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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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vertrauen kann. Ich selbst werde mich bald in mein Haus nach Krakau zurückziehen, wo ich mich bei guter Pflege durch mein Weib noch gut zwei Jahrzehnte am Leben erfreuen könnte."
    "Warte ab, wie Rubislaw sich noch entwickelt. Ich denke, er würde jedes Vertrauen rechtfertigen", gab Radik zu bedenken, "Das Rechnen wird man ihm aber wohl nicht mehr beibringen können."
     
    Bald erreichte der Tross flussreiche Niederungen, die von riesigen Wäldern bedeckt waren. Während man noch vor kurzem die Kalkgebirge um Krakau bestaunen konnte, war hier nicht der winzigste Hügel zu entdecken. Schier endlose Wege führten durch die dunklen Baumschluchten, in die die Wagen der Händler mit der Zeit tiefe Furchen gegraben hatten.
    Die hohen Wipfel sorgten für schattige Kühle in diesem warmen Spätsommer und so wäre die Reise durchaus erträglich gewesen, würde nicht ständig eine surrende Schar blutgieriger Insekten um Mensch und Tier kreisen. Zunächst war jeder bemüht, die argen Plagegeister mit der Hand und allerlei Hilfsmitteln, mit denen gewedelt wurde, zu verscheuchen. Doch nach einigen Tagen resignierte man immer mehr vor der unermesslichen Anzahl und der Ausdauer dieser Stechmücken und regte sich nur noch, wenn eines dieser Insekten an einer gar zu empfindliche Stelle des Körpers seinen Appetit stillen wollte.
    Einige der Männer rieben sich mit bestimmten Pflanzen ein und meinten, ein ganz ausgezeichnetes Mittel gegen die lästigen Schwärme zu besitzen. Aber ihre zerstochenen Körper straften diese Reden Lügen. Allenfalls waren die kühlen Pflanzensäfte dazu angetan, den Juckreiz zu lindern, verbreiteten dafür aber oft einen strengen Geruch.  
    Ohne Übergang wechselte das Wetter schließlich zu kühlen Regenschauern über, welche der Plage mit einem Schlage abhalfen. Und auch als die Sonne nach ein paar Tagen wieder erschien blieb das Surren zur Erleichterung der Männer weiter aus.
     
    "Dies ist derselbe Fluss, in welchem wir bei Krakau geschwommen sind", sagte Rubislaw eines Tages zu Radik, als man einen breiten Strom erreichte, "Er fließt noch weiter nach Norden und mündet unweit von Danzig ins salzige Meer. Wenn wir damals ein Stück Holz hinein geworfen hätten, könnten wir es vielleicht hier wieder hinausfischen ", meinte er begeistert.
    ´Schade, dass dies nicht mit Bernsteinketten funktioniert!´, dachte Radik und war durch diese Gedanken für den Rest des Tages tief verstimmt.
    Einige Zeit folgte man direkt dem Flusslauf, das breite Band des lebhaften Wassers stets auf der rechten Seite des Weges. Tief hängende Wolken zogen argwöhnische Blicke der Männer auf sich, machten die Drohung ergiebiger Schauer aber nicht wahr, sondern schleppten ihre fetten dunklen Leiber über den Fluss weiter nach Westen.
    Das Umfeld des großen Stromes war von Auen und Wiesen geprägt, auf denen dicht und hoch saftiges Gras wuchs. Hier konnte man auch tagsüber das eine oder andere Großwild sehen, welches dieser Verlockung nicht zu widerstehen vermochte.
    So wunderte es niemanden, als eines Tages eine Herde Wisente jenseits des Weges auftauchte, deren Köpfe sich geschäftig zu den Gräsern hinunterbeugten. Als der Tross langsam näher kam, bemerkte man aber, dass die Stille und Ruhe, die diesen Tieren sonst Eigen war, irgendeine Störung erfahren hatte.
    "Der geht ja mächtig ran!", meinte einer der Männer und deutete auf einen mächtigen Bullen, der mit seinem Körper eine Kuh bedrängte.
    Der Anblick sorgte für allgemeine Heiterkeit und einige der Fahrensleute brüllten gar derbe Sprüche hinüber, als würden sie einen der ihren beim Liebesspiel anfeuern. Die Kühe wichen dem Bullen immer wieder geschickt aus, was diesen seine Aktivitäten noch steigern ließ. Bald war das donnernde Schnauben deutlich zu vernehmen und schließlich blickte der Bulle immer wieder auf die in einiger Entfernung vorbeiziehenden Wagen, bis er sich diesen ganz zuwandte.
    Mit langsamen Schritten kam er näher, den riesigen Kopf von einer Seite zur anderen schwenkend. Was ihn von einem Angriff zurückhielt, war weniger die Furcht vor dem Gegner, als mehr der Wunsch, den Kühen in Ruhe weiter hinterherzusteigen. Doch dann, als der Lärm von den Wagen noch zunahm, einige Männer sogar Steine nach dem Wisent zu werfen begannen,  wurden dessen Bewegungen allmählich deutlich schneller.
    Und im gleichen Maße, wie sich der Abstand zu dem wutschnaubenden Koloss verringerte, wurden die Stimmen der Männer leiser.
    "Nun verjage doch

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