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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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um und sagte zu den Zwillingen, die noch immer wie gebannt auf Bettinas verbundenes Bein starrten: »Zieht euch an und geht in den Garten, bis ich euch rufe. Laßt euch aber von Anne Gummischuhe anziehen.«
    »Warum dürfen wir nicht hierbleiben?« fragte Jonny. »Ich möchte Pa helfen.«
    »Wenn du größer bist, kannst du ihm helfen, Jonny. Jetzt wünsche ich, daß ihr hinausgeht.« Susys Ton war fest, und die Zwillinge gehorchten ohne weitere Widerrede.
    Kaum waren sie fort, da kam auch schon Bill mit seiner Tasche durch die Hintertür ins Haus. »Wir werden Sie brauchen, Anne«, hörte Susy ihn sagen. »Bitte machen Sie den Küchentisch frei, legen Sie eine wollene Decke auf und breiten Sie ein sauberes Laken darüber. Und daneben stellen Sie einen kleinen Tisch. Dann tun Sie nur, was Susy Ihnen sagt. Haben Sie Angst?«
    »Ein bißchen. Aber wenn Sie und Susy nicht bange sind, wo es doch Ihr eigenes Kind ist, werd’ ich’s ja auch aushalten.«
    »Susy und ich sind an so etwas gewöhnt. Trotzdem ist mir gar nicht wohl zumute, das können Sie mir glauben.«
    Bill kam ins Wohnzimmer. Bettina streckte ihm die Arme entgegen. »O Pa, ich dachte, du kommst überhaupt nicht mehr! Aber ich war sehr tapfer, nicht wahr, Mammi?« Dann fügte sie genau in Susys Tonfall hinzu: »Ich bin ja auch eine Arzttochter!«
    Bill sah auf das liebliche Gesichtchen hinunter. »Das ist prächtig! Aber wie kann eine Arzttochter sich so schlimm schneiden?«
    »Ich konnte doch nichts dafür.«
    »Nein, ich weiß, es war die böse Kommode. Ich hab’ sie mir eben angesehen. Der Beschlag der mittleren Schublade ist nach außen gebogen, und das Ding ist ziemlich scharf. Morgen werde ich es in Ordnung bringen. Aber jetzt kommst du erst mal dran.«
    Nur einen Augenblick flackerte etwas Angst in Bettinas Augen auf. Dann sagte sie tapfer: »Ja, Paps.«
    Susy folgte Bill in die Küche hinaus. Er zog eine Ätherflasche aus seiner Manteltasche und gab sie ihr. »Fang nur schon an! Ich wasche mich inzwischen.«
    Susy stach mit einer Nadel zwei kleine Löcher in den weichen Verschluß der Ätherflasche. »Ich werde Bettina auf der Couch betäuben. Dort wird es ihr weniger schrecklich sein.«
    Bill nickte. Susy ging ins Wohnzimmer zurück und legte Bettina flach hin, während sie immerfort mit ihr sprach. Dann setzte sie sich hinter ihren Kopf und ließ ein paar Tropfen Äther in die Gaze des Zylinders fallen, den sie ein Stück von Bettinas Gesicht entfernt hielt.
    Bettina schnüffelte mißtrauisch. »Atme ganz ruhig, Tina!« Anne kam leise ins Zimmer, setzte sich neben das Kind und hielt seine Hände. Wieder ließ Susy ein paar Tropfen auf die Gaze fallen und näherte den Zylinder Bettinas Nase.
    »Es ist kalt«, sagte Bettina überrascht.
    »Nun mach die Augen zu und atme ganz tief.«
    Bettina gehorchte, und Susy ließ mehr Äther aus der Flasche tropfen. Sie ging sehr langsam vor, um das Mädchen nicht zu ängstigen. Nach ein paar Minuten sah Bettina auf. »Mir ist schwindlig, Mammi.«
    »Das ist gut. Du machst es fein, Tina! Pa wird stolz auf dich sein. Paß auf, in einer Minute bist du eingeschlafen.«
    Nachdem sie noch eine Weile gewartet hatte, legte Susy ihrem Kind ein Taschentuch über die Augen, um sie vor den Ätherdämpfen zu schützen, und senkte den Zylinder tiefer.
    Bettinas Atem ging ein wenig schneller, aber sie bewegte sich nicht. Aus der Küche hörte man Wasserplätschern. Susy lauschte auf
    Bettinas Atem und goß noch mehr Äther in den Zylinder. Schließlich hob sie ein Ende des Taschentuchs und zog Bettinas Lid in die Höhe. Nur widerstrebend blickte sie in das starre blaue Auge ihres Kindes, um festzustellen, ob die Pupille sich verengt hatte. Aber es mußte ja sein.
    »Sie ist soweit, Bill!« rief Susy.
    »Ich bin bereit«, antwortete er.
    Während Susy den Zylinder über Bettinas Gesicht hielt, hob Anne den schlaffen kleinen Körper hoch, trug sie in die Küche und legte sie behutsam auf den Tisch.
    Bill wartete schon. Er hatte seine Jacke ausgezogen und sich die Hemdsärmel auf gekrempelt. Auf einem kleinen Tischchen, das mit einem Handtuch bedeckt war, hatte er seine Instrumente ausgebreitet.
    Einen Augenblick horchte er auf Bettinas Atem. Dann sagte er zu Anne: »Schneiden Sie bitte den Verband durch. Nein, nicht mit dieser Schere! Nehmen Sie die Küchenschere.«
    Nachdem Anne die Druckbandage aufgeschnitten hatte, begann sofort wieder das Blut zu fließen. Bill klammerte die zerschnittene Vene fest und säuberte die Wunde.

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