Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
Nelli?«
    »Was, Sie haben noch niemals von Nelli gehört? Nelli ist die chirurgische Frauenklinik in Person. Seit dreißig Jahren arbeitet sie dort. Man sagt, die Klinik sei nachts nicht an ihrem gewöhnlichen Platz zu finden, weil sie Nelli in ihr Zimmer folge.«
    Susy lachte. »Aber wer ist Nelli nun wirklich?«
    »Sie ist die Reinmachefrau.«
    »Ach!« Susy glaubte, die Schwester wollte sie anführen. Auf den Stationen sah man die Reinmachefrauen kaum. Und ihre Meinung über die Schwestern spielte überhaupt keine Rolle. Die ältere Schwester verabschiedete sich am Eingang zum Ambulatorium. Susy ging allein hinein und fühlte sich recht verloren. Ihr erster Eindruck waren große Flächen in Weiß und Grau - weiße Wände, weiße Säulen, weiße Decken und graue Zementfußböden, die so lange gewachst worden waren, bis sie glänzten. Susy ging durch ein Meer von Gerüchen - scharfe und antiseptische aus der medizinischen Klinik, Äthergeruch aus der chirurgischen, ein dumpfer, flauer Geruch aus dem Röntgenlaboratorium, ein Geruch nach feuchtem Gips aus der orthopädischen Klinik und nach Fichtenholz aus der Hautklinik.
    >Ich könnte mit geschlossenen Augen hier durchgehen und genau sagen, wo ich mich gerade befinde<, dachte sie.
    Die chirurgische Frauenklinik lag im zweiten Stock. Sie bestand aus einer Reihe kleinerer Zimmer und einem sehr großen Saal. Als Susy durch den Korridor ging, kam eine winzige Gestalt in der blauweiß gestreiften Tracht der Reinmachefrauen des Krankenhauses aus einem der Zimmer. Ihr Gang war so gewichtig, als triebe sie die ganze Welt vor sich her. Susy konnte ihr Gesicht nicht sehen. Sie wußte jedoch sofort, daß dies Nelli sein mußte. Neugierig betrachtete sie den kleinen Körper und den Schopf schneeweißer Haare auf dem Hinterkopf der Frau.
    An der Tür des großen Saales blieb Susy zögernd stehen. Eine untersetzte kräftige Schwester mit dunklen, fettigen Haaren, die Arme voller Wäsche, tauchte von irgendwoher auf und rief laut: »Sind Sie Schwester Barden?«
    »Ja.«
    »Sehr schön!« Es klang, als wäre Susy einzig und allein ihretwegen gekommen. »Ich bin die Seniorin«, fuhr sie gewichtig fort. »Wir haben hier keine Stabsschwestern. Mein Name ist Perkins.«
    »Was soll ich zuerst machen?« fragte Susy, während sie ein Lächeln zu unterdrücken versuchte. Die Seniorin kam ihr wie ein fettes Walroß vor. Und das erhaben hingeworfene »Mein Name ist Perkins« hatte zu drollig geklungen.
    Das runde Gesicht der Seniorin verdüsterte sich, als sie an ihre schwere Verantwortung dachte. »Ich habe sehr viel zu tun und werde mich nicht viel um Sie kümmern können«, sagte sie. »Nelli wird Ihnen alles zeigen.«
    Sie wandte sich zur Tür und rief: »Nelli! Kommen Sie bitte mal her.«
    Die winzige, blauweiß gekleidete Gestalt schoß aus dem Nebenzimmer. Sie kümmerte sich überhaupt nicht um Schwester Perkins, die das ganz natürlich zu finden schien. Der weiße Haarschopf kam auf Susy zu. Ein Paar Augen, die früher einmal schwarz gewesen sein mochten, jetzt aber seltsam matt wirkten, sahen sie prüfend an. Die Haltung der kleinen Frau war angespannt. Sie machte den Eindruck, als wollte sie jeden Augenblick fortspringen.
    »Morgen! Sind Sie die neue Schwester?«
    »Ja. Ich heiße Susanne Barden. Sie sind Nelli, nicht wahr? Ich habe schon von Ihnen gehört.«
    »So?« Nelli lächelte geschmeichelt. »Kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen die Klinik.«
    Sie begannen mit den unzähligen Instrumenten, die in ihren Glasgehäusen glitzerten. Susy war erstaunt über Nellis Kenntnisse. Sie kannte den Namen, den Verwendungszweck und den Platz jedes einzelnen Instrumentes. Sie kannte sie durch und durch, bis zur letzten Schraube, die sie zusammenhielt. Susy folgte der kleinen drahtigen Gestalt durch die Räume und besichtigte den Vorrat an Gebrauchsgegenständen, die Medikamente, die Spezialinstrumente der verschiedenen Ärzte. Sie erfuhr, welche Chirurgen ihre Handschuhe gern feucht anzogen und welche sie gepudert vorzogen. Nelli unterrichtete sie ebenfalls über den Tagesablauf in der Klinik und darüber, wie die Arbeit eingeteilt war.
    »Und nun werden gleich die Patienten kommen«, schloß sie. »Ich muß die Instrumente rauslegen. Vorläufig gibt es hier nicht viel für Sie zu tun. Ich werde Sie rufen, wenn Sie gebraucht werden.« Damit hastete sie davon.
    Susy ging zur Treppe und spähte über das Geländer. Ein Krankenpfleger öffnete gerade das Hauptportal. Nun flogen die Türflügel

Weitere Kostenlose Bücher