Susanne Barden - 03 in New York
wühlten, mit Seidenpapier knisterten und ihr mit Stecknadeln im Mund Anweisungen zuzischten. Connies Kleid war aus schwerer gelblichweißer Seide. Unter dem weißen Brautschleier leuchteten ihre warmen haselnußbraunen Augen, schimmerte die elfenbeinfarbene Haut. Phils Orangenblüten brachten ein paar leuchtende Farben in das bezaubernde Bild.
Marianna, die neben der kleinen zierlichen Connie recht robust wirkte, starrte sie ehrfurchtsvoll an. »Jemine! Daß ein Mensch so - so schön sein kann!«
Nachdem Susy und Kit ihr Werk vollbracht hatten, lächelten sie die fremdartig ausschauende Freundin ein wenig unsicher an. Susy fiel plötzlich die Nacht ein, in der die drei Mädchen als Lernschwestern sich verspätet hatten und durch ein Fenster eingestiegen waren. >Nie wieder werden wir so wie damals sein<, ging es ihr durch den Kopf. Phil Halliday schien die Anwesenheit der Mädchen vollkommen vergessen zu haben. »Bist du auch sicher, daß er der Richtige ist, Connie?« fragte er leise.
»Ja, Papa«, antwortete sie bestimmt.
Die »Kleine Kirche um die Ecke« wirkte anheimelnd und einladend. Sie ist schon sehr alt und liegt inmitten von Blumenbeeten und grünen Rasenflächen. Die große Stadt umtost sie, stört ihre Ruhe jedoch nicht. Hohe Wolkenkratzer werfen blaue Schatten über die Straßen, aber die kleine Kirche liegt mitten in der Sonne. Ihre offene Tür lädt zum Eintreten ein. Schweigend gingen sie auf die Tür zu. Connie blickte in das gütige Gesicht ihres Vaters, als wollte sie ihn um Entschuldigung bitten. Susy, Kit und Marianna, deren helle Kleider in der Sonne leuchteten, gingen hinter den beiden her. »Ich bin noch nie in einer Kirche gewesen«, flüsterte Marianna.
Als der kühle Schatten des Portals sie umfing, setzte leises Orgelspiel ein. Langsam schwollen die Töne zu voller Stärke an, während Connie am Arm ihres Vaters voranschritt. Die kleine Trauungskapelle mit den bunten Glasfenstern und den geschnitzten Kirchenstühlen war von Kerzenlicht erleuchtet. Die Ewige Lampe, älter als die Kirche selber, hing über dem weiß-goldenen Altar, der von Blumen umrahmt war. Vor dem Pfarrer, der das offene Gebetbuch in der Hand hielt, standen zwei schwarz gekleidete Gestalten. Phils Gesicht war bleich. Es sah aus, als wäre es aus Stein gemeißelt, während er Connie entgegenblickte, die mit ihrem Vater langsam auf ihn zukam. Das Orgelspiel verklang, und es entstand ein leises Rascheln. Susy, die sich als Brautjungfer links neben Connie setzte, begegnete Bills Augen. Sie hatten wieder den gespannten fragenden Ausdruck. Nach kurzem Schweigen begann der Pfarrer mit klarer wohltönender Stimme die schönen alten Worte der Trauungsliturgie herzusagen.
Susys Herz schlug schneller. Eines Tages würde sie das gleiche mit Bill erleben. Dann würden diese Worte für sie bestimmt sein »zu leben in Gemeinschaft nach Gottes Willen im heiligen Stand der Ehe
- alle anderen verlassen - solange ihr beide lebt«.
»Ja«, ertönte Phils Stimme vernehmlich.
Connies Antworten waren leise, aber deutlich. Als Phil begann »Ich, Philipp, nehme dich, Constance ...«, wandte sie ihm das Gesicht zu und blickte ihn mit solch hingebender Liebe an, daß Susys Augen zu brennen begannen. Phil Hallidays Schnurrbart zitterte ein wenig. Doch bald entspannte sich sein Gesicht und nahm einen glücklichen Ausdruck an. Nachdem die Responsorien beendet waren
- Phil hielt noch Connies Hand mit dem glänzenden Ring -, warf der Pfarrer ihr einen Blick zu. Anstatt wie üblich das Vaterunser zu beten, sprach er langsam folgende Worte:
»Rede mir nicht ein, daß ich dich verlassen sollte und von dir umkehren. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch; da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das; der Tod muß mich und dich scheiden.«
Als er schwieg, hörte Susy, der die Tränen übers Gesicht liefen, hinter sich jemand schluchzen. Sie wußte nicht, ob es Kit oder Marianna war. Es folgten das Vaterunser und der Segen und zum Schluß die Verkündung der geschlossenen Ehe.
Connie hob das Gesicht und ließ sich von Phil küssen. Wieder ertönte die Orgel und erfüllte mit ihrem Dröhnen die kleine Kapelle. Connie ging mit leichten Schritten am Arm ihres Mannes ins Freie hinaus. Draußen löste sich die Spannung in Geplauder und erregtem Gelächter. Alle sprachen durcheinander. »Warum weinen die
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