Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
Das ist menschlich.« Kit studierte den Dienstplan noch einmal. »Du hast um drei Uhr - wenn ich zurückkomme - frei. Harring ist wahrscheinlich im Ambulatorium. Es ist hoffnungslos. Willi wird in einer Minute erscheinen, um mich abzulösen. Sie bleibt dann bis zum Abend. Aber - ach, es ist nichts zu machen.«
    Kit war den Tränen nahe. So verzweifelt hatte Susy sie noch niemals gesehen. Bedrückt gingen die beiden in den Waschraum zurück.
    »Kannst du dich nicht irgendwie drücken?« fragte Susy teilnehmend.
    Kit schüttelte den Kopf. »Das würde nur bedeuten, daß Willi oder Schwester Meredith es machen müßte. Jetzt, da ich den ersten Schreck überwunden habe, möchte ich es keinem anderen zumuten - nicht einmal Willi.«
    »Schsch! Da kommt sie.«
    Willi, die gerade zum Dienst erschienen war, schwenkte schmuck und hübsch in einer frisch gewaschenen Tracht durch die Tür. Sie blieb vor den beiden Mädchen stehen, die dicht nebeneinander auf dem Rand der Badewanne hockten.
    »Nun, Van? Soeben erzählte man mir von Ihnen und Fräulein Cameron. Welche Ehre für Sie!«
    Es schien, daß Kit für einen Augenblick ihre Selbstbeherrschung verlieren sollte; sie sagte aber nur: »O ja! Fräulein Cameron und ich sind zur Zeit unzertrennlich. Ich glaube allerdings, daß es bald zu einem endgültigen Bruch zwischen uns kommen wird.«
    »Seien Sie doch nicht albern! Es handelt sich um eine große Ehre.«
    Jetzt konnte Kit sich nicht länger beherrschen. »Ehre! Willi, wenn ich nicht wüßte, wie taktvoll Sie sind, würde ich die Bemerkung geschmacklos nennen. Ehre!«
    »Nehmen Sie sich in acht«, fiel Susy ärgerlich ein. »Hochmut kommt vor dem Fall.«
    Willi beachtete sie gar nicht. »Wie meinen Sie das, Van?« fragte sie ruhig.
    »Ich meine, selbst Florence Nightingale würde schwanken, wenn man sie vor die Wahl stellte, entweder dieses Schlammbad vorzuführen oder beim Morgengrauen erschossen zu werden.«
    Willi hob ihr Kinn und sah hochmütig auf Kit hinunter.
    »Wie können Sie nur so reden! Das verstehe ich einfach nicht.«
    Kit war von bewundernswerter Geduld. »Haben Sie vergessen, daß Fräulein Cameron darauf zu bestehen pflegt, jede einzelne Bewegung in derselben Weise und in derselben Reihenfolge ausgeführt zu sehen, wie sie es uns gelehrt hat? Wenn ich auch nur einen einzigen Gegenstand auf die falsche Seite des Tisches lege, bin ich erledigt. Ich verstehe es, ein Schlammbad zu richten, und ich tue es so, wie ich es bei ihr gelernt habe - wenigstens beinahe so. Im wesentlichen mache ich alles genau nach ihrer Vorschrift. Aber sie neben mir zu wissen, würde mich wahnsinnig machen.«
    Susy sah, wie Willis Gesicht sich wieder in jene verhaßte blasierte Maske verwandelte, die sie oft zeigte, und seufzte.
    »Sie sollten es sich angewöhnen, alle Dinge vollkommen richtig zu machen«, sagte Luise, »nicht nur beinahe richtig. Dann wird Ihnen die richtige Handhabung in Fleisch und Blut übergehen, und nichts kann Sie aus der Fassung bringen.«
    »Hören Sie auf, Willi!« stöhnte Kit. »Ich glaube, Sie würden das Schlammbad mit Vergnügen vorführen - sogar ohne jede Übung.«
    »Natürlich, ich würde es mit Freuden tun. Mein Gedächtnis ist ausgezeichnet, und ich brauche mich meiner Leistungen nicht zu schämen. Ich habe keinen Grund, Fräulein Cameron zu fürchten.« Sie ging hinaus und ließ die beiden Mädchen sprachlos zurück.
    Endlich brach Kit das Schweigen. »Susy«, sagte sie ernst. »Ich habe einen Entschluß gefaßt. Um drei Uhr bist du dienstfrei, und Harring ist im Ambulatorium.«
    »Ja. Und?«
    Kits Gesicht blieb ernst. »Solange wir in der Schwesternschule sind, habe ich darum gebeten, Willi möge eines Tages der Blitz treffen. Ich werde dieses Gebet ein wenig ändern. Von jetzt an bis drei Uhr werde ich beten, ich möge vom Blitz getroffen werden.«
    Kits geändertes Gebet wurde jedoch nicht erhört. Sie verließ den Krankensaal bleich, aber in verzweifelt gutem Gesundheitszustand. Susy hörte bei Tisch, daß sie sich sofort nach dem Essen mit einer umfassenden Literatur über Schlammbäder in ihr Zimmer zurückgezogen hatte.
    »Sie hat sich von allen Schülerinnen ihre Notizen geben lassen«, berichtete Hilda Grayson. »Und sie übt - an Elfes Teddybär als Patient.«
    Luise verrichtete ihre Arbeit auf der Station mit einer so betont überlegenen Miene, daß Susy sie am liebsten geohrfeigt hätte. Ihre Nase schien noch länger als sonst zu sein, und ihre Augen wurden vor lauter

Weitere Kostenlose Bücher