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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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der Leiterin zu helfen, die gerade noch einen letzten Versuch machte und energisch an dem Baby zog.
    Mit diesem letzten Blick kippte das gesamte Klettergerüst, und Beatrice, die immer noch an Alex zerrte, stolperte rückwärts, verfing sich in den Plastikstangen und begann auf der rutschigen Matte das Gleichgewicht zu verlieren.
    »O Gott«, murmelte Isobel und sprang vor, um Alex zu
fassen zu kriegen, bevor er auf dem Boden aufschlug. Sie erwischte ihn, während Beatrice mit dem Klettergerüst auf der Matte herumtorkelte. Isobel packte Alex, der wie ein Miniatur-Supermann durch die Luft zu fliegen drohte, und riss ihn in letzter Sekunde in ihre schützenden Arme.
    Alex hatte sich mit seinem Gebrüll inzwischen in einen solchen Zustand gebracht, dass ihm schlecht wurde. Ohne sein ohrenbetäubendes Gebrüll einzustellen, erbrach er sein Honigpops-Frühstück in einem Schwall über Isobel, Beatrice und das Klettergerüst.
    Entsetzt drückte Isobel den kreischenden, stinkenden Alex an sich und starrte mit weit aufgerissenen Augen Beatrice, ihr gelbes T-Shirt und ihr sorgfältig frisiertes eisgrauses Haar an, in dem überall Kotze hing. Ja, Isobel glaubte ein paar aufgeweichte Honigpops in ihren dauergewellten Löckchen erkennen zu können.
    Totenstille legte sich über den Saal, nur noch Alex’ verzweifeltes Schluchzen war zu hören. Da brach auch Isobel unvermittelt in Tränen aus.
    Eine Stunde später schob Isobel den verdrießlichen Kleinen die Glen Iris High Street entlang und schämte sich noch immer zu Tode. Beatrice hatte ihr kühl die Toilettenräume von Babyrobics angeboten, um sich ihre Bluse auszuwaschen, doch es roch noch immer nach Babykotze.
    Sie und Alex hatten sich danach so unauffällig wie möglich verdrückt, begleitet von Beatrices gekünstelt fröhlicher Versicherung, dass Mrs. Ashton und der liebe kleine Alex nächste Wochen natürlich wieder willkommen wären. Man müsse eben nur ein bisschen strenger mit dem unartigen Kleinen sein. Und all das von einer Frau mit halb verdauten HonigPops in der Dauerwelle.
    Isobel musste noch für die Dinnerparty heute Abend einkaufen, sie musste Ellen vom Kindergarten abholen und obendrein noch das Haus putzen. Während sie den sperrigen Buggy
über den belebten Gehsteig schob, fühlte sie den kalten Wind über ihre heißen Wangen streichen. Sie konnte nicht fassen, dass sie so vor aller Augen in Tränen ausgebrochen war.
    Isobel heulte nie, und ganz gewiss nicht in aller Öffentlichkeit. Sie schimpfte ab und zu ein bisschen, knallte auch einmal ein Küchenschränkchen zu. Einmal hatte sie so weit die Beherrschung verloren, dass sie vor Ellen »verdammt« gesagt hatte – aber weinen, nein, weinen tat sie nie. Und jetzt ging ihr dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie sie dagestanden hatte, das Erbrochene über das Leinenhemd rinnend, die Augen rotgeädert, die Nase triefend. Weinen mochte in Filmen ja schön und rührend aussehen, in Wirklichkeit jedoch war es eine abscheuliche, schniefende Angelegenheit. Man sah einfach bloß hässlich aus, mit geschwollenen Schweinsäuglein und laufender Nase. Kurz, man hatte sich nicht mehr unter Kontrolle – und Isobel hasste es, sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben.
    Sie versuchte sich mit Gedanken an den heutigen Abend abzulenken, doch selbst der erfüllte sie mit Schrecken. Für einen so stillen Mann war Phil ein überraschend begeisterter Gastgeber – vielleicht deshalb, weil er nie selbst kochen musste. Letzte Woche hatte er in einem Anfall von Freundlichkeit die Nachbarn von nebenan, Margaret und Kevin, zum Abendessen eingeladen. Daraufhin hatte Isobel, der davor graute, Margaret allein gegenübertreten zu müssen, Clare überredet, ebenfalls zu kommen. Und jetzt musste sie ein Dinner für fünf an einem Babyrobics- und Kindergartentag auf die Beine stellen, wo sie danach ohnehin immer völlig geschlaucht war.
    Allein beim Gedanken an all die Arbeit, die vor ihr lag – nicht bloß das Kochen, sondern die Badezimmer putzen, den Hund striegeln, Staubsaugen, Blumenarrangements aufstellen, saubere Handtücher auslegen und Ellens schmutzige Fingerabdrücke von den Wänden im Wohnzimmer schrubben -, fühlte sich Isobel zu Tode erschöpft.

    Freitag war immer ihr Bügelnachmittag. Nun musste sie den auf Samstag verschieben, was ihr das ganze Wochenende durcheinander warf. Denn für dieses Wochenende hatte sie geplant, ihre selbstkreierte Tomatensauce zu fabrizieren, genug Gläser, dass es für den Rest des Jahres

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