Suzannah und der Bodyguard
den Schwanz einzieht, wenn es ernst wird. Du möchtest nicht, dass man von dir denkt, du wärst … was auch immer. Zum Teufel, das habe ich noch nicht wirklich verstanden. Hilfsbedürftig? Verletzlich?“
Hilfsbedürftig. Verletzlich. Sie hörte die Worte, doch ihr Gehirn übersetzte sie sogleich in menschlich , weiblich . War es das, was er dachte? Dass sie Angst davor hatte, sich als normale Frau zu geben?
Großer Gott, stimmte das etwa?
„Pack eine Tasche“, wiederholte er.
Sie dachte daran, sich zu widersetzen. Doch wenn sie das tat, würde er wahrscheinlich die ganze Nacht in ihrer Auffahrt kampieren.
Ohne dass sie es verhindern konnte, kehrte die Erinnerung an die Szene in ihrer Auffahrt zurück, die sich früher am Abend dort abgespielt hatte. Die Rauchwolke in der feuchten Luft, der beißende Gestank in ihrer Nase und ihrem Rachen. Der schockierende Anblick ihres geliebten Autos, das nur noch eine ausgebrannte Hülle war. Die blinkenden Lichter auf dem Dach der Ambulanz und des Streifenwagens. Das Feuerwehrauto, das die Straße blockierte.
Ihr Herz raste wieder. Vielleicht war sie schwach und eine Närrin, aber sie wollte nicht hierbleiben.
„Okay“, gab sie sich geschlagen. „Ich packe eine Tasche. Du könntest mich zu meiner Mutter bringen.“
Er massierte sich die Stirn, als hätte er plötzlich Kopfschmerzen. „Bist du sicher, dass du deine Mutter in die Sache reinziehen willst?“
Innerhalb eines Herzschlags legte sich Furcht wie ein stählernes Band um ihre Brust und schnürte ihr den Atem ab. „Denkst du, dass er meiner Mutter etwas antun würde?“
„Ich denke, dass er jetzt einen Schritt weiter gegangen ist, dass sich die Situation zugespitzt hat. Du musst jetzt besonders vorsichtig sein.“
Sie blinzelte, während ihre Gedanken rasten. Welche Alternativen hatte sie? „Ich soll also eine Tasche packen und wohin gehen?“
„Zu mir.“
Ihr Herz machte einen Satz, aber sie brachte es mit Willenskraft wieder unter Kontrolle. „Zu dir?“ Angesichts der Ungeheuerlichkeit seines Vorschlags klang ihre Stimme erstaunlich gefasst. „Und was hält den Kerl davon ab, uns dahin zu folgen? Was sollte ihn davon abhalten, statt meinem Haus deins in Brand zu stecken?“
„Nichts. Wenn du allerdings bei mir aus dem Fenster nach Osten schaust, hast du einen direkten Blick auf die Feuerwache in der York Street, also brauchen wir uns deswegen wahrscheinlich nicht allzu viel Gedanken machen. Sollte er es dennoch schaffen, Feuer zu legen und uns aus dem Haus zu jagen, habe ich immer noch meine Waffe.“
Automatisch suchten ihre Augen nach der unauffälligen Ausbuchtung des Jacketts in Höhe der Achselhöhle, die sie schon so oft bemerkt hatte, nur um festzustellen, dass sie heute nicht zu sehen war. Sie biss sich auf die Lippe. Es hörte sich vernünftig an. Es hörte sich sicher an. Mit einem Mal hatte sie das unglaubliche Bedürfnis, die Kontrolle abzugeben. Zuzulassen, dass er sich um sie kümmerte und sein Angebot anzunehmen.
Was genau der Grund war, warum sie es ablehnen sollte.
„Warum?“, wollte sie wissen. Ihre Stimme klang dabei sogar in ihren eigenen Ohren seltsam unfreundlich.
„Warum was?“
„Warum willst du das tun?“
Er fluchte und sah weg. „Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht als ein Kerl dastehen möchte, der …“
„Das ist eine faule Ausrede.“ Sein überraschter Blick traf den ihren. „Die Meinung dieser Langweiler, mit denen ich dich die letzten beiden Wochen gequält habe, dürfte dir doch ziemlich egal sein. Und was deine Cop-Freunde angeht, womöglich schmeißen die sogar eine Party für dich und rufen einen neuen Feiertag aus, wenn du mich in aller Öffentlichkeit abservierst. Also, ich frage dich noch mal, warum machst du das? Es ist ja wohl nicht so, als ob du dir irgendetwas aus mir machen würdest, Herrgott noch mal.“
„Wer sagt, dass ich das nicht tue?“
In seinen Augen glühte mit einem Mal eine solche Intensität, dass sie am liebsten einen Schritt zurückgewichen wäre. Sie widerstand dem Impuls. Knapp.
„Verdammt noch mal, wäre das so schwer zu glauben? Bist du dermaßen in diesem ganzen juristischen Mist gefangen, dass du nicht mal mehr mitbekommst, was sich direkt vor deinen Augen abspielt?“
Einen Moment lang schien ihr Herzschlag auszusetzen, nur um anschließend schmerzhaft gegen ihre Rippen zu hämmern wie ein im Käfig eingesperrtes Tier. „Was sagst du da?“
Wieder kam ihm ein Fluch über die Lippen, und er wich
Weitere Kostenlose Bücher