Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
hatte, hatte er sich ganz seinen Pflichten verschrieben, hatte sich nur noch um seine Güter und sein Land gekümmert - und sein Bruder hatte den Preis dafür bezahlt. Als Jerry starb, war Gabriels Herz gebrochen. Er hatte nichts mehr gefühlt: kein Vergnügen, kein Glück, keinen Zorn, keinen Schmerz. Seine Seele war eine Wüste gewesen, von der Liebe verlassen und von jeder Pflicht entbunden. Er war so allein, wie ein Mann es nur sein konnte.
Jetzt spürte er jeden Herzschlag, jeden Atemzug. Nichts wollte er so sehr, wie all seine Kraft darauf zu verwenden, Madeline zu gewinnen. Aber die Abrechnung mit Rumbelow ging vor. Doch wenn das hier vorüber war, konnte Madeline die Tage ihrer Freiheit an einer Hand abzählen.
Gabriel betrachtete Rumbelow, wie er sich zwischen den Gästen bewegte. So viele Gäste. So viele Unschuldige. Gabriel gefiel Rumbelows Inszenierung immer weniger. Letzte Nacht hatte MacAllister versucht, sich ins Witwenhaus zu schleichen. Er hatte nichts herausgefunden, außer dass Schrot schmerzte, wenn es einen in den Hintern traf.
Heute Nacht würde Gabriel selbst Nachforschungen anstellen.
In der Zwischenzeit hatte er zur Unterhaltung Madeline.
Sie ließ die Faust sinken. »Ihre Gnaden sind sehr freundlich.«
»Ja, Sir. Als ich sie im Inn getroffen habe, erschien sie mir sehr angenehm. Sie wirkte fast scheu und ganz sanft, was mir Hoffnung machte, dass aus mir dereinst eine ebenso freundliche Lady werden könne.« Thomasin schlug die Hand vor den Mund, und ihre großen Augen wurden kreisrund. »Aber Lord Campion, das hatte ich ganz vergessen!
Sie sagten, Sie waren mit ihr verlobt. Über Ihre Gnaden zu sprechen, muss sehr schmerzlich für Sie sein. Bitte vergeben Sie mir!«
Verdammt, dieses Mädchen war wirklich eine erfreuliche Erscheinung!
»Da gibt es nichts zu vergeben. Die Duchess ist für mich nur noch beiläufig interessant. Sie hat ihr Wort gebrochen, mich zu heiraten. Das hätte ich nie gedacht. Ihre Familie rühmt sich, jedes Versprechen zu halten, und ich hoffe, sie leidet unter Gewissensbissen, weil sie mit einer jahrhundertelangen Tradition gebrochen hat und weil sie im letzten Moment unsere Hochzeit hat platzen lassen.«
»Und weil sie Ihnen das Herz gebrochen hat.« Thomasin hörte sich sehr mitfühlend und gleichzeitig verblüfft an. »Ich habe die Duchess kennen gelernt. Sie schien so nett zu sein. Ich hätte nie gedacht, dass sie ehrlos und hart sein könnte.«
Madeline schnaubte unfein.
»Aber Miss de Lacy ist ja nicht die Duchess, und ich denke, es wäre erfrischend, von ihren Reisen zu hören«, sagte Gabriel. Er schaute an der großäugigen Thomasin vorbei zu der einzigen Frau hinüber, die sein Blut zur Raserei treiben konnte. »Wohin sind Sie gefahren, nachdem Sie England verlassen hatten, Miss de Lacy?«
Madeline war kurz angebunden, an der Grenze zur Ungehobeltheit.
»Türkei.«
»So weit weg wie möglich«, sagte er anerkennend, in der Gewissheit, sie zu verärgern. »Gute Idee.«
»Ihre Kenntnisse in Geographie sollten doch etwas besser sein«, erwiderte Madeline. »Die Türkei liegt schwerlich auf der anderen Seite der Welt.«
»Aber am hintersten Ende des Mittelmeerraumes - und sie ist kein Ort für zwei allein reisende Damen. Ich fürchte, die starrsinnige Flucht der Duchess hat Sie in Gefahr gebracht.« Die Fakten hatten immer noch die Macht, ihn in ein Wirrwarr aus wirkungslosen Worten zu verstricken.
»Nicht im Geringsten. Ihre Gnaden hat viele Verbindungen, und als wir die Türkei verlassen haben, hatten wir eine türkische Eskorte dabei.«
Thomasin klatschte in die Hände. »Wie beeindruckend! Man hat Ihre Gnaden sicher sehr bewundert.«
Gabriel wusste es besser. »Mein Gott, was müssen Sie für einen Unfug getrieben haben!« Er hob die Hand. »Nein, sagen Sie es mir nicht. Ich könnte eine Gewalttat begehen!«
Thomasin kicherte verschüchtert. »Sicherlich nicht, Lord Campion.«
Madeline schürzte die Lippen wie eine selbstgerechte Pedantin, die sie ganz bestimmt nicht war. »Lord Campion ist ein Mann, der zu gewalttätigen Ausbrüchen neigt.«
»Sie haben ja keine Ahnung.« Als ob er ihr je ein Haar gekrümmt hätte.
Der Weg war lang, und zwei der Rumbelow-Kutschen nahmen die Damen - und Herren - auf, denen die Füße wehtaten. Die Zahl der Fußgänger dezimierte sich. Je näher sie der Küste kamen, desto einsamer wurde der Weg.
»Und wohin sind Sie von der Türkei aus gereist?«, fragte Thomasin.
»Italien.« Madeline stopfte eine
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