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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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weiterzumachen. Sobald unangenehme Erinnerungen auftauchten, schob sie sie zur Seite und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Hatten ihre Mutter, ihre Freunde, eigentlich jeder sie nicht dazu ermutigt, genau das zu tun? Und war sie wirklich all die Jahre so sehr damit beschäftigt gewesen, ihrem Kummer aus dem Weg zu gehen, dass sie dabei übersehen hatte, dass Preston vielleicht ab und zu in seine Vergangenheit zurückgehen und darüber sprechen wollte?
    “Er hat bisher noch nie gewollt, dass wir über die Vergangenheit reden”, murmelte sie.
    “Das war früher. Doch jetzt muss er sich erinnern, wer er früher gewesen ist, damit er auch daran glauben kann, dass er immer noch derselbe ist. Und wer weiß, vielleicht gibt es etwas in der Vergangenheit, das ihm helfen könnte, sich etwas mehr zu bemühen.”
    Mama June biss sich auf die Unterlippe und dachte wieder an die Nacht seines Schlaganfalls, an den Anblick Prestons, seine hängenden Schultern, dachte wieder an den Ausdruck der Niederlage in seinen Augen, vor allem als sie ihm gesagt hatte, das Schicksal von Sweetgrass sei ihr egal. Noch immer plagten sie deshalb Albträume.
    “Aber – aber wo soll ich anfangen?”, fragte sie stockend.
    Kristina lächelte beruhigend. “Das ist gar nicht so schwer. Berühren Sie ihn. Schauen Sie ihm in die Augen. Es geht um eine Verbindung zwischen Ihnen. Niemand kann die Erinnerungen so wiederbeleben, wie Sie das können.”
    Mama June erschauerte, schlang die Arme um ihren Oberkörper und lief rastlos im Flur auf und ab. Sie hatte Angst, diese Schwelle erneut zu überschreiten, diese schmerzhaften Erinnerungen wieder hervorzuholen.
    Sie warf einen Blick in das behelfsmäßige Krankenzimmer. Dort lag der Mann, mit dem sie die letzten siebenundvierzig Jahre verbracht hatte, in einem Krankenbett. Dort lag er in dem ehemaligen Speisezimmer, wo er früher an der Stirnseite des großen Tisches gesessen hatte. Sie konnte ihn nicht einfach schutzlos und allein seinem Schicksal überlassen.
    “Nun gut”, sagte sie schließlich. “Ich werde es versuchen, um Prestons willen.”
    Durch die Dunkelheit wirkte das Zimmer kühl, dennoch war die Luft stickig, und es roch nach Desinfektionsmittel und Medizin. Leise lief Mama June zum Doppelfenster und stieß es auf. Auch wenn es draußen schwül war, schien die Luft doch kühler als in dem Raum, und es ging eine leichte Brise. Sie und Preston waren in einer Zeit aufgewachsen, als Klimaanlagen noch nicht so verbreitet waren, und damals waren die Fenster immer offen gewesen. Sie wusste, dass ihm die schwülfeuchte Ozeanluft lieber war als die gleichmäßig erzeugte Kühle einer Maschine.
    Gelbe Seidenvorhänge schmückten die Fensterrahmen und verliehen dem Raum eine gewisse Eleganz. Zarte Spitzen bewegten sich anmutig in der Brise. Die Geräusche weckten Blackjack, und sein breiter Kopf erschien am Fenster. Der Hund drückte seine Schnauze von außen gegen das Fliegengitter.
    Mama June seufzte ergeben und zog den Vorhang beiseite. “Du weißt, dass er hier drin ist, nicht wahr?”, fragte sie den Hund.
    Blackjack jaulte leise.
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Preston hatte die Augen geöffnet. Seine linke Hand schaute unter der Bettdecke hervor.
    “Du bist ja wach!”, rief sie und eilte zu ihm. Sie ergriff seine linke Hand und legte sie an ihr Herz, wie sie es bei Kristina gesehen hatte.
    Ungeduldig befreite Preston seine Hand, hob seinen Arm und zeigte zum Fenster.
    “Was denn?”, fragte sie verwirrt. “Oh, du meinst Blackjack? Ja, er ist da draußen. Seit er weiß, dass du hier drin bist, ist er nicht mehr von der Veranda zu bekommen. Ich habe es aufgegeben, ihn runterzujagen. Er hat sein Lager jetzt auf dem großen Sitzkissen.”
    Als er seinen Namen hörte, stellte Blackjack sich auf die Hinterbeine und stemmte seine Pfoten gegen das Fliegengitter.
    “Hörst du auf damit!”, schimpfte Mama June. “Runter da, du machst das Gitter noch kaputt, du dummer Hund!”
    Blackjack winselte laut, ließ sich auf alle viere fallen und trollte sich.
    “Na, jetzt verkriecht er sich irgendwo.” Sie wandte sich wieder zu Preston um, und ihr Lächeln erstarb. Preston hielt seinen Arm noch immer ausgestreckt, doch die Hand hing schlaff herab, und er starrte niedergeschlagen und wie geistesabwesend zum Fenster.
    All der Enthusiasmus, den sie aufgebracht hatte, war mit einem Schlag verflogen. Er wollte nicht sie – er wollte den Hund! Sie spürte die

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