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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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verlassen konnte, dass die Freundinnen stets den richtigen Ton trafen. Das Mitleid dieser zwei Frauen war Balsam auf den Wunden, die ihr das Leben schlug.
    »Du hättest mich anrufen sollen. Ich hätte alles stehen und liegen gelassen und wäre vorbeigekommen. Schrecklich, wenn ich mir vorstelle, wie du armes Ding dich an der Schulter dieses Klempners hast ausweinen müssen«, meinte Carmen.
    »Aber natürlich ist es nicht deine Schuld. Das kann jedem passieren«, bekräftigte Doris.
    »Genau«, stimmte Carmen zu, »schlag dir den Selbstvorwurf ganz schnell aus dem Kopf. Es war ein Versehen. Einfach ein blödes Versehen! So erinnert einen das Leben daran, dass nichts sicher ist und dass man die Dinge schätzen soll, so lange man sie hat.«

    »Und wie hat’s Tom aufgenommen?«, erkundigte Doris sich.
    »Ach«, meinte Daisy zögernd, »eigentlich ganz gut. Natürlich war er ein bisschen schockiert. Ich meine, er hat ein Schweinegeld für den Ring ausgegeben. Aber dann hat er sich doch recht tapfer damit abgefunden. Allerdings hat er auch gesagt, dass es meine Schuld ist. Was natürlich stimmt. Er meinte, die meisten Leute würden ihren Verlobungsring nicht verlieren – im Gegensatz zu mir.«
    Carmen schnaubte. »Das ist wieder mal typisch Mann. Der hat leicht reden; der muss das verdammte Ding ja nicht den ganzen Tag am Finger rumschleppen. Dauernd haben wir auf Dinge zu achten, die Männern völlig schnuppe sind. Wie zum Beispiel die Beckenhöhle«, fügte sie düster hinzu.
    »Aber Tom hat das sicher nicht böse gemeint«, warf Daisy in Verteidigung ihres Göttergatten ein. »Er hat bloß ein bisschen Dampf abgelassen. Und es stimmt ja auch; die meisten Leute behalten ihre Ringe ein Leben lang. Oder hast du schon mal jemanden sagen hören: ›Allmächtiger, jetzt hab ich meinen Ring zum Klo runtergespült!‹ Ich bin eben ein blöder Trampel.«
    »Du bist nicht blöd«, widersprach Doris beharrlich. »Und was macht es überhaupt? Du bist schließlich noch immer verheiratet, richtig?«
    »Richtig«, bestätigte Daisy dumpf.
    Sie unterbrachen sich kurz, da die Kellnerin angeschlurft kam, um die leere Platte abzuräumen und zu fragen, ob sie vielleicht etwas Grüner-Tee-Eis zum Nachtisch wünschten.
    »Na sicher«, sagte Doris und drückte ihre Zigarette aus. »Eiscreme, der beste Begleiter in allen Lebenslagen, stimmt’s?«
    Carmen seufzte. »Bei dir spielt das ja vielleicht keine Rolle, Doris, du bist dürr wie ein Stecken. Ja, du bist dünner, als ich dich je erlebt habe. Ein Stecken würde neben dir wahrscheinlich
fett wirken. Aber es gibt Leute, die können nicht alles essen, wonach ihnen der Sinn steht. Manche müssen jetzt schon auf die drohende Altersfettleibigkeit achten.«
    Doris tat, als würde sie über den Tischrand spucken, um den bösen Blick abzuwehren. »Sprich bloß nicht vom Alter. Wir sind doch erst fünfunddreißig, und die fünfunddreißig von heute sind die fünfundzwanzig von gestern. Mindestens noch zehn schöne Jahre haben wir vor uns, in denen wir als jung durchgehen und ärmellose Kleider tragen können.«
    »Denkst du«, jammerte Carmen. »Aber wenn du mal so alt bist, wie du dich fühlst, dann weißt du, dass du die Jugend hinter dir gelassen hast. Wenn ich nach einem langen Tag in der Klinik heimkomme, die Kinder begrüße, Essen koche und dann auch noch die Schulbücher rauskrame, um mir irgendwelche Periodentabellen oder physikalische Reaktionen in den Kopf zu hämmern, dann weiß ich, dass ich nicht mehr zu den Jugendlichen gehöre.«
    »Apropos Essen, ich habe euch ja noch gar nicht erzählt, mit welcher Katastrophe der schlimmste Tag meines Lebens zu Ende ging«, warf Daisy ein.
    Abermals erwiesen sich Carmen und Doris als zufrieden stellendes Publikum; sie stöhnten mitfühlend, als sie hörten, dass ausgerechnet Angela schwanger geworden war, und keuchten entsetzt auf, als Daisy zu der Stelle kam, wo Patricia über Daisy und Tom herfiel.
    Doris meinte erzürnt: »Von wegen egoistisches Leben – so lebt doch sie, die verzogene Kuh! Und was hast du gesagt?«
    »Ich hab sie angebrüllt, und dann musste Tom mich mit Gewalt zur Tür schleppen. Es war ein Albtraum, einfach scheußlich und furchtbar peinlich. Die arme Angela hat geheult. Patrick sah aus, als hätte er eins über den Schädel gekriegt, und Barry war sprachlos, das erste Mal, dass ich ihn so erlebte. Na, jedenfalls habe ich heute Morgen alle angerufen
und den obligatorischen Kniefall getätigt – hoffentlich ist die

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