Suzannah und der Bodyguard
Markenkleidung, das ganze Programm. Ray hatte sich in der Tat bemüht, auch Quigg ein bisschen mehr Stil beizubringen, aber das war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Alles, was man nicht mit der Maschine waschen und direkt aus dem Trockner heraus wieder anziehen konnte, schaffte es erst gar nicht in seinen Kleiderschrank.
„Du Kretin. Wir sprechen hier von ägyptischer Baumwolle.“
„Vielleicht solltest du ihr die Rechnung von der Reinigung schicken.“
Ray gab ein Schnauben von sich. „Klar, damit sie weiß, wie sehr sie mich ins Schwitzen gebracht hat.“
„Hat sie dich hart rangenommen?“
„Nicht wirklich“, gab er zu. „Aber du weißt doch, wie das ist. Als sie mich endlich in den Zeugenstand riefen, habe ich bereits an allem gezweifelt. Haben wir den Tatort korrekt bearbeitet? War mit dem Haftbefehl alles in Ordnung? Ich meine, ich wusste, dass mit den Beweisen alles vollkommen korrekt abgelaufen ist, dass wirklich alles in trockenen Tüchern war, aber die Dinge scheinen immer irgendwie schiefzugehen, wenn diese Frau ihre Hände im Spiel hat.“
„Mann, das ist die Untertreibung des Jahres.“
Seine Antwort war wohl ein wenig zu vehement ausgefallen, denn er konnte plötzlich einen lauernden Zug in Rays Miene ausmachen.
„Wobei sie schon ziemlich scharf aussieht“, meinte sein Freund beiläufig. Zu beiläufig.
Quigg gab als Antwort einen unverbindlichen Laut von sich und nahm noch einen Schluck Kaffee. Er war sich vollkommen darüber im Klaren, dass Ray ihn mit Argusaugen beobachtete.
„Nicht dass man unter diesen Roben viel erkennen könnte“, sagte Ray. „Doch sie hat hübsche Beine.“
Quigg nahm noch einen Schluck von dem tiefschwarzen Gebräu. „Schon möglich.“
„Schon möglich? Zum Teufel, wenn das nicht ein erstklassiges Untergestell ist, bin ich blind. Und wenn ich nicht vollkommen daneben liege, dann hat sie ein paar spitzenmäßige …“
„Oh, das hätte ich jetzt beinahe vergessen.“ Quigg schnappte sich einen pinkfarbenen Zettel mit einer Telefonnotiz aus dem Durcheinander auf seinem Schreibtisch und schob ihn Ray hin. „Grace wollte dich sprechen.“
Ray nahm den Zettel, ging aber auf den Wink nicht ein. „Danke, aber ich lass mich von dir nicht so leicht ablenken. Mich würde schon interessieren, was die Eisprinzessin deiner Meinung nach unter diesen schwarzen Roben versteckt.“
Leider wusste Quigg das nur allzu genau. So genau, dass sich bei der Erinnerung daran fast ein paar Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. „Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“
„Ha!“ Rays Lachen war fast ein Jubeln. „Ich wusste es! Du fährst voll auf sie ab.“
„Wohl kaum.“ Das Dementi kam ihm automatisch über die Lippen.
„Und ob. Du stehst total auf unsere Eisschnitte. Gott, warum hab ich das nicht schon früher bemerkt.“
„Werd‘ erwachsen, Morgan“, knurrte Quigg.
„Hey, alles cool.“ Ray hob die Hände in einer friedlichen Geste. „Ich verrat es auch keinem.“
„Als ob es da was zu verraten gäbe.“ Er sagte das so beiläufig und gelassen, wie es ihm möglich war. Wenn er jetzt eine große Sache daraus machte, würde Ray sofort wissen, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
Ray grinste und hielt den Zettel mit der Nachricht hoch. „Muss los, Grace anrufen.“
Großartig. Wundervoll. Da hätte er ja gleich eine Anzeige in der Tageszeitung schalten können. Quigg nahm einen Schluck von dem immer noch viel zu heißen Kaffee, zog eine Grimasse und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
***
Das Klingeln eines Telefons riss Suzannah aus ihrer Konzentration. Warum nahm am Empfang eigentlich niemand ab? Sie sah auf die Armbanduhr. Richtig. Bereits nach acht Uhr. Außer ihr waren schon längst alle nach Hause gegangen.
Mit einem Seufzer tippte sie den Code ein, um den Anruf auf ihr Telefon zu legen.
„Castillo und Phelps“, sprach sie in den Hörer, während sie mit der Maus schon wieder durch den Text auf dem Bildschirm scrollte.
„Haben Sie das Schloss austauschen lassen?“
Obwohl sie mit den Gedanken eigentlich vollkommen in ihren Fall vertieft war, holte seine Stimme sie mit einem Ruck in die Gegenwart. „Detective Quigley.“
„John“, korrigierte er sie. „Also, haben Sie ein neues Schloss einbauen lassen?“
„Ja. Der Schlüsseldienst war schon heute Morgen da.“
„Ich dachte, Sie waren den Vormittag über bei Gericht?“
„War ich auch.“
„Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, dass der Mann
Weitere Kostenlose Bücher