Suzannah und der Bodyguard
dem Eishockey auf Profiebene alles falsch lief. So gerne sie sich auch einfach zu John gesellt hätte, um sich in seiner Nähe beschützt zu fühlen, so wenig lag ihr an einer Unterhaltung über Eishockey. Die Leute hier hatten schon mehr als genug Gründe, sie nicht zu mögen.
Die Sonne war bereits untergegangen und hatte am westlichen Horizont pinkfarbene und violette Streifen hinterlassen. Ganz dunkel war es allerdings noch nicht. Ihr halb volles Weinglas stand immer noch auf dem Tisch, wo sie es zurückgelassen hatte. Sie gab vor, sich kurz in Graces Garten umsehen zu wollen, bevor es vollkommen Nacht wurde, schnappte sich das Glas und ging die Stufen zum Rasen hinunter. Unten angekommen, wollte sie eben über das Gras gehen, als sie von einem der männlichen Gäste aufgehalten wurde. Er berührte kurz ihren nackten Arm, und sie wandte sich ihm zu.
Bruce Newman . Sie erinnerte sich an seinen Namen, da sie sich bereits früher am Abend unterhalten hatten. Er war schon seit über zehn Jahren Polizist, und sowohl John als auch Ray hatten in der Vergangenheit mit ihm zusammengearbeitet. Zum Glück hatte Suzannah ihn bisher noch nie ins Kreuzverhör nehmen müssen.
„So etwas sollten Sie besser nicht machen“, sagte er mit ernstem Gesicht.
„Was denn?“
„Ihr Glas so unbeaufsichtigt herumstehen lassen und anschließend wieder daraus trinken.“
Sie sah auf das Glas in ihrer Hand hinunter, das noch zum Teil mit dem von John gekauften und wirklich sehr guten Burgunder gefüllt war, und anschließend wieder in das Gesicht von Constable Newman.
„Eine Lady sollte ihren Drink immer im Auge behalten. Man weiß nie, welche Gefahren da draußen auf einen lauern. Selbst in einer so kleinen Stadt wie dieser gibt es Kerle, die Frauen K.-o.-Tropfen in ihre Drinks mischen.“
Roofies. Rohypnol. Date-Rape-Drogen. Ihr Herzschlag verdoppelte sich plötzlich, und ihre Muskeln spannten sich fluchtbereit an, doch ihr Verstand behielt die Oberhand. Sie wich nicht zurück. „Vielen Dank.“ Sie schaffte es, ihre Stimme normal klingen zu lassen. „Das ist ein sehr guter Tipp.“
Er nickte ihr kurz zu und schob sich an ihr vorbei, um die Stufen zur Terrasse hinaufzusteigen.
Suzannah atmete tief aus. Was war das denn eben? Gefahrenaufklärung oder subtile Drohung? Mit Sicherheit hatte er die Angst in ihren Augen gesehen, wobei er darüber nicht übermäßig besorgt schien.
Natürlich machte ihn das noch lange nicht zu ihrem Stalker. Was die meisten der Jungs hier anging, war sie der Feind. Wahrscheinlich hatte er nur die Gelegenheit gewittert, ihr eins reinzudrücken, während es John nicht mitbekam, und hatte seine Chance genutzt.
Oder er war einfach nur ein netter Kerl, der ihr eine freundliche Warnung zukommen lassen wollte. Ein netter Kerl mit Defiziten, was soziale Umgangsformen anging.
Erst mit Verspätung wurde ihr klar, dass sie immer noch genau dort stand, wo sie Constable Newman begegnet war. Sie sammelte sich und ging über den Rasen hinüber zu den Blumenbeeten, die ihr bereits früher am Abend ins Auge gestochen waren.
Ihr fiel auf, dass es sich größtenteils um ganzjährig blühende Pflanzen handelte, auch wenn die Beete offenbar noch nicht vollständig bepflanzt waren.
Freundliche Margeriten, Fetthennen und Schwarzäugige Susanne in den Bereichen mit direkter Sonneneinstrahlung. Hüfthoher Eisenhut, leuchtender Bartfaden und großblätterige Funkien in den schattigeren Abschnitten.
Hinten am Zaun fand sie schließlich, wonach sie gesucht hatte. Ein Beet mit Sonnenaugen. Sie ging direkt auf die fröhlichen falschen Sonnenblumen zu. Man sagte diesen Blumen nach, sie wären dermaßen widerstandsfähig, dass sie mit allen Widrigkeiten der Natur fertig würden. Hoffentlich zählte dazu auch eine gelegentliche Taufe mit gutem Burgunder, mit oder ohne Rohypnol. Mit einer kurzen Bewegung aus dem Handgelenk kippte sie den Inhalt ihres Weinglases über die robusten Pflanzen.
„Sie müssen mich für eine fürchterlich schlechte Gastgeberin halten.“
Suzannah drehte sich beim Klang der Stimme um. Grace Morgan kam über den Rasen auf sie zu und stellte sich neben sie ans Blumenbeet. Falls sie mitbekommen hatte, wie Suzannah den Wein über die Sonnenaugen und die Zitronenmelisse kippte, war sie zu höflich, um es zu erwähnen.
„Kein bisschen“, erwiderte Suzannah leichthin. „Ihr Mann erwähnte, dass Sie etwas zu erledigen hätten, irgendetwas wegen Ihrer Arbeit.“
„Ich versuche immer, mir nicht zu viel
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