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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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und Stimmen nicht im geringsten störte, würden davon erwachen. Einer würde den anderen aufwecken, und alle würden irgend etwas wollen. Es würde mindestens eine Stunde dauern, den Saal wieder zur Ruhe zu bringen. Und gleich traf eine Verunglückte ein, die Susys ganze Aufmerksamkeit erforderte. Vielleicht sah Frau Harper, wie sie hereingetragen wurde. Dann würde sie doch ... Aber nein, sie konnte ja gar nichts sehen. Der Kamin war im Wege. Nun ...
    Susy quälte sich mit den dicken Wolldecken ab und legte Wärmflaschen ins Bett. Wieder läutete Frau Harper.
    Das Telefon schrillte.
    Susy lief hin und sagte liebenswürdig, daß Frau Schmidt eine gute Nacht gehabt hätte. Bis jetzt wenigstens, dachte sie grimmig und wollte nun endlich zu Frau Harper gehen. Aber kaum hatte sie einen Schritt getan, als sie sah, daß durch die Tür am anderen Ende des Saales eine Bahre hereingebracht wurde. Eine Schwester und Dr. Lake folgten ihr. Die beiden Träger hoben die Patientin auf das Bett und eilten dann wieder mit der Schwester davon. Dr. Lake hielt sich nur so lange auf, um rasch die Anordnung für die Neuaufnahme auszuschreiben.
    Susy zog die angewärmten Decken um den reglosen Körper der Verunglückten und versuchte, den verbundenen Kopf bequemer zu lagern.
    »Die Arme!« dachte sie und war sich plötzlich ihres eigenen jungen und gesunden Körpers bewußt. Noch vor kurzem war diese Frau ebenfalls gesund und kräftig gewesen und ohne die leiseste Ahnung, was ihr bevorstand. Ach, diese verflixte Frau Harper! Schon wieder ertönte ihre Glocke, und diesmal hörte sie überhaupt nicht mehr zu läuten auf.
    Endlich stand Susy neben Frau Harpers Bett. Das Läuten verstummte. »Entschuldigen Sie bitte, Frau Harper. Ich konnte leider nicht früher kommen. Soeben wurde ein Unfall eingeliefert. Was
    kann ich für Sie tun?«
    Frau Harper saß aufrecht im Bett, die Glocke in der Hand, und starrte Susy wütend an.
    »Lassen Sie bitte das Fenster eine Handbreit herunter. Es zieht hier. Und das sage ich Ihnen, Schwester Barden, ich werde mich über Sie beschweren. Einen kranken Menschen warten zu lassen!«
    Susy ließ das Fenster eine Handbreit herunter. »Es tut mir leid«, sagte sie kurz. »Ich konnte wirklich nicht früher kommen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich .«
    »Was gibt’s denn hier?« Das war die Stimme von Fräulein Ellison.
    Susy wandte sich zu der weißen Gestalt um, die hinter ihr aus dem Dunkeln auftauchte, und wollte etwas sagen. Aber Frau Harper kam ihr zuvor. Sie zeigte mit dem Finger auf Susy und sagte barsch: »Ich muß mich über diese Schwester beschweren. Sie tut ihre Arbeit nicht ordentlich. Zwanzig Minuten lang habe ich vergeblich nach ihr geläutet. Das lasse ich mir nicht gefallen.«
    Fräulein Ellison machte ein undurchdringliches Gesicht. »Ich bin überzeugt, daß Schwester Barden Sie nicht vernachlässigen wollte«, erwiderte sie besänftigend. »So etwas tun unsere Schwestern nicht.«
    »Soeben wurde eine Unfallpatientin eingeliefert«, erklärte Susy.
    »Ich glaube nicht an diese Unfallpatientin!« fuhr Frau Harper sie
    an.
    »Doch, es ist soeben eine eingeliefert worden«, versicherte Fräulein Ellison. »Deswegen kam ich ja herauf. Schwester Barden ist bestimmt so schnell wie möglich zu Ihnen gekommen.«
    Susys Erleichterung war von kurzer Dauer. Als sie mit Fräulein Ellison am Schreibtisch stand, fragte diese scharf: »Wie konnte es nur zu diesem peinlichen Auftritt kommen, Schwester Barden?«
    Susy erklärte es ihr.
    Das Gesicht der Oberschwester wurde ein wenig milder, während sie zuhörte. »Ich bedaure den Vorfall«, sagte sie schließlich. »Es war nicht Ihre Schuld, Schwester Barden. Aber Sie hätten wenigstens einen Augenblick Zeit finden können, um die Patientin zu beruhigen und zu verhindern, daß sie sich derartig aufregte. Unzweifelhaft glaubten Sie, das Richtige zu tun, aber Sie haben sich als unfähig erwiesen - genau wie bei vielen anderen Gelegenheiten. Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß Ihre Nachtarbeit sehr unbefriedigend war. Fräulein Matthes ist von Ihnen enttäuscht.«
    »Aber es war mir wirklich nicht möglich .«
    »Eine gute Krankenschwester tut immer etwas mehr, als ihr möglich ist.«
    Mit diesen Worten in ihren Ohren beendete Susy ihren Nachtdienst. Sie hatte versagt. Sogar Fräulein Matthes wußte davon. Sie schlief unruhig, und als sie am Nachmittag erwachte, hatte sie das Gefühl, als lastete ein schweres Gewicht auf ihrer Brust. Erst

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