Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
etwas.«
Selberg dachte, dass der neue Kapitän wirklich nicht bescheiden war, wenn er auf seiner ersten Fahrt schon so gute Prisen erwartete. Kaum hatte er den Gedanken beendet und den Kopf geschüttelt, da hörte er den Ausguck rufen: »Deck, steuerbord zwei Strich, drei Segel, drei Meilen.«
»Verdammt! So viel Glück gibt’s doch gar nicht!«, knurrte Selberg verwundert.
»Warum nicht, Mr Selberg? Wir hatten doch die Informationen vor dem Auslaufen, und sie wurden gestern bestätigt.«
»Sir, viele Schiffe haben angeblich sichere Informationen und jagen ihnen vergeblich hinterher.«
Sven zuckte mit den Schultern und gab Befehle, dass alle Mann an Deck kommen sollten. »Signal für Mr Borg: Prisen in Sicht!«
Als das Signal auf der Ketsch gelesen wurde, jubelten die Matrosen.
»Der Käpt’n bringt Glück!«, rief einer.
»Warte gefälligst, bis wir die Beute haben, Mann!«, schimpfte Adam. Dann befahl er, die Drehbassen und die Rifle zu laden. »Man kann nie wissen«, fügte er hinzu, als er die zweifelnden Blicke sah.
Auf der Freedom war es ganz still geworden. Die Männer kauerten hinter den Kanonen, als ob kein Laut die Beute warnen dürfte.
»Eine Bark, zwei Briggs«, murmelte Sven vor sich hin. »Gemerkt haben sie anscheinend noch nichts.«
»Entfernung zwei Meilen, Sir. Wir holen schnell auf«, meldete Mr Selberg.
»Bringen Sie uns auf einen Kurs backbord von den Schiffen. Unsere Steuerbordbatterie soll Kettenkugeln laden.«
Mr Selberg bestätigte und gab den Befehl weiter.
Und dann sah Sven im Teleskop, dass sie entdeckt worden waren. Auf den Schiffen rannten Matrosen an Deck, setzten mehr Segel und bemannten anscheinend auch Kanonen.
»Das wird euch nicht viel helfen«, murmelte er.
Die Freedom näherte sich schnell. Aber als die verfolgten Schiffe sicher waren, dass ihnen ein Kaper nachjagte, trennten sie sich. Die Bark lief geradeaus weiter. Eine Brigg nahm das Steuer nach steuerbord, die andere nach Backbord herum.
»Signal an Mr Borg: Brigg nach steuerbord folgen! Wir gehen hart an den Wind und verfolgen die andere Brigg. Die Bark muss warten«, entschied Sven.
Einige Matrosen fluchten, als sie sahen, wie sich die Beute trennte. »Wat soll die Ketsch denn bei der Brigg machen?«, schimpfte ein Matrose.
»Mann, die haben den Jimmy mit der Rifle bei sich. Der putzt der Brigg die Rudergänger weg«, belehrte ihn ein anderer.
Die Freedom war so weit aufgekommen, dass ihre Jagdkanone an Bug feuern konnte. Joshua hatte hoch gezielt, um nicht den Rumpf zu beschädigen, und fetzte der Brigg ein Bramsegel weg.
»Der Kerl trifft immer«, kommentierte Mr Selberg anerkennend.
Sven schimpfte durch seine Sprechtrompete. »Brasst die Segel gefälligst nach!«
Dann waren sie querab.
»Streicht Flagge und Segel!«, rief Sven hinüber. »Sonst schießen wir euch zusammen!«
Als Antwort bellte ein Vierpfünder zu ihnen herüber. Die Kugel durchschlug ein Segel.
»Feuer frei!«, befahl Sven.
Die Achtpfünder der Freedom schossen gut. Fock und Besan der Brigg wurden zerfetzt. Sie verlor an Fahrt.
»Gebt besser auf!«, rief Sven wieder. »Sonst zerschießen wir euch das Schiff!«
Aber das glaubten ihm die Briten wohl nicht, denn man sah, wie sie rannten, um die Segel zu ersetzen und die Kanone nachzuladen.
»Gewehrschützen! Knallt die Bande doch ab!«, schimpfte Sven und trieb die Kanoniere an, schneller zu laden.
Ihre Gewehre trafen. Die Brigg lief aus dem Ruder, weil der Rudergänger zusammensackte. Dann waren ihre Kanonen wieder dran. Auch der Hauptmast trug nun nur noch zerfetzte Segel.
»Was wollen die denn noch?«, fragte Mr Selberg.
»Kanonen mit Traubengeschossen laden!«, rief Sven. »Mr Selberg, bringen Sie uns bitte näher heran!«
Dann hob er erneut die Sprechtrompete. »Das ist meine letzte Aufforderung. Ergebt euch oder wir machen Hackfleisch aus euch!«
Und dann zählte er: »Eins, zwei …«
Ein Mann wollte drüben den Widerstand organisieren, aber andere liefen und holten die Flagge ein. Der Mann wollte sie wieder hissen, wurde aber von den eigenen Leuten niedergeschlagen.
»Mr Bauer, nehmen Sie sich zwölf Mann, und schaffen Sie drüben Ordnung. Wir laufen der Bark nach!«
Karl bestätigte und sprang mit seinen Leuten in den Kutter.
Adam war inzwischen mit seiner Ketsch dicht hinter der anderen Brigg.
Er nahm eine Sprechtrompete und rief: »Wir sind der Tender des Kapers Freedom aus Philadelphia! Streicht Segel und Flagge, sonst werdet ihr
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