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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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»Die Arbeit ließ mir keine Zeit dazu.« Dann erinnerte sie sich an Jul und ging eilig weiter.
    Juls Hütte lag hinter einer Anhöhe. Bald sah Susy sie durch die Bäume schimmern. Bill, Dr. Vinal und Lot Phinney standen vor der Tür, und sie hörte Dr. Vinal rufen: »Kommen Sie heraus, Jul! Sie können uns doch nicht mehr entwischen.«
    Die Blechkanister, aus denen die Hütte zusammengestoppelt war, glitzerten in der Sonne. Neben einem Kaninchenstall türmte sich ein Haufen leerer Bierflaschen. In einem engen Drahtkäfig flatterten ein paar ängstliche Küken. Aus der Hütte kam kein Laut.
    Nun ertönte Lot Phinneys Stimme. »Komm heraus, du alter Dummkopf! Soll ich dich wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt einsperren lassen?«
    Ein Strom unflätiger Schimpfwörter ergoß sich aus der Hütte. Susy errötete, ging jedoch tapfer weiter. Als die Männer ihre Schritte hörten, drehten sie sich um. Bills Augen leuchteten auf.
    »Halt den Mund, du Schwein!« schrie Lot Phinney wütend zur Hütte hin. »Hier befindet sich eine Dame.«
    Jul antwortete mit höhnischem Gelächter.
    »Herr Wherity!« rief Susy. »Ich bin es - Susanne Barden, die Krankenschwester. Wollen Sie mir nicht öffnen?«
    »Nein, ich will nicht öffnen«, antwortete Jul spöttisch mit hoher verstellter Stimme. »Wer durch meine Tür zu kommen versucht, kriegt ‘ne Kugel in die Visage!«
    Susy erbleichte. »Hat er ein Gewehr?« fragte sie Bill.
    »Ich weiß es nicht. Er behauptet, er hätte eins. Hab keine Angst, mein Herz!« Bill wandte sich den Männern zu. »Ich werde mal einen Vorstoß machen. Mit Reden ist hier nichts getan.«
    »Seien Sie vorsichtig, Doktor!« warnte ihn Lot Phinney. »Was wollen Sie tun?«
    »Einfach hineingehen.«
    »Nein, machen Sie keinen Unfug!« riet auch Dr. Vinal. »Warten Sie! Vielleicht können wir ...«
    Aber Bill ging bereits auf die Tür zu. Die beiden anderen Männer sahen ihm ein wenig bedenklich nach. Dann gingen sie langsam hinterher. Susy stand reglos da, den Handrücken gegen den Mund gepreßt. Der Hals war ihr wie zugeschnürt.
    Dicht vor der Tür blieb Bill stehen und horchte. Dann sagte er in liebenswürdigem Ton: »Sie haben Pech, Jul, aber da ist nichts zu machen. Wir müssen Ihr Blut untersuchen. Machen Sie die Tür lieber freiwillig auf.«
    »Sie werden mich nicht untersuchen!« kreischte Jul. »Doktors! Quacksalber! Geben den Leuten Typhus, und dann soll ein anderer schuld dran sein!« Er lachte gackernd. »Mir machen Sie nichts weis! Ich habe den Leuten gezeigt, was Sie sind! Quacksalber! Auf Ihren Wagen hab ich’s geschrieben. Man wird Sie von hier fortjagen.«
    »Hören Sie auf zu schimpfen, alter Junge! Es hat keinen Zweck.«
    »Wenn du die Tür anrührst, schieß ich!«
    »Na, dann schieß!« sagte Bill und stieß mit der Schulter gegen die Tür. Das dünne Holz zersplitterte, die Tür gab nach. Jul Wherity hockte hinter einem umgekippten Tisch. In seinen rotgeränderten Augen malte sich Todesangst.
    Bill stieß den Tisch mit dem Fuß beiseite. »Kommen Sie, Jul«, sagte er mitleidig. »Stehen Sie auf und ziehen Sie Ihren Mantel aus.«
    »Was - was wollen Sie mit mir machen?«
    »Wir wollen Sie nur untersuchen. Und morgen bringen wir Sie auf eine Farm, wo Sie dreimal täglich zu essen bekommen und nachts in einem schönen Bett schlafen können.«
    »Sie - Sie stecken mich nicht ins Gefängnis?«
    »Aber nein!«
    Die kleinen rotgeränderten Augen füllten sich mit Tränen. Langsam stand der alte Mann auf und begann mit zitternden Händen seinen Mantel aufzuknöpfen.
    »Na also!« sagte Dr. Vinal näher tretend.
    Lot Phinney, der an der Türe stehengeblieben war, atmete hörbar auf. »Der alte Bursche hat uns angeführt. Er besitzt gar kein Gewehr.«
    Plötzlich hörte er schwaches Stöhnen hinter sich. Er fuhr herum und sprang zu Susy hin. »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Ach, es ist nichts«, antwortete Susy mühsam. »Mir ist - ganz gut - wirklich.«
    Lot legte väterlich seinen Arm um ihre Schultern. »Nun, nun, es ist ja nichts passiert!«
    Sie lächelte schwach. Erleichtert und voller Stolz sah sie zu Bill hin. »Was - macht man bloß - mit solch einem leichtsinnigen Kerl?«
    »Das überlasse ich Ihnen. Aber ich weiß, was ich tue. Springdale soll von dieser Geschichte hören - und zwar eine Menge!«

 
     
Zwei und zwei sind vier
    Springdale hörte wirklich eine Menge von der Geschichte. Noch vor sieben Uhr hatte die Bevölkerung alle Tatsachen erfahren und noch zweimal soviel dazu erfunden.

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