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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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man sieht.”
    “Die Aktenablage deines Vaters besteht nur aus wackeligen Stapeln. Er hat immer behauptet zu wissen, wo was liegt, aber gnade Gott jedem anderen, der sich hier durchfinden muss.”
    Morgan nickte nur.
    “Brauchst du Hilfe? Ganz bestimmt. Bei der Arbeit muss einem ja schwindelig werden.”
    “Nein, bisher noch nicht. Aber danke.”
    Adele machte eine Pause und dachte nach. “Morgan, wir haben uns seit dem Familientreffen nicht mehr gesehen. Es hat unschön geendet, und das gefällt mir nicht. Du kennst meine Meinung, ich glaube immer noch, dass es ein Fehler ist, den Verkauf von Sweetgrass zu verschieben, weil es schlimme Folgen für deine Familie haben kann. Aber da du die Sache unbedingt durchziehen willst, werde ich dir helfen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Zeit ist Geld, und ich kann mich sicher nützlich machen. Wenn du dich ohne Hilfe durch diese Akten arbeitest, ist das wie bei einem Tourist, der ganz allein die Sümpfe durchqueren will. Es ist unmöglich. Du brauchst einen Führer. Dein Vater und ich haben bei verschiedenen Angelegenheiten zusammengearbeitet. Ich habe die Akten noch, und ich kenne mich mit den Sachen aus. Lass mich dir helfen, damit du klarkommst.”
    Morgan war unschlüssig, doch ihm fiel kein vernünftiger Einwand ein. Sein Widerstand kam aus dem Bauch heraus und konnte, überlegte er, damit zusammenhängen, dass er und seine Tante sich seit jeher nicht so nahegestanden hatten. Zögernd erhob er sich also und nickte.
    “Okay. Vielen Dank, Tante Adele. Wann würde es dir denn passen?”
    Sie grinste breit. “Was du heute kannst besorgen …”
    * * *
    Später am Nachmittag fuhr Nan die kurvenreiche Straße entlang, die aus dem Wohnprojekt herausführte, das ihr Mann managte. Der Verkauf ihres kleinen Anteils an der Sweetgrass-Besitzung bald nach der Hochzeit hatte dazu beigetragen, dass das Projekt verwirklicht werden konnte. Es war eine hübsche, behagliche Siedlung, geschmackvoll entworfen und mit vielen ausgewachsenen Bäumen zwischen den Häusern. Die meisten Häuser waren im traditionellen Südstaatenstil erbaut, pastellfarben gestrichen, mit großen, einladenden Veranden und umgeben von gepflegten Rasenflächen, Magnolienbäumen, Kräuselmyrte und Lebenseichen.
    Die sorgfältig angelegten Straßen und gleichförmigen Häuser strahlten eine Ordentlichkeit aus, die wohltuend war. Auf den Radwegen fuhren Anwohner, kleine Teiche schimmerten grünlich in der Sonne, und ein Golfplatz erstreckte sich bis zum Horizont. Wenn sie an der Kreuzung dem grünweißen Pfeil folgte, würde sie zu dem wunderschönen Clubhaus kommen. Ihre Kinder hatten mehr oder weniger jeden Sommer dort verbracht, waren geschwommen, hatten Golf oder Tennis gespielt und den einen oder anderen Cheeseburger zwischendurch genossen. Diesen Sommer arbeiteten sie dort.
    Den Lelands gehörte eines der ersten Häuser, die in dieser Anlage gebaut worden waren. Sie hatten ihre Kinder hier aufwachsen sehen, Freunde kennengelernt und waren aus der Nachbarschaft nicht mehr wegzudenken.
    Aber … wieso fühlte sie diese ganz besondere Erregung in ihrem Herzen, diesen Stolz und diese Genugtuung nur dann, wenn sie die Auffahrt von Sweetgrass hinauffuhr? Was war so besonders daran, die holprige Schotterstraße zwischen dem Grün der hoch aufragenden Bäume entlangzufahren, wo sie jedes Mal die Klimaanlage ausschaltete, das Fenster herunterließ und tief durchatmete wie der alte Blackjack, wenn er spürte, dass es wieder nach Hause ging?
    Ihr ganzer Körper reagierte auf Sweetgrass. Es lag ihr einfach im Blut. Wann immer sie das hübsche weiße Haus im Schatten der mächtigen Lebenseichen erreichte, war ihr Herz, wo es hingehörte. Und sobald sie wieder wegfuhr, hoffte sie auf eine baldige Rückkehr.
    Der Kies knirschte, als sie um den Teich herum fuhr, und sie bekam einen Schreck, als die Adeles schicken Jaguar herankommen sah. Sie hielt am Straßenrand, um ihre Tante vorbeizulassen. Adele bremste neben ihr ab und ließ das Fenster hinunter.
    “Was machst du denn hier?”, fragte Adele.
    Verblüfft über die Frage, stammelte Nan: “Ich will meinen Vater besuchen.”
    “Natürlich”, erwiderte Adele. “Ich war gerade bei ihm. Es ist so traurig.” Dann wechselte sie den Tonfall und fuhr fort: “Hör mal, Kind, wenn du mit deiner Mutter sprichst, bestätige sie bitte nicht in ihrem Wunschtraum, diesen Besitz zu behalten. Du tätest niemandem einen Gefallen damit.”
    Als Nan nickte, lächelte sie

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