Svantevit - historischer Roman (German Edition)
des Herzogs! Und war es nicht letztlich wirklich so?"
Dem Sachsen standen schon Schweißperlen auf der Stirn, während er wie gelähmt auf die Pfeilspitze schielte, die im jetzt voll durchgezogenen Bogen nur noch eine Armlänge von ihm entfernt metallisch glänzte.
"Aber, … ich … äh … wir", begann er zu stammeln, sich wohl bewusst, dass es eine sehr deftige Strafe setzen würde, sollten die Ranen sich wirklich beklagen und den in seinen Augen kleinen, derben Scherz zu einem Spektakel nutzen.
Und ihm war vor allem auch klar, dass er es kaum überleben würde, sollte diesem verfluchten deutschsprechenden Heiden, der da direkt vor ihm stand, die Bogensehne aus den Fingern rutschen. Hoffentlich hatte dieser Bastard nicht noch schmieriges Bratenfett an den Händen!
"Bemühe dich nicht um Erklärungen", sagte Radik, "Deine Worte sind ohnehin nur Lügen. Aber ich habe dich vorhin so schön bellen hören. Es war, glaube ich, nachdem du meinen Freund als Hund bezeichnet hattest. Das hat mir wirklich gut gefallen! Also bitte! Belle!"
Der Sachse guckte einen Augenblick ungläubig, bis er schließlich mit todernstem Gesicht anfing zu bellen. Doch diesmal erzeugten diese Hundelaute keine ausgelassene Freude, wie noch vor kurzer Zeit. Die anderen Sachsen beobachteten das Geschehen vielmehr stumm aus einiger Entfernung.
"Ich mag es eigentlich gar nicht, wenn mich ein dahergelaufener Köter ankläfft", sagte Radik und ließ den Pfeil etwas vor dem Gesicht des Sachsen kreisen, als suche er ein geeignetes Ziel, woraufhin das Bellen sofort aufhörte, "Noch weniger mögen wir Ranen es, wenn man uns erschlagen und unsere Frauen vergewaltigen will", fuhr er fort und bei den letzten Worten zielte er mit dem Pfeil auf den Unterleib seines Gegenübers, der daraufhin instinktiv die Schenkel zusammenschlug, als müsse er dringend pinkeln.
Schließlich riss Radik den Bogen hoch und ließ die Sehne vorschnellen, wodurch der Pfeil dicht am Ohr des Sachsen vorbeizischte, um in einiger Entfernung einen dicken Eichkater von einer nahen Linde zu schießen.
"Und solltest Du jemals vor meiner Burg auftauchen, in böser Absicht und mit Kriegsgebrüll auf den Lippen, so wird mein Pfeil deinem erbärmlichen Hundeleben ein sehr schnelles Ende bereiten", sagte Radik leise, bevor er sich abwandte.
Sein Blick fiel auf Dimar, der jetzt plötzlich neben Granza stand und im Gegensatz zu diesem nicht breit grinste, sondern finster dreinblickte. Mit einer Armbewegung drängte dieser zum sofortigen Aufbruch.
"Großartig!" fauchte Dimar zu Radik, nachdem sie sich einige Schritte entfernt hatten, "Die Fürsten lassen alles ruhig über sich ergehen, die Huldigung eines fremden Gottes und die ehrerbietige Aufwartung beim Sachsenherzog. Dies nur, um uns Ruhe und Frieden mit den Sachsen zu sichern. Bloß keine Provokation! Und du?!"
"Es sah sicher anders aus, als …", versuchte Radik zu erklären.
"Schweig!", ließ Hartmuth seinem Unmut freien Lauf, "Du bedrohst einen Gefolgsmann des Herzogs mit der Waffe und willst mir das als Dummejungenstreich verkaufen?!"
Radik ließ die Standpauke über sich ergehen, täuschte sogar Einsicht vor, konnte seine Freude aber nicht verhehlen, als Fürst Tetzlaw laut lachte, nachdem ihm die Sache auf der Rückreise berichtet worden war.
"Der Sachse hat gedroht unsere Frauen zu vergewaltigen? Dann hast du recht getan! Hoffentlich hat er sich vor Angst in die Hosen gemacht!"
Die Reise nach Lübeck schien sich für die Fürsten Tetzlaw und Jaromar gelohnt zu haben. Sie mussten nun vorerst eine Bedrohung durch Heinrich den Löwen nicht befürchten und auch die Dänen verhielten sich zunächst ruhig, obwohl es König Waldemar gar nicht schmecken konnte, dass die Ranen eine Lehnsherrschaft des Sachsenherzogs anerkannten.
Jedenfalls wollten die Ranen diese Ruhe nicht stören und unternahmen daher vorläufig keine Raubzüge an die dänische Küste. Erst recht sahen sie von Überfällen auf deutsche Handelschiffe ab, die immer zahlreicher zwischen Lübeck und Visby auf Gotland verkehrten.
Die Dänen und Sachsen wandten sich anderen Feinden zu und zogen gemeinsam gegen die Pommern, wobei Absalon die Ranen per Bote um Flottenhilfe nachsuchte, immerhin wähnte man sich als ihr Lehnsherr. Die Ranen aber blieben untätig und so musste Absalon erst höchstselbst vor die Versammlung von Arkona treten, um mit scharfen Worten und unverhohlenen Drohungen an die Pflicht zur Waffenhilfe zu erinnern. Fürst Tetzlaw aber litt
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