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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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abweisend.
    “Mary June”, rief Adele vom Steg herüber. “Was machst du denn so lange? Beeil dich! Wir warten auf dich!”
    “Immer mit der Ruhe, Adele”, rief sie aus der Küche von Bluff House. “Ich muss die Sandwiches einpacken. Eine Minute noch.”
    Sorgfältig schnitt sie die drei Brote mit Erdnussbutter und Marmelade in Stücke und wickelte sie in Butterbrotpapier. Sie legte sie zu den Äpfeln und der gekühlten Orangenlimonade in den Picknickkorb. Anschließend machte sie schnell sauber, griff dann nach einem Strohhut, der an einem Haken hing, und rannte hinaus auf den Steg.
    Preston stand am Ruder des kleinen Bootes. Sein hellbraunes Haar war vom Wind zerzaust, und sein schlanker Körper war braun. Er trug abgerissene Shorts und ein T-Shirt. Adeles rabenschwarzes Haar war mit einem bunten Baumwollschal zusammengebunden, und mit ihren sonnengebräunten langen Beinen stand sie zwischen Boot und Steg und löste die Taue.
    “Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Sir!”, rief Mary June, als sie den Steg erreichte.
    Preston grinste, als er sie mit ihrem großen Schlapphut sah. Er kam sofort an die Seite des Bootes und nahm ihr den Picknickkorb ab, bevor er ihr die Hand reichte, um ihr aufs Boot zu helfen.
    Als Adele mit den Tauen fertig war, stieß sie das Boot vom Steg ab. Graziös sprang sie an Bord, und ihre weißen Zähne strahlten, als sie breit grinste. Adele liebte es, draußen an der Sonne zu sein, und war fast so geschickt mit dem Boot wie ihr Bruder. Mary June war schon ein paarmal mit Adele allein hinausgefahren – ganz unter Mädels. Aber sobald ein Mann an Bord war, überließen ihm die Frauen in stillem Einvernehmen das Ruder.
    Es war der Tag, an dem Mary June nach Sweetgrass zurückgekehrt war. Sie hatte den Blakelys viele Geschenke, vor allem Essen und Blumen, von ihren Eltern mitgebracht, und nach einer Tasse süßen Tees und freundlicher Konversation hatten die drei Freunde ihre Sachen zusammengepackt und waren geradewegs nach Blakely’s Bluff gezogen.
    Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel. Sie gingen es langsam an. Der Motor tuckerte fröhlich, während Preston das Boot vorsichtig durch die gefährlich engen Bäche des Sumpfes steuerte. Es war Flut, und über dem blau schimmernden Wasser wogte das leuchtend grüne Gras, soweit das Auge reichte. Mary June stellte sich vor, dass diese Landschaft schon zu Zeiten der ersten Siedler genauso ausgesehen haben musste.
    Sie verließen den Bach und erreichten etwas, das für Mary June aussah wie eine riesige Fläche tiefschwarzen Wassers. Zwei sich endlos schlängelnde Bäche mündeten in dieses Becken, einer links, der andere rechts. Die Strömung ließ einen Strudel entstehen, der nie stillstand, Schlamm nach oben spülte und ein Loch formte. Die breite Wasserfläche war ein angenehmer Kontrast zu dem Labyrinth schmaler Bäche, durch das sie gefahren waren. Als sie auf die Wasserfläche hinausfuhren, spürte sie, wie Wind aufkam und ihr das Haar aus dem Gesicht blies.
    “Wie heißt das hier?”, fragte sie Preston. Sie standen nebeneinander am Steuer, und ihre Schultern berührten sich. Er blickte sie an, und seine unergründlich blauen Augen strahlten in seinem tief gebräunten Gesicht. “Wir nennen es Haifischsenke. Es ist das tiefste Gewässer im ganzen Charleston County, so um die 30 Meter tief.”
    Sie lugte über die Reling ins Wasser, das wirklich tief und unheimlich aussah.
    “Und gibt’s da unten wirklich Haie?”
    “Na klar”, entgegnete er leichthin. “Sie sind überall. Man kann Haifischbabys fangen, aber ich habe auch schon ausgewachsene Exemplare gehabt. Hier an der Küste gibt es etwa fünfundzwanzig unterschiedliche Haifischarten, so wie in den Salzsümpfen. Und manche von ihnen sind wirklich riesig. Es ist tief hier, und wenn die Gezeiten wechseln, ist die Strömung unglaublich stark, und jede Menge Futterfisch tummelt sich hier – und genau deswegen sind sie hier. Es gibt Silberbarsche, Meeräschen, Schattenfische und Seeforellen, um nur ein paar zu nennen.” Er lächelte herausfordernd. “Hier kann man außerordentlich gut angeln. Ich nehme dich mal mit, wenn du möchtest.”
    Sie liebte es, mit Preston fischen zu gehen, und hatte schon alles Mögliche geangelt – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Doch auf Haifischjagd war sie bisher nicht gewesen. “Vielleicht”, erwiderte sie zögernd, weil sie nicht wusste, ob ihr das nicht doch
zu
gewagt war.
    Adele hatte zugehört und beugte sich vor, um

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