Svantevit - historischer Roman (German Edition)
wollte sich so die Möglichkeit eröffnen, den Gegner aus verschiedenen Richtungen zu attackieren und diesem die Orientierung erschweren.
Wieder einmal war Svend in die Defensive gezwungen. Er stand sehr kompakt und ließ die letzten ihm verbliebenen schnellen Einheiten nervös um seinen kleinen Hauptverband rotieren. Knud begann, den Kreis enger zu ziehen, gab dabei aber größte Obacht, Fehler wie bei dem früheren Angriff zu vermeiden. Da sich Svend nun aber nur noch mit wenigen Einheiten bewegte, war er gut auszurechnen und ein Vorgehen besser planbar. Doch ohne Verluste würde auch für Knud ein Sieg nicht zu erringen sein. Es galt, dieses Risiko so gut wie möglich zu kalkulieren und vor allem, die wichtigsten Einheiten nicht zu riskieren.
Und so ließ Knud einige seiner langsamem Haupttruppen vorrücken, diese immer durch andere Einheiten gedeckt. Er wollte Svend aus seiner Einigelung herauslocken. Doch dieser wartete ab. Erst als sich einige Einheiten direkt gegenüber standen, schlug er zu. Knud setzte nach. Svend schickte seine letzten schnellen und beweglichen Truppen nicht etwa zum Entsatz der angegriffenen Truppen, sondern ging mit ihnen gegen Knuds Hauptheer vor. Er schlug unter Verlusten eine kleine Schneise und drang mit einer anderen Einheit hindurch.
"Schach!", brüllte Svend und ließ die Wut über den Verlauf der Partie aus der Stimme deutlich heraushören.
Seit Beginn des Spieles hatten sie kein Wort gewechselt.
Knud war nur kurz erschrocken. Zunächst wollte er instinktiv seinen König aus dem Schach setzen, erblickte dann aber die Möglichkeit, mit seinem Turm die Dame Svends zu schlagen und sich so vor dessen König zu setzen, der an den anderen Seiten von seinen eigenen Bauern umringt war. Warum Svend mit der Dame den Turm nicht geschlagen hatte, war Knud nicht klar. Sicher war Svend so auf den eigenen Angriff konzentriert gewesen, dass er die Verteidigung seines Königs kurz aus den Augen verloren hatte. Doch so etwas bedeutet beim Schachspiel regelmäßig den Tod, oder besser gesagt: "Matt!", wie Knud jetzt langsam und deutlich seinem Gegner und dem ebenfalls am Tisch sitzenden jungen Mann mitteilte, dessen Name Waldemar war.
Das Schachbrett samt Figuren flog augenblicklich zu Boden. Svend war kein guter Verlierer, aber das wusste Knud nur allzu gut. Was Knud und auch Waldemar allerdings nicht wussten, war die Absicht Svends, beide noch hier und heute umbringen zu lassen.
Am siebten Tag des kalten Januars im Jahre 1131, nur eine Woche, bevor sein Sohn Waldemar das Licht der Welt erblickte, wurde der dänische Prinz Knut Laward, welcher als Statthalter in Schleswig residierte und Lehnsherr des deutschen Königs Lothar war, von seinem Vetter Magnus ermordet. Dieser Verschwörung gehörte auch Erik Emune, der spätere dänische König und Vater Svends, an.
Als nun im Jahre 1146 der Thron nach dem Tod von König Erik Lam frei wurde, gab es drei Prätendenten, deren Vorfahren allesamt bereits Einfluss auf die Geschichte des dänischen Königreiches genommen hatten. Zudem stammten alle drei vom selben Urgroßvater ab, zwei besaßen sogar denselben Großvater.
Waldemar, der junge Prinz, war zu diesem Zeitpunkt allerdings erst 15 Jahre alt und einen unmündigen König sollte und durfte es nicht geben.
Sein Vetter Svend, selbst erst neunzehnjährig, hatte deshalb die Krone von Erik Lam erhalten, aber nur die Dänen in Seeland und Schonen erkannten ihn als König an. In Jütland wählte man den achtzehnjährigen Knud auf den Thron, was viele Jahre erbitterter Kämpfe zur Folge hatte.
Knud gelang es 1148, den Grafen Adolf von Holstein für sich zu gewinnen, weshalb Svend Wagrien mit Krieg überzog und Oldenburg in Brand steckte, wobei ihm ein Teil des holsteinischen Adels hilfreiche Dienste erwies, was sich erst änderte, als der noch junge Herzog der Sachsen Heinrich, welchen man später den Löwen nannte, den Frieden befahl.
Knud wollte zumindest Jütland erobern, wo man ihn immerhin zum König ausgerufen hatte, musste aber im Jahr 1151 eine Niederlage an der Mildau nahe Husum einstecken – hier hatte sich Svend mit dem Prinzen Waldemar verbündet.
Ein Jahr später eilte Knud Hilfe suchend an den Hof des Sachsenherzogs und beide Kontrahenten, Knud und Svend, wandten sich in Schreiben an den deutschen König Konrad III., der aber am 15.Februar 1152 verstarb und dem Friedrich, später genannt Barbarossa, auf dem Thron folgte.
Auf einem Reichstag zu Pfingsten 1152 in Merseburg
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