Svantevit - historischer Roman (German Edition)
und schenkte den Worten und dem Versprechen Svends größeren Glauben. In seinen jungen Jahren bedeuteten ihm die Ideale viel und dem ehrlichem Wort eines Mannes misstrauen hieß, dessen Ehre in Zweifel zu ziehen; soweit wollte und konnte er gegen Svend nicht gehen und fast hätte ihn diese pathetische Naivität das Leben gekostet.
Kurz vor dem verabredeten Treffpunkt standen scharenweise Svends Soldaten mit zum Kampf bereiten Waffen und hatten die Order, Knud und Waldemar bei deren Ankunft ohne weitere Umschweife zu töten. Als nun Waldemar allein vor ihnen auftauchte, gaben sie diese Kunde an ihren König und da zog Svend seinen Mordbefehl zurück, empfing den Ankommenden gar mit scheinbar großer Freude.
Waldemar fragte sogleich, was die große Anzahl Bewaffneter zu bedeuten habe, da doch keinerlei Gefahr zu erwarten sei und versagte sich auch nicht, Svend offen mit dem Verdacht des Hinterhalts zu konfrontieren. Er bezichtigte ihn der Treulosigkeit, schmähte offen dessen Tun, den anderen mit Spionen nachzusetzen und unterstellte List und Tücke. Da gab Svend, der bisher noch schwankend gewesen war, einstweilen seinen Plan auf.
Schon bald erreichte beide die Nachricht Knuds, dass er nunmehr, da das verabredete Treffen gescheitert sei, nach Roskilde einlade, wo man kurz darauf zusammentraf. Knud ahnte nicht, dass diese Zusammenkunft Anfang August 1157 als das Blutgelage von Roskilde in die Geschichte eingehen sollte und dass es nicht zuletzt sein Blut war, welches diese Bezeichnung begründen würde.
Svend hatte nur einen kleinen Teil seiner Männer in die Königsfeste mitgenommen, doch die anderen warteten nicht weit davon und sie sollten dies nicht vergebens tun.
Die erste Nacht wurde bei Spiel und Gesang verbracht. Dazu wurde ausgiebig gespeist und noch reichlicher getrunken. Die zunächst angespannte und von Misstrauen geprägte Stimmung löste sich allmählich.
Am nächsten Morgen suchte Svend bei Tagesanbruch ein Dorf auf, das nicht weit von Roskilde entfernt lag und in welchem ein gewisser Thorbern mit seiner Familie lebte. Im Hause desselben genoss die noch sehr junge Tochter Svends ihre Erziehung. Während seines Aufenthaltes dort wurde er von den Anwesenden, insbesondere aber von dem Weib des Thorbern, welche für ihre Streitlust, Gier und Kaltherzigkeit berüchtigt war, immer wieder aufgehetzt, nun endlich die Königsfrage zu seinen Gunsten zu entscheiden. Niemand konnte verstehen, wie er sich mit dem dritten Teil der Krone begnügen könne, wo er diese doch rechtmäßig einst ganz allein getragen habe. Diese Vorhaltungen, Sticheleien und Ermutigungen bestärkten Svend darin, nun ohne weiteren Verzug das zu tun, was er ohnehin zu unternehmen gedachte. So ließ er nach seinen Männern schicken, die er zahlreich in der Nähe wusste.
Bei Anbruch des Abends sandte Knud, der sich das lange Ausbleiben seines Gastes nicht erklären konnte, einige seiner Leute zu Svend, um diesen zum Essen zurück nach Roskilde zu bitten und sich zugleich etwas umzusehen und umzuhören.
Thorbern empfing die Gesandten mit ausgesprochener Freundlichkeit, war von deren Frage nach dem Grund der Verzögerung der Rückkehr Svends aber etwas überrascht. Er wies auf ein leichtes Unwohlsein Svends hin, welches dieser nach dem Genuss des Bades, wohl wegen des Rauchs und Dampfs, erlitten habe. Als man die gleiche Frage an Svend selbst richtete, der etwas später hinzutrat, antwortete dieser, er habe mit seinem kleinen Töchterchen gespielt und darüber wohl die Zeit vergessen. Die unterschiedlichen Erklärungen fielen den aufmerksamen Mannen Knuds auf, doch sie meinten, Svend wolle nur eine Unpässlichkeit überspielen, die ihm vielleicht peinlich sei.
Svend folgte sogleich nach Roskilde und gab sich äußert lebhaft und gut gelaunt, als er nach dem Brett für das Schachspiel verlangte. Er scherzte sogar, er habe derlei Zeitvertreib in der Verbannung sehr geschätzt und sei so zu wahrer Meisterschaft aufgestiegen. Doch dann verlief die Partie gegen Knud für ihn alles andere als erfolgreich, was ihn kurz die Fassung verlieren ließ.
Niemand hatte der Tatsache Beachtung geschenkt, dass immer mehr von Svends Männern die Königsfeste betraten und sich in den Gängen breit machten, taten sie dies doch augenscheinlich nicht in feindlicher Absicht. Knud selbst hatte dieses Gemäuer erst kürzlich in Besitz genommen und dort noch keine feste Besatzung aufgestellt, sondern nur die wenigen Krieger um sich, die in stets
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