Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
Unabhängigkeit aufgeben wollen und sich auch nie eigene Kinder gewünscht. Bei ihrem guten Aussehen, dem dunklen glänzenden Haar und ihrem Sinn für Stil – ganz zu schweigen von ihrer Herkunft – hatte sie durchaus Angebote bekommen. Aber Adele hatte einfach nicht heiraten
wollen
. Sie hatte sich nie nach dem gesehnt, was ihr wie ein langweiliges Leben als Ehefrau und Mutter vorkam. Ihre Karriere hatte sie völlig in Anspruch genommen und besaß in ihrem Leben die höchste Priorität. Als sie aufgewachsen war, war ihre Familie reich an Landbesitz, aber arm an Barvermögen gewesen. Irgendwann hatte Adele beschlossen, sich selbst ein Vermögen zu erarbeiten, und durch ihre Immobiliengeschäfte mit Grundstücken entlang der Küste hatte sie damit mehr Erfolg, als sie sich je erträumt hatte.
    Doch das Geld hatte nichts zu tun mit der tief verwurzelten Wut auf ihre Eltern, auf ihren Bruder und vor allem auf Mary June Clark, die sie aus dem Familienkreis vertrieben hatte.
    Sie betrachtete das hübsche Haus, das durch den sanften Lichtschein, der aus den Sprossenfenstern drang, zu leuchten schien. Dieser Anblick ließ ihr das Blut gefrieren. Auch
sie
war in diesem Haus groß geworden. Es war auch
ihr
Zuhause. Und jedes Mal, wenn sie von dort wegfuhr und Mary June winkend in der Tür stehen sah, hätte sie ihr am liebsten die Augen ausgekratzt.
    Die ganze Sache muss zu einem raschen Ende kommen, dachte sie und zog träge an ihrer Zigarette.
    Plötzlich öffnete sich die Haustür, und Morgan kam in großen Schritten geradewegs auf sie zu. Er schien außer sich, und in seinen Händen hielt er die Papiere.
    “Verflucht”, murmelte Adele und drückte ihre Zigarette aus. Als er näher kam, ließ sie ihr Fenster weiter nach unten und sah ihm mit einem steifen Lächeln entgegen.
    “Morgan!”, rief sie, als er an ihrem Fenster auftauchte und sich zu ihr hinunterbeugte.
    Sein Gesicht war hochrot vor Zorn. “Was zum Teufel hat das zu bedeuten?”, stieß er hervor und streckte ihr die Faust mit den Papieren entgegen.
    “Hast du die Unterlagen gelesen?”, fragte sie ruhig.
    “Natürlich habe ich das. Aber das ergibt überhaupt keinen verdammten Sinn.”
    “Achte auf deine Wortwahl, wenn du mit mir reden willst.”
    “Das tue ich bereits. Wenn du wüsstest, was ich wirklich denke …”
    Adele reckte majestätisch das Kinn, schwieg jedoch.
    Morgan fuchtelte mit seiner freien Hand in der Luft herum und versuchte mühsam, sich unter Kontrolle zu bringen. Schließlich atmete er tief ein und sagte: “Würdest du bitte hineinkommen, damit wir die Sache im Büro meines Vaters besprechen können?” Er musste sich sichtlich anstrengen, um höflich zu bleiben.
    “Lieber nicht”, antwortete Adele. “Es ist schon spät, und abgesehen davon gibt es ohnehin nichts mehr zu besprechen.”
    “Du glaubst doch nicht …”, begann er aufgebracht, unterbrach sich aber, bevor er sich völlig vergaß. “Du hast mir gesagt, dass wir dir fünfhundert Riesen schulden. Hier steht, dass du uns
auszahlst.”
    “Das ist korrekt. Die Raten für den Kredit sind seit längerem überfällig, was du längst wüsstest, wenn du neulich nicht so schnell aus dem Restaurant verschwunden wärst. Dein Vater hat seine Raten eben nicht bezahlt.”
    Ihre eiskalte Ruhe reizte ihn nur noch mehr. Er rang mit sich, um nicht ausfällig zu werden.
    “Davon hat er mir nie etwas erzählt.”
    Adele sah ihn betont überrascht an. “Warum sollte er auch? Morgan, glaubst du wirklich, dass dich dein Vater in seine Geschäftsangelegenheiten einweiht? Du hast in den letzten zehn Jahren so gut wie gar nicht mit ihm gesprochen.”
    Morgan blickte sie scharf an. “Was genau besagt denn diese Vereinbarung?”
    “Es ist ein Kredit mit dem Vorbehalt der Übernahme, falls die Raten ausbleiben. Oder wenn einer der Vertragspartner stirbt oder geschäftsunfähig wird. Wie auch immer – ich nehme mein Recht auf Geschäftsübernahme wahr.”
    Morgan war wie vom Donner gerührt. “Das soll heißen, dass dir damit ein Teil von Sweetgrass gehört?”
    “Nein, mir gehört
alles.”
    “Das kann nicht stimmen!”, schrie er. “Daddy hätte niemals Sweetgrass für einen Kredit aufs Spiel gesetzt. Als Sicherheit vielleicht, aber verkaufen? Nein, niemals! Da stimmt etwas nicht.”
    “Steht alles da drin”, entgegnete Adele seelenruhig und zeigte auf die Unterlagen. Sie setzte sich zurecht, damit sie ihn besser ansehen konnte. “Und jetzt hör mir gut zu, Morgan. Ich habe diese

Weitere Kostenlose Bücher