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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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haben."
    "Das ist keinesfalls sicher, die Tiere könnten bei dem Überfall auch durchgegangen und auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein. Die Sache bleibt sonderbar, aber das soll uns jetzt nicht weiter stören. Mir ist sowieso wohler, wenn wir endlich aus dem Wald heraus sind. Dies sollte uns eine Warnung sein, Vorsicht walten zu lassen und jederzeit damit zu rechnen, dass man Fallen für uns bereithält!"
    Sie legten die Toten an den Wegrand und deckten sie mit dornigem Gestrüpp gegen Getier ab. Man würde sie nach der Rückkehr bergen und beerdigen lassen. Dazu fehlte jetzt die Zeit. Die Bäume waren zu zweit mit Leichtigkeit bei Seite geschafft und endlich konnten sie den Wald verlassen.
    Vor ihnen lag jetzt, von Mond- und Sternenlicht überflutet, wie es ihnen nach der Düsternis des durchquerten Gehölzes vorkam, eine von hohem Gras bewachsene Fläche. Schilfinseln wiesen auf morastigen Untergrund hin und hier und da reflektierten kleine Tümpel das Funkeln der Himmelskörper. Keine Schneise auf der Wiese zeigte an, wo der Weg weiterführte. Sie schauten sich gründlich um, konnten aber keinerlei Anhaltspunkte erspähen. So beschlossen sie, in der Verlängerung des Pfades, auf dem sie gekommen waren, weiter zureiten und so exakt die Ostrichtung einzuhalten.
     
     

Der Sumpf
     
    Die Pferde fühlten sich spürbar unwohl in dem hohen Gras und auf dem nachgiebigen Untergrund, aber dem entschlossenen Vorwärtstreiben ihrer Reiter setzten sie keinen Widerstand entgegen.
    Zu dieser Zeit gerieten sie unbemerkt in den Blick zweier feindlicher Augenpaare, die ihnen nun, auf die Chance zu einem Überfall hoffend, folgen sollten. Das war freilich schwerer getan als gedacht, denn die Beute, die sie sich ausgesucht hatten, kannte sich nicht aus in diesem Gelände und bugsierte sich immer tiefer in die gefährlichen Sümpfe von denen sie nichts ahnte und die ihre Verfolger ungewollt auf Distanz hielt.
    "Die Pfuhle werden immer zahlreicher und größer, wenn das so weitergeht kommen wir bald gar nicht mehr voran. Dann müssten wir umkehren, ich hoffe nur, wir finden den Weg noch."
    "Keine Sorge, die Sterne zeigen uns die Himmelsrichtung und wenn die untergegangen sind, tut es die Sonne. Dieser Jauchegestank ist allerdings wirklich widerlich."
    "Und diese abscheulichen, ekelerregenden Vögel! Unsere alte Amme hat sie immer Totenvögel genannt. Das sind die Seelen der im Moor Umgekommenen. Durch ihr Winken mit den Flügeln versuchen sie Kinder und Verirrte in den Sumpf zu locken, denn, wenn sie genügend arme Menschen ins Verderben geführt haben, gibt der böse Dämon, der jeden Morast bewohnt, sie vielleicht frei."
    Gegen den bleichen Nachthimmel konnte man in einigen hundert Metern Entfernung schon seit geraumer Zeit die abgestorbenen Baumgerippe sehen, die das abstoßende Merkmal jeder Meerrabenkolonie waren und durch ihren an gebleichtes Gebein erinnernden Anblick nicht zu Letzt für den schlechten Ruf der Vögel verantwortlich waren. Wie die mageren Knochen einer Hand, so streckten die einstmals stolzen Baumriesen ihre kahlen Äste in die Höhe und mitten in diesen Skeletten nisteten die Kormorane. Ihr Kot ätzte alles fremde Leben in unmittelbarer Umgebung der Nester weg.
    "Das sind doch alles Märchen, welche die Kindsmägde den ihnen anvertrauten Bälgern erzählen, um sie einzuschüchtern! Ich glaube nicht an solchen Unfug, dass irgendwelches Getier Unglück bringen könnte!"
    "Ich doch auch nicht! Aber zugeben musst du schon, dass einem solch eine Umgebung unheimlich sein kann!"
    "Natürlich! Schon allein deshalb, weil man, wenn man hier nicht aufpasst und sich verirrt oder vom Weg abkommt, ganz schnell und ohne jede Hexerei sein Leben im Sumpf aushauchen kann."
    "Was den Aberglauben betrifft, so mag ja alles stimmen, was du gesagt hast, aber so viel steht fest, Glück scheinen uns diese gefiederten Kreaturen nicht zu bringen, oder hast du bis eben die Wolken bemerkt, die sich jetzt vor den Mond zu schieben beginnen?"
    Christian wies zum Himmel und Ronald, dessen Blick der Richtung des ausgestreckten Armes seines Freundes folgte, konnte gerade noch das Verschwinden des Mondes, welches von einer sofort einsetzenden Dunkelheit begleitet wurde, erfassen.
    "Verdammt, das hat uns wirklich noch gefehlt! Man sollte diese verfluchten Bäume mitsamt der höllischen Brut, die darauf haust, abfackeln! Das Feuerchen würde uns den Weg schon weisen! Aber alles Zetern hilft uns nun auch nicht weiter, die Sonne sendet ihre

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