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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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draußen warten«, sagte Marianna.
    Susy ließ sie zögernd allein und wünschte, sie hätte sich eine andere Zeit ausgesucht, in miserabler Stimmung zu sein, denn im Augenblick war nichts dagegen zu tun. Schon füllten die riesigen Rundungen von Frau Ventress die Tür, und Susy wurde ins Besuchszimmer genötigt, wo sie bald einem wasserfallgleichen Doppelkinn gegenübersaß.
    »Himmel, wo bin ich?« dachte sie verwirrt. »Marianna und Frau Ventress haben mich völlig aus dem Konzept gebracht. Los, Susy, raff dich zusammen!«
    Es erforderte keinen Takt, Frau Ventress nach der Eiskrem zu fragen, denn sie war längst frei von jeglicher Schuld an den Typhuserkrankungen erklärt worden. Außerdem gefiel es ihr offensichtlich, Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu sein.
    »Ich hab immer wieder an Ihre Eiskrem auf dem Kirchenessen denken müssen«, erklärte Susy. »Die Neugier läßt mich nicht schlafen, und daher bin ich hergekommen, um Sie einiges zu fragen.«
    Frau Ventress strahlte. Sie verstand es sehr gut, daß jemand vor Neugier nicht schlafen konnte.
    »Alle Kranken haben von Ihrem Eis gegessen«, fuhr Susy fort. »Aber es wurde auch von vielen anderen gegessen, die nicht krank geworden sind. Das kann ich einfach nicht begreifen. Und ich sagte mir, wenn einer es mir erklären kann, dann nur Frau Ventress, denn sie hat das Eis doch ausgegeben und war die ganze Zeit über im Saal.«
    Das Doppelkinn erbebte. »Ja, es ist sonderbar«, stimmte Frau Ventress zu. »Da war zum Beispiel Cal Littlefield mit seiner Frau. Beide aßen Eis, aber nur Cal legte sich hin, seine Frau nicht. Ich weiß noch genau, wie Cal mein Eis gelobt hat. Laura, sagte er, dein Eis macht dir keiner nach. Ich könnte einen ganzen Berg davon essen. Ich sagte darauf: Du willst wohl noch ‘ne zweite Portion haben, was? Und er darauf: Du hast es getroffen. Aber mach schnell! Es ist schon zwanzig Minuten nach acht, und ich hab zu Hause noch Arbeit. Ich brachte ihm also seine zweite Portion, und er aß sie und ging nach Haus.«
    »Hat seine Frau auch eine zweite Portion gegessen?«
    »Nein, seine Frau nicht.« Das runde Gesicht von Frau Ventress umwölkte sich. »Wenn ich bloß wüßte, wer das gemacht hat! Aber eins weiß ich bestimmt: Dr. Barry war es nicht - wenn es auch alle sagen. So ein netter junger Mann kann nicht lauter kleine ekelhafte Tierchen im Körper haben. Und dann war er überhaupt nicht in der Nähe des Eiskübels. Das Eis stand auf der hinteren Veranda, und dorthin ist der Doktor überhaupt nicht gegangen. Das hab ich den andern auch schon gesagt.«
    Sie sprach unaufhörlich weiter, während ihr Doppelkinn bebte.
    Susy hörte gar nicht mehr zu. Sie dachte an Cal Littlefield, der gegen halb neun eine zweite Portion Eiskrem bekommen hatte.
    »Frau Ventress!« unterbrach sie schließlich den Redestrom. »Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie Cal Littlefield und seiner Frau die erste Portion gegeben haben?«
    »Hm - ja - so genau weiß ich das nicht mehr. Es muß so um acht rum gewesen sein oder etwas später. Ich hab ja fast die ganze Zeit über Eis ausgegeben. Aber Cal Littlefield ißt seine erste Portion immer langsam und kostet sie richtig aus. Er war kaum fertig, da sagte er zu mir: Laura, sagte er, dein Eis macht dir keiner nach und ...«
    »Wem haben Sie danach noch Eis gegeben?«
    »Warten Sie mal - da war Lisha Pringle und die Downeys und Bi- ja Crowley und seine beiden Jungs und ...« Sie zählte noch weitere Namen auf.
    Susy gab sich Mühe, so ruhig wie möglich auszusehen. Alle Personen, die nach Cal Littlefield Eiskrem bekommen hatten, waren erkrankt. Aber Frau Ventress durfte nicht merken, daß Susy dies wichtig erschien. Sie würde im ganzen Ort darüber reden. Und Bill sollte doch den Bazillenträger entdecken. Eine Frage wollte Susy jedoch noch stellen.
    Sie stand auf und knüpfte ihren Mantel zu. »Vielen Dank, Frau Ventress!« sagte sie liebenswürdig. »Es war sehr nett von Ihnen, daß Sie meine Neugier gestillt haben. Die ganze Sache ist sehr verworren.« Sie ging einen Schritt zur Tür und wandte sich dann noch einmal um. »Waren eigentlich auch Besucher von den umliegenden Farmen zum Kirchenessen gekommen, und hielt sich vielleicht einer von ihnen zwischen acht und halb neun auf der hinteren Veranda auf?«
    »Wie soll ich das jetzt noch wissen? Es war ja ein ewiges Kommen und Gehen. Ich hatte genug zu tun, das junge Volk und die Hunde vom Eiskübel fortzuscheuchen. Einmal erwischte ich sogar den großen

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