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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Beinkleid.
    "Bist du närrisch Kerl?!", brüllte er und trat nach dem jungen Mann, der sich nach der Karaffe bückte, "Fort mit dir!"
    Schnell kamen andere hinzu, das Haupt gesenkt, um ja kein Ungemach zu erregen und beseitigten die Folgen des herzoglichen Missgeschicks. Heinrich schritt in die Mitte des Raumes und baute sich breitbeinig auf.
    "Schreiber!", rief er und wartete, bis eilig ein Mann mit Pergament hineinkam, dem zwei Soldaten ein Pult hinterher trugen.
    "Wisset und höret, was ich, Heinrich, Herzog der Sachsen und der Bayern, …"
    Er machte eine kreisförmige Handbewegung und meinte zu Waldemar: "Der Schreiber kennt meine Titel besser als ich selbst", und blickte dann wieder zum Pult, "Weiter also: beschlossen habe und hiermit verkünde. Der Fürst der Obodriten Niklot wird in die Acht erklärt, auf dass er im Herzogtum Sachsen, dergleichen im Herzogtum Bayern, ab sofort für ehr– und rechtlos gilt und gegenüber jedermann vogelfrei ist. So derselbe nicht binnen Jahr und Tag vor dem Herzog der Sachsen und der Bayern erscheint, um über sich richten zu lassen und ein gerechtes Urteil zu empfangen, soll er der Aberacht verfallen."
    Mit einem Kopfnicken bedeutete er dem Schreiber das Ende des Diktates, worauf dieser den Raum ebenso rasch verließ, wie er gekommen war.
    "Glaubt nicht, dass ich die Frist zur Gestellung vor dem herzoglichen Gericht ungenutzt verstreichen lasse", wandte er sich anschließend wieder an Waldemar, "Ich denke, ich kann hierbei auf den König des stolzen Volkes der Dänen zählen!"
     
     

Der neue Scholar
     
    Schüchtern lugten die Augen durch die Ritze in der Wagenplane, gegen welche gleichmäßig der Regen trommelte. Die Achsen knirschten monoton und nur die gelegentlichen Kommandos und Flüche des Kutschers unterbrachen den dauerhaften Reigen der gleich bleibenden Geräusche, zu denen auch das Klappern der Kisten und Truhen gehörte, mit welchen der Karren übervoll beladen war.
    Adalbert war ein ebenso neugieriges wie furchtsames Kind und beäugte misstrauisch, aber mit wachem Blick, die Landschaft, die sich ihm aus der kleinen Öffnung im groben Tuche darbot.
    ´So viel anders als in Sachsen sieht diese Gegend auch nicht aus´, befand er beruhigt.
    Vor drei Tagen waren sie aus Braunschweig losgefahren, wo der zehnjährige Knabe bislang seine recht behütete Kindheit verbracht hatte. Nun also reisten sie nach Norden, nach Dänemark, was für Adalbert irgendwie komisch klang. Aber das Wort hörte sich nicht bedrohlich an und die Eltern hatten sich auch alle Mühe gegeben, ihrem Sohn die neue Heimat als einen schönen Flecken Erde zu schildern, in welchem nur lauter nette Leute wohnen.
    Und so nahm Adalbert diese Herausforderung seines jungen Lebens an. Was wäre ihm auch anderes übrig geblieben? Ein wenig Stolz war er schon, dass sein Vater ein so angesehener Architekt und Baumeister war, den man sogar in ein fernes Königreich rief. Oft hatte der Knabe die Bauwerke bewundert, welche ihre beeindruckende Existenz dem meisterlichen Können und unermüdlichem Schaffen des Vaters verdankten. Noch mehr als die fertig gestellten Gebäude mit ihren dicken Mauern, hohen Giebeln und emporragenden Türmen zog das Geschehen auf den Baustellen Adalbert in seinen Bann. Das scheinbar ungeordnete Gewusel der unzähligen Menschen, aus welchem doch nach und nach Großartiges entstand, beeindruckte ihn.
    Im Moment befand er sich selbst in einem ähnlichen Gewusel. Die Eltern zogen nach Dänemark und er musste natürlich mit. Dies ängstigte ihn ein wenig, denn er liebte seine vertraute Umgebung und setzte sich selbst nur ungern Neuem aus. Doch auch hier hatten ihn Mutter und Vater beruhigt, indem sie ihm versicherten, dass man im neuen Haus alles genau so einrichten werde, wie man es in Braunschweig gehabt hatte und wenn man die Tür hinter sich schließe, wäre somit gar keine Veränderung wahrzunehmen.
    Was die Dänen wohl für Menschen waren? Nur Gutes hatten ihm die Eltern berichtet, doch war Adalbert schlau genug, dies als zweckdienliches Gerede zu verstehen, welches seine leichte Furcht in Begeisterung verwandeln sollte. Er blieb umso misstrauischer, denn ihm waren auch Erzählungen bekannt, die die Menschen im Norden als Wikinger oder Normannen bezeichneten und diesen alles andere als Nettigkeiten nachsagten.
    Endlich hörte der Regen auf und die Sonne tauchte die Landschaft jetzt in ihr freundliches, helles Licht. Adalbert setzte sich nun während der Fahrt zu dem Kutscher auf den

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