Sweetgrass - das Herz der Erde
Geschmack entsprach. Doch dann fiel ihm ein, dass ihr Büro ganz in der Nähe war, und so erklärte sich die Wahl seiner Tante.
Er entdeckte seine Tante, die an einem Tisch in der hinteren Ecke des Restaurants vor einem großen Fenster saß. Der Blick auf den Fluss und die Sümpfe war fantastisch. Umringt von Möwen lagen ein paar Krabbenkutter am Kai, und Pelikane flogen in Formationen am Himmel entlang.
“Hallo, Tante Adele, entschuldige bitte, dass ich zu spät komme”, sagte er und nahm Platz. Er gab ihr keinen Kuss zur Begrüßung.
“Ich hätte dich warnen sollen wegen der Parkplätze. Es wird jedes Jahr schlimmer. Aber jetzt bist du ja da”, erwiderte sie und gab dem Kellner ein Zeichen.
Sie klang herzlich, und das ließ Morgan hoffen. Er entspannte sich ein bisschen und bestellte ein Bier, als der Kellner an den Tisch kam. Adele bestellte eine Bloody Mary.
Morgan fand, dass seine Tante ausgesprochen gut aussah. Sie hatte eine frische Gesichtsfarbe, die ihre dunklen Augen besonders gut zur Geltung brachte. Wie Kaffee und Sahne, dachte er. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und war froh, dass Kristina angeboten hatte, es ihm zu schneiden.
“Was macht das Golfspielen?”, fragte er.
“Ach, das”, sagte sie und lachte kurz. “Es sieht aus, als käme ich da nicht mehr weiter. Inzwischen spiele ich nur noch, um nicht völlig einzurosten. Aber Harry dagegen! Der Junge hat echt Talent. Ich würde mich nicht wundern, wenn er ein Golf-Stipendium bekäme. Er könnte sogar ein professioneller Spieler werden, bei seinem Können.”
Stolz klang aus ihrer Stimme, und Morgan wunderte sich, mit wie viel Wärme sie von ihren beiden Großneffen sprach. “Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass er so gut ist.”
“Aber ja”, bestätigte sie. “Wie steht’s denn mit dir? Spielst du Golf?”
Er schüttelte den Kopf. “Damit konnte ich mich nie anfreunden. Mir gefällt das Angeln viel besser.”
Sie nickte höflich, doch er wusste, dass sie sich für seine sportlichen Interessen nicht erwärmen konnte.
“Wie geht es deinem armen Vater?”
“Jeden Tag ein bisschen besser”, antwortete er. Das war die Standardantwort, aber er fühlte sich nicht mehr ganz wohl dabei. Er hatte das Gefühl, dass auch sein Vater nicht mehr so recht weiterkam.
“Kommen die Therapeuten immer noch?”
“Ja, Ma’am. Ganz nach Plan.”
“Doch wohl nicht mehr allzu lange, nehme ich an.”
“Er wird sie noch eine Weile brauchen”, erwiderte er ausweichend. Diese Hürde würde Preston noch nehmen müssen, wenn es so weit war, aber darüber wollte Morgan jetzt nicht mit Adele sprechen. Er brauchte ihre Unterstützung für seine neuen Pläne. “Du solltest mal vorbeikommen und ihn besuchen”, sagte er, um das Thema zu wechseln. “Er würde sich freuen.”
“Das sollte ich. Werde ich auch.” Ein Schatten huschte über Adeles Gesicht. “Um ehrlich zu sein, fällt es mir sehr schwer, ihn in diesem Zustand zu sehen.”
Der Kellner kam mit den Getränken.
“Weißt du schon, was du essen möchtest?”, fragte sie Morgan. “Der Austernsalat ist sehr gut. Und der gegrillte Thunfisch ist hervorragend.”
“Ich nehme den Thunfisch”, sagte er zum Kellner. Adele bestellte den Salat.
“Na, dann erzähl mal”, forderte sie ihren Neffen auf und wischte alles andere beiseite. Sie legte ihre Hände übereinander auf den Tisch. “Was führt uns hierher? Ich nehme an, du hast dich durch die Akten deines Vaters gewälzt und bist zu einer Entscheidung gekommen?”
“Ja, das bin ich in der Tat.”
“Das ist schön zu hören.” Sie beugte sich gespannt vor.
Er wusste, was sie hören wollte, doch er blieb standhaft.
“Ich habe einen Plan, mit dem wir meiner Ansicht nach eine Möglichkeit bekommen, Sweetgrass zu halten. Ich habe schon mit Vertretern der ‘Nature Conservatory’ und der ‘Coastal Conservation League’ gesprochen, und sie haben mich bestätigt. Ich möchte versuchen, Sweetgrass unter Naturschutz zu stellen.”
Adele starrte ihn ausdruckslos an. “Unter Naturschutz?”
“Ja”, sagte er und erschrak, als er Adeles schockierten Gesichtsausdruck bemerkte. “Um es kurz zu machen: Damit könnten wir das Land zusammenhalten und müssten weniger Steuern zahlen.”
“Ich kenne das Naturschutzgesetz”, erwiderte Adele patzig. “Ich bin nur erstaunt, dass du das vorhast. Was soll denn dabei herausspringen?”
Sein freundliches Lächeln erstarb. “Gar nichts soll dabei
herausspringen”
, entgegnete er
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