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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Gebrüll oder Drohungen Autorität zu verschaffen. Sein ganzes Auftreten und seine Erscheinung nötigten sofort eine gewisse Anerkennung und Achtung ab.
    Dem kleinen Tross, der sich nun seit einigen Tagen nach Westen bewegte, gehörten neben den beiden Fürsten etwa fünfzig Männer an, unter ihnen Radik und Granza. Alle Männer trugen Waffen und waren ausgerüstet, als wollten sie ins Feld ziehen. In zwei Pferdewagen wurde Proviant transportiert und auch noch andere Dinge, die sich in verschlossenen Kisten verbargen.
    Radik und Granza war nicht klar, wohin die Reise führen sollte und welchem Zweck sie diente. Sie wussten nur, dass sie sich gegenwärtig im Gebiet der Obodriten befanden und bald den Herrschaftsbereich der Sachsen erreichen würden.
    Je weiter man nach Westen kam, desto nervöser wurden die Männer der Leibgarde der Fürsten, während Tetzlaw selbst nichts von seiner Ruhe verlor. Man schickte jetzt regelmäßig Späher vor, die die Lage auskundschaften sollten und an einem Morgen wurden Radik und Granza von Dimar für diese Aufgabe bestimmt.
    "Ob unsere Streitmacht ausreicht, um Sachsen zu erobern?", scherzte Radik, als sie sich eine gute Strecke vom Tross abgesetzt hatten.
    "Ich bin einem Sachsen im Felde noch nicht begegnet. Doch nach allem, was ich von ihnen gehört habe, sollen sie weder mit Schwäche noch mit Feigheit geschlagen sein", antwortete Granza, "Daher glaube ich, es wird ein spannender Kampf mit ungewissem Ausgang."
    Beide lachten übermütig.
    "Ich denke, unser kleiner Ausflug hier hängt mit den Verhandlungen zusammen, die die Unterhändler des Löwen mit den Fürsten führten, als der Sachsenherzog im letzten Winter bei Wolgast stand", sagte Granza schließlich, "Er hatte ja gerade den Zirzipanen kräftig auf das Haupt geschlagen, die seinen Truppen allerdings zuvor auch mächtig zugesetzt hatten. In dieser rechten Raufstimmung lenkte er seinen unheilvollen Blick nun auf uns, anscheinend zu allem entschlossen."
    "Die Fürsten haben ihm den Lehnseid geschworen?"
    "Ja. Und Geiseln gestellt. Was hätten sie sonst tun sollen?" erklärte Granza.
    "Das mit dem Lehnseid ist schon eine merkwürdige Sache" überlegte Radik laut, "Ihn zu leisten ist nicht schwerer, als ihn zu brechen."
    "Das werden die Geiseln aber wohl anders sehen", gab Granza zu Bedenken.
    "Ja. Aber letztlich ist dies doch bloßes Gehabe. Die Sachsen wollen unsere Lehnsherrn sein und die Dänen ebenso. Sollen wir uns zerreißen? Die Dänen besitzen ihr Land ja selbst nur als Lehen des deutschen Kaisers."
    "So? Nun ja, wer sich stärker wähnt verlangt nun einmal eben diesen Lehnseid."
    "Wer wollte bezweifeln, dass die Insel und das angrenzende Festland unser Eigen ist, seit vielen Generationen. Unsere Ahnen ruhen in der Erde, nicht Sachsen oder Dänen. Wie also wollen uns diese Stämme ein Recht auf dieses Land verleihen?"
    "Da hast du Recht. Wollen wir sie doch in diesem Glauben lassen und Sorge tragen, beim nächsten Aufeinandertreffen das Schwert siegreich zu führen, anstatt mit Worten zu taktieren."
     
    "Morgen erreichen wir Lübeck!", sprach Fürst Tetzlaw einige Tage später zu den um ihn versammelten Männern.
    Ein Raunen setzte ein, war dieser Ort den Ranen doch gut in Erinnerung, seit sie vor vielen Jahren versucht hatten, die dortige Burg zu erobern. Dass Lübeck inzwischen an anderem Platze, wenn auch nicht weit entfernt, neu gegründet worden war und mit der gänzlich abgebrannten slawischen Burg nicht viel gemein hatte, wussten viele der Ranen natürlich nicht.
    "Der Herzog von Sachsen und Bayern, Heinrich, den man auch den Löwen nennt, hat uns geladen, was wir nur als große Wertschätzung und Ausdruck tiefen Respekts verstehen können. Also sind wir dieser freundlichen Bitte nachgekommen, um uns von Gleich zu Gleich zu ihm zu gesellen."
    Die Männer brachen in Jubel aus, als hätten sie diesem Löwen, von dem hier die Rede war, soeben das Fell abgezogen.
    "Selbstverständlich wurde uns freies Geleit zugesagt. Seid dennoch wachsam, Männer! Haltet die Augen auf und die Hand stets am Schwert!", mahnte der Fürst und blickte ernst in die Runde, "Mag jeder soviel saufen, wie er kann, sobald wir wieder zurück sind, doch in Lübeck wollt ihr dergleichen meiden!"
     
    Am nächsten Morgen machte man sich zeitig auf den Weg und bald tauchte in der Ferne eine größere Siedlung auf.
    Lübeck lag auf einer Art Halbinsel und war bis auf eine schmale Zuwegung von zwei Flüssen umschlossen. Man konnte bereits aus

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