsam. Die Probeschwestern gaben sich Mühe, gleichgültig zu erscheinen, sahen jedoch bleich und hohläugig aus. Die Lernschwestern zeigten sich mitfühlend.
    »Regen Sie sich doch nicht auf! Natürlich bekommen Sie Ihre Haube. Ich weiß noch, wie ich .«
    Aber die Schwestern leiteten nicht die Schule. Fräulein Matthes, die sich nur selten auf dem Korridor sehen ließ, lächelte den Mädchen in der blauen Tracht freundlich, doch undurchdringlich zu.
    Die Ärzte schienen allesamt vom Teufel besessen zu sein. »Nun, nun«, sagten sie mit herzlosem Gelächter. »Ich glaube, Sie werden uns bald verlassen.« Oder: »Machen Sie sich nichts draus. Ihre Eltern werden sich freuen, Sie wieder daheim zu haben.«
    Der fünfzehnte November war ein kalter, grauer Tag. Um zehn Uhr begann es zu regnen. Die Umrisse der Krankenhausbauten und der kahlen Ulmen auf dem Rasen verschleierten sich. Ein feuchtwarmer Wind blies in heftigen Stößen gegen die Fenster. In den Rinnsteinen plätscherte das Wasser, und von den Dachrinnen tropfte es. In den dämmrigen Korridoren brannte Licht.
    Die Herzen der Probeschwestern waren ebenso grau wie der Morgen. Sie gingen vom Frühstückstisch direkt zu ihren Stationen, denn der Unterricht war zu Ende. Sie verrichteten ihre Arbeit ohne innere Anteilnahme. Ihre Augen blickten ausdruckslos ins Leere. Sie schraken zusammen, wenn man sie ansprach, gaben sinnlose Antworten, wenn man sie etwas fragte. Susy kam es vor, als hätte das Telefon auf der Station noch niemals so oft geklingelt wie heute. Es wurde gebeten, den Patienten Soundso zum Röntgen zu schicken. Jemand erkundigte sich nach dem Befinden eines anderen Patienten. Eine Schwester sollte in die Apotheke

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