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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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war. Und er wusste, dass er diese Antworten nur von ihr bekommen konnte.
    “Du kennst doch die Fotos”, sagte sie ausweichend.
    Seine Finger trommelten ungeduldig auf den Rand der Tasse. “Ich weiß, wie er ausgesehen hat. Aber wie
war
er?”
    Sie stellte das Bügeleisen ab. “Dein Daddy war ein echter Gentleman und der stärkste Mann, den ich je gesehen habe. Und ich rede nicht von Muskelstärke. Er war so stark und ausdauernd wie Stahl.”
    “Und genauso unflexibel.”
    “Ab und zu schon”, antwortete sie leichthin. “Das musste er manchmal auch. Als sein Vater starb, hat er ihm diesen Besitz und eine Menge Schulden hinterlassen. Das waren schlechte Zeiten damals. Alle dachten, sein Bruder Tripp wäre der Stärkere von beiden. Aber das stimmte nicht. Dein Vater hat für die Familie gekämpft. Für dieses Land.” Sie machte eine Pause. “So wie du.”
    Morgan fuhr auf. “Ich bin überhaupt nicht wie er.”
    Nona blickte ihn spöttisch an und fing wieder an zu bügeln. Du bist sein Ebenbild, dachte sie bei sich.
    “Bin ich nicht!”, unterbrach er trotzig ihre Gedanken.
    “Du musst es ja wissen.”
    Sie bügelte weiter, während Morgan finster in seinen Kaffee starrte.
    “Wenn du wissen willst, was dein Vater für ein Mensch ist”, sagte sie, “solltest du zu ihm gehen und es selbst herausfinden.”
    “Ich gehe ja zu ihm. Jeden Morgen”, murmelte er und blickte weiter in seine Tasse.
    “Du gehst hinein und holst den Hund!”
    “Blackjack braucht schließlich seinen Auslauf. Sonst kümmert sich ja niemand darum”, rechtfertigte er sich.
    “Ich habe kein Problem damit, dass du mit dem Hund rausgehst, Morgan. Aber tu nicht so, als würdest du dich um deinen Vater kümmern”, wies sie ihn zurecht. “Du redest nicht mit ihm, wenn du Blackjack holst, oder verbringst ein bisschen Zeit bei ihm. Als könntest du es gar nicht erwarten, wieder aus dem Zimmer herauszukommen.”
    Morgan hob den Kopf und sah sie kläglich an. “Ich tue mein Bestes, damit hier alles läuft. Lassen wir es dabei.”
    “Ich meine nur, dass du es wenigstens versuchen könntest.”
    “Ich habe es versucht”, regte er sich auf. “Mein ganzes Leben lang! Und ich hab genug davon! Sieh mal, ich liebe ihn, er ist schließlich mein Vater. Aber ich habe sowieso schon Jahre gebraucht zu akzeptieren, dass wir einfach nicht miteinander auskommen, verstehst du?”
    Sie stellte das Bügeleisen zur Seite und sah ihn scharf an. “Du musst die Vergangenheit loslassen, Morgan. Du bist kein kleiner Junge mehr. Du bist ein erwachsener Mann.”
    “Manche Dinge kann man nicht loslassen. Außerdem kann man nicht mit ihm reden. Er hört ja nicht mal zu.”
    “Man weiß nie, ob man Gehör findet, wenn man jemandem etwas sagt. Doch es gab nie eine bessere Gelegenheit als jetzt, um bei deinem Vater ein offenes Ohr zu finden.”
    “Das ist ein schlechter Witz.”
    “Darum geht es nicht. Er wartet nur darauf, dass du zu ihm gehst. Ich kann es an seinen Augen ablesen. Ist es denn so schwer, mal ein bisschen an seinem Bett zu sitzen?”
    “Es ist zu spät dafür. Es ändert nichts mehr.”
    Sie klatschte in die Hände, mit denen sie ihn am liebsten geschüttelt hätte, und rief: “
Alles
hat sich verändert, dummer Junge! Denk doch mal nach, Morgan! Du kannst ihm wenigstens sagen, was du ihm wirklich sagen willst, und er kann dich nicht unterbrechen.”
    “Ihn dazu zwingen? Ihn zuhören zu lassen, wie ich rede und rede und rede?”
    “Ich kenne dich. Du bist kein schlechter Mensch. Worum es geht, Morgan, ist eine zweite Chance – die Chance, eben doch noch etwas zu ändern. Weil dein Vater nicht weghören kann. Und weil du reden
musst
. Ich bin alt genug, um zu wissen, dass man eine solche Gelegenheit nicht jeden Tag bekommt.”
    “Ich habe ihm nichts zu sagen”, beharrte Morgan und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    “Natürlich nicht.”
    “Du klingst wie Kristina”, sagte er leise in seinen Kaffee.
    Das ließ sie aufhorchen. Sie schwieg einen Moment und dachte nach. “Hat sie auch mit dir darüber geredet?”
    “Ja. Nur dass sie dabei ein bisschen netter ist.”
    Nona grinste und dachte bei sich: Das ist auch besser für sie. “Sie ist ein nettes Mädchen”, sagte sie laut und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, um nicht zu interessiert zu erscheinen. Aber aus den Augenwinkeln beobachtete sie seine Reaktion ganz genau.
    Sein Achselzucken sprach Bände. “Ja, ziemlich nett.”
    “Du solltest mal etwas mit ihr

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