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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Küchenhauses, stopfte den Malerpinsel in eine Plastiktüte und verschloss den fast leeren Farbeimer. Dann winkte er Kristina herüber und rieb sich die Hände mit einem Tuch sauber. “Ich bin für heute fertig. Gerade rechtzeitig, wie es scheint.” Er deutete mit dem Kinn auf das Küchenhaus. Der frische Anstrich der Fassade glänzte weiß in der Sonne. Die Fensterläden hatte Morgan im gleichen Meerblau gestrichen wie die Läden des Haupthauses.
    “Es ist wirklich schön drinnen, sehr hell und freundlich. Ich glaube, es wird Ihnen gefallen.”
    Ihr hübscher Mund öffnete sich ungläubig. “Sie machen Witze, oder?
Hier
soll ich wohnen?”
    “Jedenfalls solange Sie hier arbeiten.”
    “Ich dachte schon, ich würde in einer kleinen Dachkammer schlafen.”
    “Das können Sie natürlich gerne tun”, sagte er hoffnungsvoll. “Dann kann ich hier einziehen.”
    “Nein, nein, ich find’s wunderbar!”, rief sie schnell und betrachtete begeistert das hübsche Häuschen.
    Morgan war hin- und hergerissen zwischen der Enttäuschung, dass es ihr so gut gefiel, und der Freude darüber, dass seine harte Arbeit gewürdigt wurde. “Kommen Sie rein. Ich zeige Ihnen alles.”
    Das einstöckige Haus war solide gebaut und besaß den Charme, aber auch die Nachteile eines Altbaus. Morgan musste den Kopf einziehen, als er durch die niedrige Tür in das kleine Haus trat. Eine riesige gemauerte Feuerstelle teilte den Raum. Eine kleinere Feuerstelle befand sich an der Wand, und gegenüber war ein kleiner rechteckiger Wintergarten angebaut worden. Hinter der großen Feuerstelle war ein zweiter Raum gleicher Größe mit einer weiteren Herdstelle. Auch dieser Raum war weiß gestrichen und mit einem schwarzen Eisenbett und einem bemalten Kleiderschrank aus Kiefernholz an der Mauer nur spärlich eingerichtet.
    “Ich hatte noch keine Zeit, den Rest der Möbel wieder einzuräumen”, erklärte er.
    “Ich mag es sparsam möbliert.” Kristinas Blick wanderte durch den Raum und ihre Stimme klang ganz aufgeregt. “Es ist perfekt.”
    Die Dielen knarrten, als sie sich umsah und Blick hob, um die schweren Holzbalken zu inspizieren, die das Dach trugen. Sie war schlank, aber durchtrainiert, und er hätte wetten wollen, dass sie Yoga machte. Wenn sie es sparsam mochte wie er, dann würde es ihr sicher gefallen, wie das Licht durch die kleinen Sprossenfenster, an denen kleine Spitzengardinen hingen, hereinfiel und den Raum in ein warmes Licht tauchte.
    “War das das Gästehaus?”, fragte sie neugierig.
    Er schaute sich gleichmütig um, denn er hatte die Geschichte schon tausendmal erzählt. “Ursprünglich war es das Küchenhaus. Auch heute noch nennen wir es so. Als es im 19. Jahrhundert erbaut wurde, konnte ein Feuer eine existenzielle Bedrohung darstellen, und deshalb hat man für die Küche ein eigenes Gebäude in der Nähe des Haupthauses errichtet. Das Personal musste das Essen zum Speisezimmer und wieder zurück tragen. Irgendwann nach der Jahrhundertwende hat mein Großvater das Haupthaus erweitert und eine Küche angebaut. Und in diesem Gebäude hat er Wasser und elektrische Leitungen verlegt und eine Sickergrube angelegt.”
    “Und hat daraus ein Wohnhaus gemacht”, ergänzte sie.
    “Richtig. Für die Bennetts, eine Familie, die seit Generationen zu Sweetgrass gehört. Die Bennetts sind hier eingezogen und haben eine Weile hier gelebt, aber als sie dann selbst Kinder hatten, haben sie ein eigenes Haus gekauft. Danach haben meine Eltern hier gewohnt, das war in den Fünfzigerjahren. Mein Vater hat es weiter modernisiert und ist mit seiner frischgebackenen Frau eingezogen. Sie haben im Küchenhaus gewohnt, bis meine Großeltern starben. Anschließend sind meine Eltern ins Haupthaus gezogen, und seitdem steht das Haus leer. Als Kinder haben wir hier gespielt, manchmal haben auch Gäste in den Zimmern übernachtet, aber Sie sind die erste richtige Bewohnerin seit jener Zeit.”
    “Ich fühle mich geehrt”, scherzte sie.
    “Ich habe einen neuen Kühlschrank und eine Mikrowelle installiert. Und eine Klimaanlage fürs Schlafzimmer. Alles, was man so braucht.”
    “Also lebt Ihre Familie schon lange hier?”
    “Das kann man wohl sagen”, entgegnete er gedehnt. “Oliphant Blakely kam 1769 hierher, mit einer Landschenkung in der Tasche. Er begann mit einer Indigo-Plantage. Später wurde ein Haus gebaut, das dort drüben stand”, erklärte er und zeigte aus einem der Fenster. Kristina kam näher, um hinauszuschauen. Sie war zwar

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