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Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt

Titel: Susanne Barden 06 - Heiter bis bewölkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Draußen jauchzten die Zwillinge beim Spiel; Maxi kratzte unruhig an der Tür.
    Bill nahm ein stumpfnasiges Instrument mit einem langen Griff in die Hand, befestigte eine Nadel daran und zog die Muskeln innerhalb der Wunde zusammen. Dann glättete er die unregelmäßig zerschnittene Haut und begann sie sorgfältig zusammenzunähen.
    Susy stellte den Zylinder fort. Als Bill den letzten Stich getan hatte und nach dem Verband griff, begann Bettina sich zu rühren. Lächelnd sah er auf. »Gute Arbeit!« Dann trug er Bettina nach oben und legte sie in ihr Bett. Susy, die ihm auf den Fersen gefolgt war, sank auf einen Stuhl. »Die Arzttochter hat sich gut gehalten«, murmelte sie. »Aber die Arztfrau ist am Ende ihrer Kraft.« Bill wischte sich mit dem nackten Arm über die Stirn. »Und der Arzt ebenfalls.«

 
Frau Barry ist sehr liebenswürdig
    »Das gefällt mir nicht!« sagte Susy, die am Küchenfenster stand und in den Garten hinaussah. Anne schloß die Tür des Bratofens und ging zu ihr. Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. Unter einem in voller Blüte stehenden Apfelbaum stand Karla und half den BarryKindern, auf die untersten Äste hinaufzuklettern. Alle vier lachten ausgelassen; ihre Gesichter strahlten mit dem schönen Frühlingsmorgen um die Wette.
    »Was gefällt dir daran nicht?« fragte Anne verwundert. »Sie werden schon nicht ’runterpurzeln. Und wenn auch, der Boden ist weich wie ein Schwamm.«
    »Ich meine nicht Bettina und die Zwillinge, sondern Karla. Sie ist vierzehn Jahre alt, und ihre einzigen Freunde sind Erwachsene oder Kinder von vier bis sechs.«
    »Du mußt Geduld haben, Susy. Sie ist in einem schwierigen Alter.«
    »Ja, ich weiß. Aber es ist mehr als das. Sie leidet an einem Komplex. Wenn sie sich nicht bald mit Kindern ihres Alters anfreundet, wird sie sich nicht gesund und normal entwickeln.«
    »Ja, es ist sonderbar mit ihr. Tom Bingham, der den Stuarts die Milch bringt, hat neulich zu seiner Mutter gesagt, Karla sei sehr hübsch, aber sowie man sie anspräche, erstarre sie zu einer Salzsäule.«
    »Siehst du!«
    »Hast du schon einmal mit ihr gesprochen?«
    »Sie meidet eine Aussprache wie die Pest. Und ich möchte nicht gewaltsam vorgehen.« Susy kratzte mit dem Fingernagel an einem Fleck auf der Fensterscheibe. Dann sah sie Anne an. »Vielleicht sollte ich doch gewaltsam vorgehen.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich werde für Karla einen Tanztee mit jungen Leuten arrangieren.«
    Anne machte ein bedenkliches Gesicht. »Das kommt mir so vor, als wolltest du sie ins Meer werfen, um ihr das Schwimmen beizubringen.«
    »Höchstens in einen Teich, Anne. Außerdem werde ich ihr die Hand reichen. Es soll nur eine kleine Gesellschaft mit den nettesten Kindern der Nachbarschaft sein. Und ich werde ihnen vorher sagen, daß Karla schüchtern ist.«
    »Sie ist ja gar nicht schüchtern, sondern nur durch ihre Aussehen gehemmt.«
    »Das kann ich den Kindern unmöglich erklären. Wenn sie hören, daß Karla schüchtern ist, werden sie ihre Eigenarten damit erklären.«
    »Karla wird nicht kommen, fürchte ich.«
    »Ich werde sie schon überreden.« Susy war recht zuversichtlich. Da sie niemals lange damit zögerte, einen Entschluß in die Tat umzusetzen, ging sie sogleich in den Garten hinaus und zog Karla beiseite. Sie setzten sich auf den Rasen, und Susy erzählte, was sie vorhatte.
    Karla erblaßte; ihre grauen Augen verdunkelten sich. »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen, Frau Barry«, stammelte sie. »Aber ich —« Da ihr keine höfliche Form der Ablehnung einfiel, platzte sie heraus: »Bitte, tun Sie das nicht! Ich hasse Tanzgesellschaften!«
    »Bist du denn schon mal auf einer gewesen?«
    »Ja, im letzten Winter. Nell wollte durchaus, daß ich hinging. Es war fürchterlich! Die Mädchen kicherten und flüsterten hinter meinem Rücken. Als ich dann zum Tanzen aufgefordert wurde, war ich ganz garstig zu den Jungen, so daß sie mich nicht mehr aufforderten. Und da saß ich nun. Auch mein Kleid war eine Katastrophe.«
    »Was war denn mit deinem Kleid nicht in Ordnung?«
    »Die Farbe. Alle anderen Mädchen hatten rosa und hellblaue oder weiße Kleider an. Aber Mutter meinte, ich sollte nicht wie ein Bonbon unherlaufen, und kaufte mir einen grünlichen Stoff. Eins der Mädchen sagte, ich sähe aus, als hatte man mich in Spinat getaucht.«
    Susy verwünschte die Ungeschicklichkeit von Mona Stuart. Bestimmt hatte Karla wundervoll in dem grünen Kleid ausgesehen. Aber selbst eine weltfremde

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