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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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beendet sehen, ehe sie Kit vernichtete. Susy stöhnte leise.
    Endlich ertönte ein Seufzer der Erleichterung von Frau Barn und dann das leise quietschende Geräusch, das entsteht, wenn man ein nasses Gummilaken auf einer weichen Unterlage entlangzieht. Ein Rascheln, und dann wieder Fräulein Camerons Stimme: »Das haben Sie sehr nett gemacht, Schwester van Dyke.«
    Susy und Schwester Harring sahen sich an. Solch ein Lob spendete Fräulein Cameron nur bei äußerster Vollkommenheit. Aber die Mädchen hatten keine Zeit, Kit innerlich zuzujubeln. Man durfte sie hier nicht finden. Susy stürzte in die Küche, Schwester Harring hinterdrein. Es war auch allerhöchste Zeit. Kaum waren ihre Schürzenzipfel verschwunden, da schritt Fräulein Cameron, gefolgt von ihrer Herde, durch das Wäschezimmer. Das Trampeln vieler Füße entfernte sich.
    Kurz darauf kam Willi aus dem Saal. Sie bemerkte die beiden Mädchen nicht. An der Tür zum Waschraum blieb sie stehen und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Ihre Stirn war mit Schweißperlen bedeckt, und auf ihren Wangen brannten zwei rote Flecke. Susys Kehle war wie zugeschnürt.
    Erst als Kit mit einem schwer beladenen Tablett erschien, kam wieder Leben in Willi. Sie öffnete die Augen, ging Kit entgegen und nahm ihr das Tablett ab.
    »Ich werde die Sachen fortbringen«, sagte sie steif.
    »Bemühen Sie sich nicht«, erwiderte Kit sanft. »Sie haben den schwersten Teil des Schlammbads vorgeführt. Sie müssen ja vollkommen erledigt sein.«
    Willi schüttelte den Kopf. »Ich bin überhaupt nicht müde. Es war ja nichts zu machen.« Ihr gequälter Blick suchte Kits Augen. Ihre Lippen zitterten ein wenig.
    »Das - das war ein tadelloses Schlammbad, Van«, sagte sie tapfer.
    Kit schluckte. »Ich hatte ja Übung«, antwortete sie. »Und dann brachte ich die letzten drei Stunden damit zu, den ganzen Ablauf auswendig zu lernen. Hätte ich es unvorbereitet machen müssen, so wäre ich wahrscheinlich rausgeflogen. Geben Sie mir das Tablett,
    Willi.«
    Willi gab es ihr. Es entstand ein verlegenes Schweigen. Kit warf Willi einen verstohlenen Blick zu und wandte sich dann ab.
    »Van ....« stammelte Willi.
    »Ach, lassen Sie doch!« unterbrach sie Kit. »Es ist alles in Ordnung.«
    Aber Willi war gründlich wie immer. »Van«, begann sie noch einmal, »ich - Sie -« Ihre Stimme versagte. »Sie sind ein fabelhafter Mensch«, vollendete sie schnell und lief davon. Kit stellte das schwere Tablett auf den Rand des Ausgusses und balancierte es vorsichtig. Als sie sich zu den Mädchen umdrehte, waren ihre Augen feucht.
    »Wenn ihr jemals etwas von dieser Sache weitererzählt, spreche ich nie wieder ein Wort mit euch«, sagte sie drohend.

 
     
Der Glaube
    Als das Wetter richtig warm wurde, machte Susy eine Entdeckung. Sie konnte an ihren freien Nachmittagen und an den Abenden ohne große Schwierigkeiten ins Freie hinausfahren. Im Herbst und im Winter war ihr die Stadt unübersehbar groß und weit ausgedehnt erschienen. Außerdem hätte man vor den Toren nur Spazierengehen können, und Gehen bedeutete jetzt keine Erholung mehr für Susy. Als sie nun bemerkte, daß viele Schwestern an ihren freien Nachmittagen, mit alten Kleidern und Tennisschuhen bekleidet, eilig aus dem Krankenhaus entflohen, erkundigte sie sich nach ihrem Ziel. Sie gingen Kanu fahren, hörte sie. Die blaue Ferne, in die man vom Dach des Schwesternhauses aus blickte, war von unzähligen Wasserläufen durchzogen.
    Den ganzen Frühling und Sommer hindurch machte Susy zusammen mit Kit und Connie Entdeckungsfahrten auf dem Wasser. Langsam glitt das Kanu an Wasserlilien und Seerosen vorbei durch stille Kanäle. Manchmal fuhren sie auch in mondhellen Nächten hinaus. Dann schwebte leichter weißer Nebel über dem Wasser, und sie fühlten sich wie verzaubert. Der Geruch von feuchter Erde und Fichtennadeln war erregend und beglückend. Es tat den Mädchen gut, einmal alle Geschäftigkeit des Krankenhauses hinter sich zu lassen und ohne Verantwortung die Zeit vertrödeln zu können.
    Das warme Wetter hatte noch andere Veränderungen mit sich gebracht. Die Wintertrachten wurden fortgelegt, und die Schwestern erschienen mit kurzen Ärmeln und weichen Kragen. Der Unterricht hörte nach dem Schlußexamen im Juni auf. Zwei Genesungsstationen wurden draußen auf dem Rasen in Zelten untergebracht. Connie machte im Juli dort Dienst. Kit war noch immer in der medizinischen Abteilung tätig, während Susy zur Hautstation versetzt

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