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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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übrigens ebenfalls sehr vermisst. (Sie hat diesen Jungen aus Aiken verlassen und ist mit einem Typen aus Georgia zusammen.)
    Ich kann nicht nach Blakely’s Bluff kommen, weil ich nächstes Wochenende nach Hause fahre. Schon vergessen? Ich werde fragen, ob ich nach Europa reisen darf. Ich denke dauernd darüber nach, was ich meinen Eltern sagen werde. Ruf mich am Montag an, dann weiß ich, was sie gesagt haben. (Daumen drücken!)
    Ich wünschte wirklich, du würdest herkommen. Es bedeutet mir viel
.
    Auf Europa!
    Mary June
    7. Oktober 1957
    Lieber Tripp
,
    ich weiß, dass du versucht hast, mich anzurufen, und es tut mir leid, dass ich nicht da war. Ich muss dir etwas sagen, aber ich kann nicht im Wohnheim mit dir darüber reden, weil die anderen mithören könnten
.
    Ich komme nicht mit nach Europa. Tut mir leid. Meine Eltern lassen mich nicht. Sie wollen nicht mal darüber reden. Sie sind überzeugt, dass mir da irgendetwas Schreckliches passieren würde. Na, was für ein Witz. Vielleicht nächstes Jahr, haben sie gesagt. Oder vielleicht nach der Abschlussprüfung. Das wär’s dann wohl
.
    Doch es spielt sowieso keine Rolle mehr. Es hat sich alles verändert. Ich hoffe, das siehst du genauso, wenn ich es dir sage
.
    Ich bin schwanger
.
    Ich musste aufhören zu schreiben, weil ich diesen Satz eine ganze Weile angestarrt habe. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das ausgerechnet mir passieren muss! Ich habe Angst
.
    Ich bin total durcheinander, und mir ist andauernd schlecht. Aber vor allem möchte ich jetzt bei dir sein. Ich bekomme ein Kind von dir und brauche dich jetzt mehr denn je
.
    Vielleicht sollte ich nach Blakely’s Bluff kommen. Dann sind wir alleine und können entscheiden, was passieren soll. Bitte schreib mir SOFORT oder ruf an. Ich habe es Adele bisher nicht erzählt, aber ich glaube, sie ahnt etwas. Wie sollte sie auch anders? Ich will es niemandem sagen, bevor du es weißt. Ich hoffe, du freust dich darüber. Ich weiß, dass wir das so nicht geplant haben, doch wir können ja gemeinsam neue Pläne machen
.
    In ewiger Liebe
,
    Mary June
    Das war der letzte Brief. Tripp hatte nie zurückgeschrieben. Sie hatte nie wieder etwas von ihm gehört. Mama June las jeden der Briefe einmal, zweimal, dreimal.
    Der Anblick seiner Handschrift – stolz und ungeduldig wie er selbst – machte ihn noch lebendiger. Sie fuhr mit dem Finger seine Unterschrift nach, als könnte sie so eine Verbindung zu ihm herstellen, irgendetwas spüren. Aber da war nichts.
    Ihre eigene Handschrift dagegen wirkte so unglaublich unreif und naiv. Sie war in vielerlei Hinsicht einfach schrecklich jung gewesen. Gerade mal neunzehn! Hätte sie damals gewusst, was sie jetzt wusste, hätte sie ihre Entscheidungen vielleicht anders getroffen. Warum nur, fragte sie sich wie so viele Dichter vor ihr, wurde die Jugend an die Jungen verschwendet?
    Mama June richtete sich auf und ging zum Dachfenster. Sie streckte den Arm aus und wischte die Spinnweben von der Scheibe. Die seidigen Fäden lösten sich in Luft auf wie Nebel.
    Mama June stand vor den Trümmern ihrer Erinnerungen, doch die Vergangenheit schien ihr im Augenblick viel lebendiger als die Gegenwart. Beim Lesen dieser Briefe hatte sie noch einmal dieselben Schmerzen gespürt, die ihr Herz damals erfasst hatten. Sie erlebte noch einmal die Schwere ihrer Seele und die verzweifelte Sehnsucht, als sie auf Tripps Antwort gewartet hatte.
    Sie hatte diese langen Tage, die sich in Wochen verwandelt hatten, immer für die schlimmsten ihres Lebens gehalten. Wie hatte sie ahnen können, dass sie nur der Anfang waren …
    Es war spät, aber Mama June wusste, dass die Nacht nicht vorbei war. Auf dem Dachboden war es stickig und unerträglich schwül. Sie legte die Briefe zurück in den Koffer, klappte den Deckel zu und rappelte sich auf. Müdigkeit durchdrang ihren Körper, und sie sehnte sich nach Schlaf. Sie klopfte sich den Staub vom Morgenmantel, stieg langsam die Treppe hinunter und schlich zurück in ihr Zimmer. Im Haus war es still und dunkel. Plötzlich hörte sie Blackjack über die Holzdielen tapsen. Der alte Hund war von dem Geräusch geweckt worden und wollte nachsehen, was los war.
    “Ich bin’s, Blackie. Ist schon gut”, rief sie gedämpft die Treppe hinunter.
    Der Hund jaulte leise, und sie wusste, dass er mit dem Schwanz wedelte. Dann drehte er sich um und lief zurück ins Zimmer seines Herrchens.
    Sie sah zu Morgans Tür herüber, als sie daran vorbeikam, und bemerkte, dass

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