Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Floskel in einem Kontrakte ist?"
Er erhob seinen Becher und alle an der Tafel sitzenden Männer taten es ihm gleich.
"Für meine Unkosten", fügte er dann hinzu, "bitte ich mir die bescheidene Summe von tausend Silbermark aus."
Waldemar musste schlucken, sah aber sogleich, dass Absalon ihm zunickte.
"Von jedem anderen würde ich leicht das Doppelte verlangen!", ergänzte Heinrich der Löwe und dies war durchaus ernst gemeint.
Bald erkannte Waldemar, dass der Herzog der Sachsen und Bayern ein durchaus tüchtiger Mann war. Die Obodritenfürsten mussten einen Eid leisten, mit dem Dänischen Königreich Frieden zu halten und wurden aufgefordert, ihre sämtlichen Schiffe abzuliefern, welche nicht dem Fischfang oder Handel dienten.
Dieses Vorgehen Heinrichs war jedoch nicht ganz uneigennützig. Da er dem deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa Waffenhilfe auf dessen Italienfeldzug leisten musste, benötigte er ohnehin Sicherheitsgarantien, welche in seiner Abwesenheit den Frieden, auch zwischen den Sachsen und Obodriten, gewähren sollten.
Hiernach blieben die Piratenüberfälle eine Weile aus, was den jungen König Waldemar sehr befriedigte. Dann aber begannen die Angriffe erneut und zudem stellte sich heraus, dass die Wenden nur ihre alten Schiffe übergeben hatten.
"Lasst die Truppen sammeln!", befahl Waldemar Absalon in barschem Ton, "In fünf Tagen soll jeder waffenpflichtige Mann bereitstehen. Wir werden die Sache nun selbst in die Hand nehmen und nach Wagrien ziehen."
Die Wagrier waren der westlichste Stamm der Obodriten mit seinen Hauptorten Oldenburg und Lübeck. Dies Gebiet erschien dem dänischen König für einen exemplarischen Rachefeldzug gut geeignet.
Absalon ließ sofort alles veranlassen und sandte Boten in die verschiedenen Landesteile. Er teilte die Entschlossenheit seines Königs und war nicht minder gewillt, den Angriffen der Wenden nun mit Waffengewalt zu begegnen. Er hielt es jedoch für seine Pflicht, die kirchlichen Amtsträger in Wagrien von dieser Absicht zu unterrichten.
Daraufhin konnte unter der Vermittlung des Bischofs von Oldenburg, Gerold, ein Waffenstillstand vereinbart und der Feldzug so verhindert werden.
Doch während die Wagrier nun erst einmal Ruhe gaben, setzten die östlichen Obodritenstämme, die Warnower und Polaben, ihr Überfälle fort. Ganz zu schweigen vom Volk der Ranen, welchem man noch schwerer beikommen konnte, was Waldemar in zwei vergeblichen Feldzügen schmerzlich feststellen musste.
Als Heinrich der Löwe aus Italien zurückgekehrt war, traf er sich mit Waldemar auf der Ertheneburg nahe Lübeck.
"Die Wenden haben den Eid, mit welchem sie sich Euch gegenüber zum Frieden verpflichtet hatten, schneller gebrochen, als ein geschickter Meuchler den Dolch aus seinem Gewande zieht. Sie achten Euch gerade soviel, wie sie euch fürchten, doch scheint diese Furcht nicht recht groß zu sein. Wie sonst könnten sie derart respektlos handeln?", schürte Waldemar das Feuer, in dem er seine Eisen zu schmieden gedachte.
"Sie sollen mich kennen lernen!", brüllte der Herzog, "Wer Krieg haben möchte, wird diesen bekommen! Ich bin gerade in der rechten Stimmung, habe in Italien nicht genug Blut vergießen können!"
Waldemar hatte schon davon gehört, dass Heinrich mitunter zu Wutausbrüchen neigte, doch, was sich nun vor ihm abspielte, war ein wahrer Tobsuchtsanfall.
"Nun bin ich es leid, mich auf Worte und Mahnungen zu beschränken und im guten Glauben auf Einsicht an dieses Gesindel zu appellieren! Genug falsche Eide sind geleistet und Versprechen gebrochen! Jetzt wird der Federkiel dem Schwerte weichen müssen!", schrie er, während er wild gestikulierend im Raum auf und ablief.
Die Berater und Vertrauten, denen eine solche Szene nicht unvertraut schien, saßen ruhig weiter an der Tafel und die Diener pressten sich mit dem Rücken an die Wand, so als fürchteten sie, mit einem unbedachten Schritt oder einem falschen Blick die Wut auf sich zu ziehen. Diese Sorge war durchaus nicht unbegründet.
"Wie können sie es wagen, meiner Order zuwiderzuhandeln? Weiß diese Räuberbande nicht, mit wem sie es zu tun hat? Sie verwechseln mich wohl mit ihresgleichen!"
Heinrich leerte seinen Becher und warf diesen zu Boden. Er langte von einem silbernen Tablett, welches ein Diener vor sich hielt, einen vollen Becher, stieß dabei jedoch in seiner Heftigkeit eine silberne Karaffe um, welche daneben stand und bekam von dem auslaufendem Wein einige Spritzer an sein
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