Suzannah und der Bodyguard
jemals zuvor einen Mann begehrt hatte. Und er wollte sie auch. Das war ihr sofort klar gewesen. Ob sie wohl den Mut aufbringen würde, aus sich herauszugehen und sich zu nehmen, was sie wollte? Oder würde es so enden wie jedes Mal? Sie biss sich auf die Unterlippe. Würde dieses kostbare, süße Verlangen im Keim erstickt werden? Wäre sie bereit, den Preis dafür zu zahlen, um es herauszufinden?
Küche. Alkohol. Jetzt.
***
Suzannah war nirgendwo zu sehen, als Quigg wieder zurückkam, allerdings drang aus dem Wohnzimmer die träge Stimme von Mark Knopfler. „Suzannah?“
„Ich bin hier.“
Die Musik wurde leiser. Er ließ Bandy von der Leine, und dieser machte sich sofort auf die Suche nach seiner neuen Freundin. Nachdem er die Leine an ihren Platz zurückgelegt hatte, folgte Quigg Bandy ins Wohnzimmer.
Suzannah saß nicht, wie er es eigentlich erwartet hatte, mit einer Tasse Tee auf dem Sofa mit dem Blumendekor, das seiner Tante offenbar so gut gefallen hatte, sondern hatte sich vor dem Kamin zusammengekauert und kraulte Bandys Ohren. Sie erhob sich und ging dieses Mal gleich außer Reichweite, bevor Bandy sich bei ihr mit der Pfote beschweren konnte, dass sie ihn nicht weiter kraulte.
„Du lernst schnell“, stellte er fest.
„Er hat auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“
Sie nahm ein altmodisches Glas vom Kaminsims, trank einen Schluck und hielt es anschließend mit beiden Händen. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit darin ließ Quigg darauf schließen, dass sie wohl den Bourbon im Schrank gefunden hatte.
„Wie ich sehe, hast du dir einen Drink eingeschenkt.“
„Mmmmh. Jack Daniel’s. Mein Lieblingsdrink. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
„Natürlich nicht.“
„Magst du auch einen?“ Sie machte eine Geste in Richtung des Couchtisches, auf dem sie die Flasche abgestellt hatte.
Ein hochprozentiger Drink, während Suzannah bei ihm zu Hause war? Während sie auch etwas Hochprozentiges trank? Keine gute Idee.
„Nein, ich nehme lieber ein Bier. Bin gleich zurück.“ Mit klopfendem Herzen zog er sich in die Küche zurück. Dort riss er ein Moose Dry auf, nahm einen tiefen Schluck und stellte das Bier auf dem Küchentisch ab. Bleib cool, alter Mann. Sie ist müde, sie ist verängstigt, und sie gönnt sich nur einen Drink, um sich ein bisschen zu entspannen. Na und?
Er ging zum Schrank, holte eine kleine Packung Hundefutter heraus und schüttete etwas davon in den Napf. Bandy kam sofort angerannt.
Sie hatte ihm auch diesen Blick zugeworfen.
Oh verdammt.
Er griff nach Bandys Wasserschüssel, spülte sie unter dem Hahn aus und füllte sie wieder. „Hier, Kumpel.“
Okay, es ließ sich nicht länger aufschieben. In seinem Wohnzimmer saß Suzannah Phelps, trank Bourbon und wartete darauf, dass er zur ihr zurückkam. Und sie hatte ihm diesen Blick zugeworfen. Diesen Jetzt-aber-los-Blick. Grünes Licht signalisiert.
Zumindest hätte er ihn bei jeder anderen Frau so interpretiert, aber bei Suzannah wusste man nie. Mit einer Frau ihrer Klasse hatte er null Erfahrung. Verdammt, abgesehen von einer nicht sehr klugen Verlobung, als er noch zu jung gewesen war, um gute alte Lust als das zu erkennen, was sie war, hatte er nur wenig Erfahrung mit netten Frauen.
Herr im Himmel ! Hatte er etwa gerade die Frau, die seine Kumpels als Sie-Rex bezeichneten, im Geiste nett genannt?
Okay, also nicht „nett“. Achtbar. Sozial höherstehend. Das beschrieb die Kategorie vermutlich eher, mit der einer wie er kaum Erfahrung hatte. Wenn er schon mal seiner Libido nachgab, hielt er sich an die Art von Frauen, die in den Bars hier in der Gegend abhingen. Mit denen kannte er sich aus. Sie standen darauf, dass er eine Marke trug, was ihm vollkommen recht war. Das erleichterte es ihm, in der morgendlichen Dämmerung die Klamotten zusammenzusuchen und sich aus dem Staub zu machen.
„John?“
Hoppla. Die Auszeit war vorüber. „Komme gleich“, rief er zurück und sagte zum Hund: „Ich fürchte, du musst hier in der Küche bleiben, alter Junge. So wie es aussieht, muss die Lady vermutlich die ganze Woche lange Hosen tragen.“
Quigg schnappte sich sein Bier, ließ die Küchentür vor einem enttäuschten Bandy zufallen und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Mark Knopfler sich mit heiserer Stimme durch die Zeilen von „Are we in Trouble now“ kämpfte. Sind wir beide, Kumpel .
Sie lächelte, als er den Raum betrat. Sein Blick fiel auf ihr Glas. Wow, fast leer.
„Ein großartiger Song.“
„Ja.“
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