Suzannah und der Bodyguard
eine Ewigkeit zurück, dass sie sich auch nur ansatzweise so gefühlt hatte. Sie warf einen flüchtigen Blick auf John, der ein wachsames Auge auf den Verkehr hatte. Im Profil war sein Gesichtsausdruck nur schwer einzuschätzen.
Natürlich hatte dieses Gefühl, das er in ihr weckte, nichts zu bedeuten. Wie sollte es auch? Sie war einfach nicht der leidenschaftliche Typ. Falls sie eine leidenschaftliche Seite haben sollte, lag diese zu tief in ihr verborgen und wurde viel zu gründlich von ihr unterdrückt, um sich entfalten zu können. Wenn sie ihn allerdings ansah, spürte, wie die Energie um ihn herum fast schon knisterte, dann war sie nahe daran zu glauben, dass er vielleicht in der Lage wäre, diese tief in ihr begrabene Leidenschaft zu neuem Leben zu erwecken.
Er setzte den Blinker und hielt am Randstein an. Das plötzliche Manöver riss sie aus ihrer Träumerei. Bevor sie ihn fragen konnte, was los war und warum er ausgerechnet hier auf der Durchgangsstraße anhielt, hörte sie das Heulen einer sich nähernden Sirene. Sie drehte sich im Sitz um und sah einen Feuerwehrwagen auf sie zurasen. Als er sie passiert hatte, betätigte John erneut den Blinker und fuhr wieder los.
Sie machte es sich wieder in ihrem Sitz bequem und rückte den Gurt zurecht. „Sorgt der Klang solcher Sirenen bei dir für einen Adrenalinschub, oder wie ist das?“
Er sah zu ihr herüber und lächelte. „Da hast du verdammt noch mal recht.“
Da war es wieder, ihr Puls ging einen Tick schneller, und das nur, weil er sie anlächelte. Ob er sie wieder küsste, wenn er sie zu Hause absetzte? Wahrscheinlich nicht, hier gab es kein Publikum, für das sie eine Show abziehen mussten. Normalerweise ging er mit rein und blieb eine Weile. Gerade lange genug, damit ein eventueller Beobachter seine eigenen Schlüsse daraus ziehen konnte. Anschließend verließ er pfeifend und mit federndem Schritt das Haus, sodass man vermuten konnte, sie hätten Besseres zu tun gehabt, als sich lediglich die neuesten Nachrichten auf CNN anzusehen. Aber vielleicht würde er heute Nacht …
John stieß einen Fluch aus.
„Was ist los?“
„Das Feuerwehrauto, das uns überholt hat? Ich glaube, es war auf dem Weg zu dir.“
Ihre Hand umklammerte den Türgriff, als er mit hoher Geschwindigkeit in ihre Straße einbog. Oh verdammt, das Löschfahrzeug stand tatsächlich vor ihrem Haus. Daneben ein zweites Feuerwehrauto und ein Streifenwagen. John hielt hinter dem Polizeiauto an. Schnell löste sie den Sicherheitsgurt und war schon halb aus dem Wagen gesprungen, noch bevor er vollkommen zum Stehen gekommen war.
„Oh Gott, mein Wagen.“
John kam um den Ford herum und stellte sich neben sie auf den Gehsteig. Ihr BMW brannte zwar nicht mehr, aber der beißende Rauch hing immer noch in der Luft. Von ihrem Wagen war nicht mehr übrig als ein schwarzes Gerippe, von dem Löschwasser die Auffahrt hinunter in den Rinnstein floss.
„Mein Wagen“, sagte sie erneut.
„Bleib hier“, befahl ihr John. „Ich finde heraus, was passiert ist.“
Sie hielt ihn am Arm fest. „Nein, ich werde nicht hier sitzen und warten. Es ist mein Wagen und …“
Sie wurden von einem Officer in Uniform unterbrochen, der mit ausgestrecktem Arm auf sie zukam. „Leute, ich muss Sie bitten, weiterzufahren.“
„Hey Jules, ich bin’s“, rief John. „John Quigley, Detective Bureau.“
„Quigg?“ Der Officer kam näher. „Wie hast du es so schnell hierher geschafft? Sie haben das Feuer eben erst gelöscht.“
„Ich war mit Miss Phelps unterwegs. Ihr gehört das Grundstück“, sagte er und deutete in Richtung von Suzannahs Haus. „Und es ist ihr BMW, der da in der Auffahrt qualmt.“
Der Polizeibeamte machte große Augen. „Du warst mir ihr unterwegs?“
„Genau.“
Suzannah war es leid, dass man in ihrer Anwesenheit über sie sprach, als wäre sie nicht vorhanden, und machte einen Schritt nach vorn, um dem Beamten die Hand zu reichen. „Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.“
„Constable Julian Lambert.“
Der junge Polizist schüttelte ihr die Hand. Sie glaubte zu sehen, dass er rot wurde, doch im Schein der auf den Dächern der Einsatzfahrzeuge blau und rot blinkenden Lichter war das in der hereinbrechenden Dunkelheit unmöglich genau zu erkennen.
„Können Sie mir sagen, was passiert ist?“
„Nun, Ma’am, als wir hier ankamen, stand Ihr Wagen schon vollständig in Flammen. Offenbar hat einer Ihrer Nachbarn noch versucht, den Brand mit einem
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