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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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musste.
    »Na, wenn Derryn Hinch dazu fähig ist, warum dann nicht auch Isobel Ashton«, lächelte William sie an, wobei seine Hundeaugen von attraktiven kleinen Lachfältchen umkränzt wurden. »Ziehen Sie nicht so ein verzweifeltes Gesicht.«

    »Ich kann nicht anders. Ich bin total verzweifelt. Sogar noch verzweifelter als ich aussehe. Ich hab eine Heidenangst. Vanilleschoten testen ist okay, aber Problembriefe beantworten etwas ganz anderes. Ich bin keine Psychologin, und schreiben kann ich auch nicht.«
    Tatsächlich hatte sie, wie sie in diesem Moment erkannte, abgesehen vom jährlichen Rundbrief zu Weihnachten, seit Jahren nichts mehr geschrieben. Beim Gedanken, jetzt die Kummerkastenspalte eines Glamourmagazins ausfüllen zu müssen, wurde ihr ganz schlecht. Hausfrau und Mutter zu spielen war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken, aber eine derart überwältigende Versagensangst hatte sie seit ihren Tagen als Lernschwester nicht mehr erlebt. Und vermisst hatte sie es beileibe nicht. Zum Teufel mit dem Schmus über die Überwindung der eigenen Ängste, indem man sich ihnen stellt. In Wahrheit war es viel bequemer, seinen Ängsten einfach aus dem Weg zu gehen. Isobel sehnte sich zutiefst nach ihrem friedlichen Leben zu Hause. Selbst eine schmollende Ellen und ein brüllender Alex waren besser als dieses Gefühl, dass einem der Magen im Bauch herumhüpfte wie ein Fisch an der Angel.
    »Na, so schlimm wird’s nun auch wieder nicht«, beruhigte William sie. »Stellen Sie sich einfach vor, die Briefe kämen von Ihrer besten Freundin, die Sie um Rat bittet. Wir können ja morgen miteinander zum Lunch gehen und ein paar Antworten zusammenfieseln, wenn Sie möchten.«
    »Ach«, stöhnte Isobel und umklammerte spontan seinen Arm. »Wäre das möglich? Das wäre fantastisch.«
    Sie eilte zu Clares Schreibtisch zurück und dachte dabei, dass es vielleicht doch nicht so schlimm werden würde. William war einfach – riesig nett. Und sie war einigermaßen stolz auf sich, dass sie es gewagt hatte, sich freiwillig zu melden, wenn auch nur für die Testseite. Seit sie ihren Beruf aufgegeben hatte, fiel es Isobel immer schwerer, vor anderen Leuten
den Mund aufzumachen. Nicht mal für den Wachdienst, der nachbarschaftlich organisiert wurde, hatte sie sich gemeldet, aus Angst, zu stammeln und zu stottern, wenn sie vor einer Gruppe von Leuten reden musste.
    Aber dieses Mal, dachte Isobel und ließ sich auf Clares Stuhl sinken, hatte sie sich tatsächlich getraut, vor der versammelten Mannschaft das Wort zu ergreifen und freiwillig eine Aufgabe zu übernehmen. Am liebsten hätte sie jetzt Clare angerufen, um es ihr zu erzählen.
     
    Das Lokal war bis zu seinen kleeblattgrünen Wänden voll gestopft mit Geschäftsleuten in offiziell wirkenden Anzügen. Isobel und Fiona zwängten sich durch die Masse zu dem einzigen noch freien Tisch, der leider unter einem Lautsprecher stand. Isobel hatte das deutliche Gefühl, dass ihr Fiedelmusik in dieser Lautstärke nicht sehr zusagen würde, aber es blieb ihr keine andere Wahl.
    Tatsächlich hatte sie den ganzen Tag über versucht, sich vor diesem Lokalbesuch nach der Arbeit, zu dem Fiona sie eingeladen hatte, zu drücken. Nachdem sie den Nachmittag damit zugebracht hatte, mit wachsender Verzweiflung die »Liebe Marion«- Briefe durchzusehen, wollte sie sich nur noch zu Hause verkriechen. Schuldbewusst erinnerte sie sich an all die Male, die sie Clare besserwisserisch gedrängt hatte, doch öfter auszugehen, mehr unter die Leute zu gehen, sonst würde sie »den Richtigen« nie treffen. Jetzt begriff sie, warum es nicht immer ein Vergnügen bedeutete, nach der Arbeit noch ein Gläschen trinken zu gehen.
    Fiona aber hatte ihre Einwände mit einem Lachen abgetan und sie um die Ecke ins Fergus McFingall’s geführt, einen irischen Pub, in dem es sogar echtes Guinnness aus dem Fass gab, einen kurz gewachsenen Fiedler mit einer spitzen Mütze und einen künstlichen Kamin mit künstlichen Holzscheiten. Schlicht abscheulich.

    »Also, was möchten Sie?«, brüllte Fiona über den Lärm hinweg. »Die Runde geht auf mich.«
    Isobel bat um ein Gin-Tonic und sah Fiona nach, wie sie in der Menge untertauchte.
    »Sie haben mir heute auf der Konferenz richtig Leid getan. Ich wollte schon früher etwas sagen, wusste aber nicht wie«, meinte Isobel, als Fiona mit den Getränken zurückkehrte und sich zu ihr an den Tisch setzte.
    »Ach, machen Sie sich mal deswegen keine Gedanken.« Fiona nippte an ihrem

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