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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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war sie im Kino und erfuhr erst nach ihrer Rückkehr davon. An einem
    Sonnabendabend hatte Ira Prouty plötzlich starke Schmerzen bekommen, und Bill mußte ihm auf einem Küchentisch den Blinddarm herausnehmen. Susy assistierte ihm, und Kit, die wie gewöhnlich zum Wochenende herübergekommen war, machte die Narkose. Es ist viel weniger eindrucksvoll, von einem Ereignis zu hören, als es selber mitzuerleben. Marianna blieb ziemlich gleichgültig bei Susys Schilderung von der Operation. Sie fand es viel aufregender, als sie mit ansah, wie ein Krankenwagen aus Winslow einen der Gäste vom Hotel Kahlschlag abholte. Elias Todd folgte dem Krankenauto in seinem eigenen Wagen. Marianna berichtete zu Hause, daß der Gast sich verzweifelt gesträubt hatte, ins Krankenhaus gebracht zu werden. Er wollte seine Lungenentzündung im Hotel auskurieren und nicht fünfzig Meilen über holperige Bergstraßen geschleppt werden. Es hieß, er habe Elias Todd gedroht, ihn zu verklagen, falls die Fahrt nach Winslow ihm schadete. Und Elias hatte sich bereit erklären müssen, die Krankenhauskosten zu bezahlen, bevor er sich endlich fortbringen ließ.
    Bill, der zu dem Kranken gerufen worden war, bestätigte, was Marianna erzählte. Der Mann sei durchaus transportfähig gewesen, sagte er. Aber es könne recht unangenehm für Elias werden, falls sich sein Zustand wider Erwarten verschlechterte.
    Im August unternahmen Kit und Susy, Marianna das Land zu zeigen, damit sie es lieben lernte. Kit, die sich einen kleinen Wagen gekauft hatte, kam am Sonnabend schon immer mittags herüber. Dann fuhren die Mädchen mit Marianna in die Weißen Berge. Manchmal kam auch Anne mit. Immer aber war der muntere Maxi dabei, der jetzt ausgewachsen war und von allen zärtlich geliebt wurde. Von unersättlicher Neugier gepeinigt, hing er während der Fahrt halb aus dem Wagenfenster, indessen Marianna ihn am Schwanz festhielt. Er steckte die lange schwarze Nase in den Wind; die Ohren flatterten nach hinten, so daß man die braune Unterseite sah; und seine kurzen Hinterbeine trampelten unaufhörlich auf Mariannas Schoß herum.
    »Das Fahren macht ihm einen Mordsspaß«, sagte Marianna zu Susy. »Maxi ist eigentlich gar nicht wie ein Tier - sondern mehr wie ein Mensch.«
    »Alle Hunde erscheinen einem so, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt«, entgegnete Susy. Falls alle anderen Versuche fehlschlugen, blieb Marianna vielleicht, weil sie sich nicht von Maxi trennen konnte. Es war eine schwache Hoffnung - aber immerhin eine Hoffnung.
    Bill konnte die Mädchen nicht auf ihren Fahrten begleiten, aber er gab Susy einen guten Rat. »Marianna ist im Grunde ihres Herzens romantisch. Erzählt ihr die Sagen der Weißen Berge. Anne kennt sie alle und wird euch helfen.«
    »Wird Marianna den Braten nicht riechen? Wenn sie errät, warum wir es tun, wird es nichts nützen.«
    »Nun, Kit könnte Anne ja bitten, ihr die Geschichten zu erzählen. Sie kommt aus Kanada und sollte sich als Fremde für die Sagenwelt Neu-Englands interessieren.«
    Also erzählte Anne die alten Sagen angeblich für Kit. Und Kit fragte so eifrig und geschickt, daß Marianna nach und nach die ganze Geschichte der Weißen Berge kennenlernte.
    Die Mädchen fuhren mit der Zahnradbahn zum Gipfel des Mount Washington hinauf. Sie sahen die übereinandergeschichteten Felsbrocken an der Stelle, wo das unglückliche Fräulein Bourne bei einer Besteigung des Berges vor Erschöpfung gestorben war. Sie hörten von den furchtbaren Stürmen und der lähmenden Kälte, die hier oben im Winter herrschten. Sie fanden Hochgebirgspflanzen, die sonst nur noch im nördlichen Polarkreis wachsen. Sie sahen kleine runde Bergseen und guckten auf dicke weiße Wolken hinunter.
    Sie besuchten die Engpässe Dixville, Pinkham, Franconia, und Anne erzählte von dem riesigen Karfunkel, den die Indianer in einer Höhle versteckt haben sollten. Der Stein sollte so herrlich funkeln, daß er nachts alle umliegenden Berge erleuchtete und man ihn manchmal sogar am Tage schimmern sah. Wen seine Lichtstrahlen trafen, der wurde von einer unstillbaren Sehnsucht befallen und wanderte Tag und Nacht ruhelos durch die Schluchten, um ihn zu finden. Sie besichtigten einen Fluß, der plötzlich in der Erde verschwand. Sie besuchten den Echosee und den »Alten Mann« mit dem riesigen steinernen Gesicht, den die Indianer »Hüter der Kristallberge« nannten.
    »Jetzt hat er sich etwas beruhigt«, sagte Anne, »aber früher war er schrecklich wild. Aus

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