Suzannah und der Bodyguard
mit nach Hause zu nehmen, aber ich bin schon seit Ewigkeiten wegen eines Interviews hinter diesem Typen her. Ich hätte mir denken können, dass er sich ausgerechnet den heutigen Abend aussucht, um auf eine meiner Nachrichten zu reagieren.“
„Ihr Mann hat sich wirklich Mühe gegeben, Sie zu vertreten, allerdings waren die anderen Jungs der Ansicht, dass er nicht halb so gut aussieht.“
Graces Lächeln sah eher wie ein automatischer Reflex aus. Suzannah konnte ihr an den Augen ablesen, dass sich die Gedanken der anderen Frau überschlugen. Wahrscheinlich ging sie im Kopf noch einmal das Interview durch. Das hatte sie weiß der Himmel selbst schon oft genug mit Zeugenaussagen gemacht.
„Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Sie im Gespräch mit mir meinen Mann immer nur als Ihren Mann bezeichnet haben?“
Suzannah blinzelte und überlegte, ob sie sich durch die Bemerkung beleidigt fühlen sollte oder nicht. „Wirklich?“, brachte sie etwas steif heraus. „Das habe ich gar nicht bemerkt.“
„Nein, das dachte ich mir schon. Für mich war es allerdings auffällig, dass Sie keinen der Jungs mit Vornamen angesprochen haben, ausgenommen meine Kollegen von der Zeitung.“
Suzannah wurde bleich. Konnte das stimmen? „Wirklich?“
Grace nickte.
„Oh klasse“, murmelte sie.
„Ich würde mir keine großen Gedanken machen, wahrscheinlich haben sie es nicht einmal bemerkt.“
„Ja, wahrscheinlich nicht. Es ist ja nicht so, als hätten sie eine besonders ausgeprägte Beobachtungsgabe oder Ähnliches.“
Grace lachte. Kein leises Lachen und kein Gekicher, sondern ein von tiefstem Herzen kommendes Lachen. „Oh, ich mag Sie, Suzannah Phelps.“
Suzannah merkte, wie ihre Anspannung ein wenig nachließ. „Also, ich bin erleichtert, dass wenigstens eine Person hier mich mag.“
Grace wurde wieder ernst. „Sie müssen es den Jungs nachsehen. Sie werden sich schon daran gewöhnen, dass Sie und John zusammen sind, auch wenn es vielleicht ein wenig dauert. Die Jungs respektieren John, Sie werden sich also keine dummen Sprüche aus dieser Ecke anhören müssen.“
Vielleicht , dachte Suzannah. Sie sah auf das leere Weinglas in ihrer Hand hinunter. Vielleicht auch nicht . „Ich bin sicher, Sie haben recht“, sagte sie. „Das gilt aber vermutlich nicht für die Frauen?“
„Machen sie es Ihnen schwer?“, fragte Grace mit ernster Miene.
„Nein, das nicht gerade. Sie scheinen mir nur ein wenig … wie soll ich sagen … verschlossen?“
„Das kenne ich“, antwortete Grace und nahm einen Schluck von ihrem Wodka-Cooler.
Suzannah musterte die jüngere Frau. „Was meinen Sie damit? Immerhin sind Sie doch Mitglied im Club, oder nicht?“
„Technisch gesehen schon. Die Jungs hängen so viel miteinander ab, da lässt sich das gar nicht vermeiden. Allerdings habe ich den Eindruck, als würde ich nicht so richtig dazugehören.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Suzannah, dass John sie von der Terrasse aus im Blick behielt, obwohl der Typ von der Zeitung unablässig auf ihn einredete.
Sie ignorierte das Flattern in ihrem Bauch und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Grace. „Das verstehe ich nicht. Warum sollten sie Sie ausschließen?“
Grace lächelte. „Eigentlich trage ich daran mehr Schuld als sie. Sehen Sie, mein Mann …“
„Ray“, warf Suzannah schnell ein.
Grace lachte erneut. „Sehen Sie, das hat gar nicht wehgetan, oder?“
„So gut wie gar nicht.“
„Wie ich schon sagte, Ray gibt sich große Mühe, mich nicht mit den unschönen Seiten seines Berufs und mit dem, was er erlebt, zu belasten. Die anderen Frauen“, sie deutete zu der lachenden Gruppe hinauf, die auf der Terrasse und darum herum stand, „ich denke, sie spüren es, und das ist der Grund, warum ich nicht wirklich dazugehöre. Sie beziehen mich zwar mit ein, aber ich habe hinterher immer das Gefühl, es gibt da so eine Art geheimen Handschlag, den mir keiner verraten hat.“
„Wow, harte Truppe.“
„Vielleicht“, stimmte sie zu und zupfte abwesend am Etikett ihrer Flasche. „Aber wissen Sie, was ich denke? Ich glaube, dass sie John und Ihnen gegenüber anders wären. Vermutlich würden sie Ihnen anrechnen, dass Sie selbst ebenfalls an vorderster Front stehen.“
„Ja, nur werden sie vermutlich kaum übersehen, dass die Front, an der ich stehe, die gegnerische Front ist.“
„Wohl wahr“, gab Grace zu, „allerdings ist das kein unüberwindliches Hindernis.“
Die andere Frau klang so aufrichtig, so ernst und
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