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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Man erzählte sich, Bill habe den Bazillenträger monatelang verfolgt. Dann habe er drei Nächte lang von Jul geträumt und die Wahrheit entdeckt, »als hätte Gott selber sie ihm offenbart«.
    Die Schilderungen der Szene vor Juls Hütte wurden immer dramatischer. Jul, so hieß es, hätte Schaum vor dem Mund gehabt und wäre in Krämpfe gefallen, als Dr. Barry ihn stellte. Bill sollte die ganze Vorderwand der Hütte eingeschlagen haben, während Jul unaufhörlich auf ihn geschossen hätte. In der Hütte wäre ein ganzes Waffenlager entdeckt worden und unter Juls Kopfkissen ein Namenverzeichnis; und die Namen derjenigen, die Typhus bekommen hatten, wären durchkreuzt gewesen. Jul sollte im Sold eines fremden Landes stehen, und am Tage des Kirchenessens hätte man in der Nähe seiner Hütte Blinklichter gesehen. Bill sollte gerufen haben: »Ich fürchte deine Kugeln nicht, Jul Wherity! Ich bin gekommen, um die Bevölkerung von Springdale zu retten.« Susy war darauf wie tot umgefallen. Nur ihre Tasche hatte sie vor dem sicheren Tod bewahrt. Sie wäre vollkommen durchlöchert; und der Lärm der Schlacht wäre bis zu Martha Edgett gedrungen. Einige behaupteten sogar, sie hätten die Schüsse in Springdale gehört.
    Bill stellte seinen Wagen vor seinem Haus ab und fuhr mit Susy zur Imbißstube. Die Leute auf der Straße winkten ihnen zu. Viele drängten sich in die Stube, schüttelten Bill die Hand und sagten, sie hätten es ja immer gewußt, daß er Jul Wherity überführen werde. Niemand fand solche Bemerkungen sonderbar. Patienten, die Bill untreu geworden waren, kamen an seinen Tisch und sagten schüchtern, sie hätten schlimme Finger, Geschwüre oder entzündete Mandeln. Ob der Doktor wohl morgen zu sprechen wäre? Sie würden sich gern von ihm untersuchen lassen.
    »Was macht Ihre Praxis, Doktor?« murmelte Susy über ihren Klopsen.
    »Sie macht sich!« Bill schmunzelte; seine Augen leuchteten vor Glück.
    Kleine Jungen jubelten ihrem Wagen zu, als sie zurückfuhren. Das ganze Tal entlang blinkten freundliche Lichter. Der Fluß plätscherte fröhlich. Der freundliche Mond schien auf heiter emporstrebende Bergspitzen.
    »Ich glaube, Jul freut sich, daß er auf die Kreisfarm kommt«, sagte Susy. »Ist das nicht sonderbar?«
    »Ach, ich weiß nicht recht. Er ist alt und müde und hat es satt, immer für sich allein zu leben. Die Typhus-Geschichte hat ihn völlig durcheinandergebracht; er kann das alles nicht recht begreifen. Er weiß ja, daß es ihm auf der Farm gut gehen wird, und ist uns im Grunde sicherlich dankbar. Als ich ihn untersuchte, gestand er mir, daß er schreckliche Angst vor Ärzten habe. Er wollte in Ruhe gelassen werden und den neuen Arzt aus Springdale vertreiben.«
    Schweigend fuhren sie weiter, bis die Lichter von Annes Haus durch die Bäume blitzten. Zwei Gestalten stürzten aus der Tür und kamen ihnen entgegengelaufen. Anne betastete Susy besorgt. »Ist alles in Ordnung, Kind? Wir hörten, man habe dich abgeschossen.«
    »Was für ein Unsinn! Niemand wurde abgeschossen - nicht mal ein Gewehr!« Susy lachte. »Nanu, Marianna, hast du geweint?«
    »Ach wo! Ich hab nur Schnupfen. Wie war es, Susy? Zeig mal deine Tasche her. Sie soll ja ganz durchlöchert sein. Hat Bill den Burschen wirklich mit einem Kaninchen niedergeschlagen?«
    »Mit was?«
    »Mit einem Kaninchen! Man hat uns erzählt, Jul hätte ihn angegriffen, und da hätte Bill ein Kaninchen aus einem Drahtkäfig gerissen, es über seinem Kopf geschwungen und .«
    »Ach, du lieber Himmel!«
    »Kommt erst mal ins Haus!« sagte Anne energisch. »Am warmen Ofen erzählt sich’s besser als hier draußen im Matsch. Nanu - wer kommt denn da?«
    Eine lange schwarze Limousine kam den Berg herauf und hielt hinter Susys Wagen. Die Gruppe vor der Tür beobachtete erstaunt, wie ein livrierter Chauffeur ausstieg und mit einem großen Korb auf sie zukam. »Ich suche Fräulein Barden.«
    »Ich bin Fräulein Barden.«
    Der Chauffeur verbeugte sich vor Susy und reichte ihr den Korb. »Eine Empfehlung von Herrn Todd!«
    Susy nahm den Korb und ließ ihn vor Überraschung beinahe fallen. »Danke«, sagte sie verwirrt. »Ich meine - bestellen Sie bitte Herrn Todd, ich ließe vielmals danken.«
    »Sehr wohl!« Der Chauffeur drehte sich um, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
    »Jemine!« schrie Marianna. »Komm schnell ‘rein! Vielleicht sind es Orchideen.«
    »Nein, für Orchideen ist der Korb zu schwer - falls sie nicht aus purem Gold sind.«
    Bill nahm Susy

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