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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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    Nona seufzte tief, als sie ihren Van vor Sweetgrass zum Stehen brachte. Durch die Windschutzscheibe ihres Wagens betrachtete sie das hübsche weiße Haus. Das ist schon ein Anblick, dachte sie, wie Sweetgrass in das zartrosa Sonnenlicht des anbrechenden Tages getaucht wird. Nona hatte den Großteil ihres Lebens hier verbracht, und ein Teil von ihr kam gerne hierher zurück. Maize konnte solche Gefühle einfach nicht verstehen – aber das war auch in Ordnung so. Nona war zufrieden mit dem, was sie aus ihrem Leben gemacht hatte, und daran wollte sie auch jetzt nichts mehr ändern. Ihre Tochter war mit ihrer Entscheidung, wieder auf Sweetgrass zu arbeiten, nicht einverstanden gewesen, doch damit musste Maize alleine zurechtkommen.
    Nona stieg aus dem glänzend weißen Van und streckte sich ein bisschen, als sie auf dem Kies der Auffahrt stand. Den Wagen hatte sie von dem Geld gekauft, das sie jahrelang vom Erlös ihrer Körbe gespart hatte, und wann immer sie das Auto ansah, war sie stolz darauf. Normalerweise war der Wagen vollgestopft mit Körben, aber sie hatte die kostbaren Stücke erst einmal sicher in ihrem Haus verstaut, bis auf Sweetgrass alles lief. Sie holte eine große Stofftasche mit Gras, Palmblättern und ihrem Werkzeug aus dem Wagen, denn sie arbeitete in jeder freien Minute an den Körben.
    Blackjack begrüßte sie auf seine übliche Art, stupste sie mit seiner ergrauten Schnauze an und wedelte freudig hechelnd mit seinem Schwanz.
    “Hallo, du alter Köter”, murmelte sie liebevoll und beugte sich herunter, um Blackjack zu streicheln.
    Morgans Stimme überraschte sie. “Guten Morgen, Nona! Schon so früh auf? Kannst es wohl kaum abwarten, was?”
    Der große schlaksige Mann kam um die Hausecke. Er trug ein ausgewaschenes T-Shirt mit zerrissenem Ausschnitt, abgetragene Jeans und ausgetretene Wanderstiefel voller Dreck. Er war noch unrasiert, und seine dichten braunen Locken standen nach allen Seiten ab.
    Er sieht aus wie der achtjährige Junge, schoss es ihr durch den Kopf, und sie erinnerte sich an den kleinen Morgan, der mit blitzenden blauen Augen von den Feldern kam und stolz ein Kuckucksei, eine Schlangenhaut oder irgendeine andere Kostbarkeit, die er unterwegs aufgetrieben hatte, in der Hand hatte.
    Nona schnalzte mit der Zunge. “Was hast du denn da in der Hand?”, fragte sie und zeigte auf das Stoffbündel, das er bei sich trug. “Einen Frosch?”
    Er holte einen Malerpinsel aus dem Bündel und hielt ihn hoch. “Ich renoviere das Küchenhaus. Mama June will dort die neue Hilfe unterbringen. Ich habe das Dach repariert, eine Klimaanlage fürs Schlafzimmer eingebaut und neue Fliegengitter vor die Fenster gesetzt. Und jetzt bekommt das Ganze noch einen frischen Anstrich. Weißt du”, überlegte er und kratzte sich am Kinn, “es sieht richtig gut aus. Ich würde am liebsten selber einziehen.”
    “Oh nein, das wirst du nicht. Das Mädchen wird ihre eigenen vier Wände wollen. So wie deine Mama. Sei ein braver Junge und mach das Haus fertig für Miss … wie heißt sie noch?”
    “Kristina Hays.”
    Sie quittierte das mit einem Nicken. “Na, ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor Miss Hays kommt.”
    “Ich hoffe, sie ist ihr Geld wert.”
    “Das hoffe ich auch.” Nona sah zum Haus hinüber. “Es sieht so ruhig aus da drüben.”
    “Mama schläft noch – das hat sie jedenfalls, als ich zum letzten Mal nachgesehen habe.”
    Sie zog die Augenbrauen hoch. “Deine Mutter schläft noch?” Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr. “Sie steht doch sonst immer beim ersten Hahnenschrei auf. Sie ist nicht etwa krank, oder?”
    Er schüttelte den Kopf. “Nur erschöpft. Ich habe sie schlafen lassen. Ehrlich gesagt, bin ich ganz froh darüber. Sie hat wirklich ohne Pause geschuftet.”
    “So ist sie nun mal. Wenn sie etwas tut, dann gibt sie einhundert Prozent. Und da es um deinen Vater geht, holt sie das Letzte aus sich heraus.”
    “Ja, gut. Aber sie ist immerhin sechsundsechzig.”
    “Und ich bin achtundsechzig! Was soll das heißen?”
    Morgan lachte. Nona gehörte zu den Menschen, die einfach nicht älter wurden. Für ihn war sie dieselbe, die er bereits als kleiner Junge gekannt hatte. Wie früher stand sie kerzengerade vor ihm, Respekt einflößend wie eine Operndiva. Selbst ihre Haare schimmerten wie früher, wenn auch nicht mehr so sehr wie das pechschwarze Gefieder eines Raben, sondern eher wie das schwarzweiße Gefieder eines Fischadlers. Sie trug es immer noch

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