Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
Leben lag in Madelines Händen.
Hätte sie ihr eigenes Leben nur so in der Hand gehabt! Bis zu den Feierlichkeiten hier war dem so gewesen. Jetzt brauchte sie, was die Tiara anging, einen neuen Plan, der nicht beinhaltete, dass sie sich Gabriel in Sünde hingab.
Schon wieder.
»Ist Ihnen kalt?«, fragte Thomasin. »Sie haben eine Gänsehaut.«
»Ein kalter Luftzug«, antwortete Madeline platt und dachte verzweifelt daran, dass sie einen neuen Plan brauchte. Aber Madeline hatte keinen Moment für sich alleine gehabt. Sie hatte Thomasin das Badewasser hergerichtet, vorsichtig ihr Ballkleid gebügelt und ihr beim Ankleiden geholfen. Hatten Gesellschafterinnen denn niemals frei? Eleanor war nicht so robust und unverblümt wie Madeline. Madeline runzelte die Stirn. Wenn sie Eleanor das nächste Mal sah, würde sie ihr einen strengen Vortrag darüber halten, wie wichtig es war, dass sie sich in Madelines Diensten niemals überanstrengte.
»Hören Sie endlich auf damit, die Stirn zu runzeln«, geiferte Thomasin. »Ich kann Sie unmöglich fertig frisieren, wenn Sie Ihr Gesicht so verziehen, und wir müssen fertig sein, bevor -«
Lady Tabards Stimme tönte peinlich berührt von der Tür herüber. »Thomasin Evelyn Mary Charlford, was tust du da?«
Madeline schloss einen Moment lang die Augen. Der golden gleißende, federgeschmückte Turban und das dazu passende Kleid ließen Lady Tabard wie einen riesigen runden Butterkloß aussehen. Aber Madeline stellte fest, dass der Anblick zu ertragen war, wenn sie blinzelte. In die angestammte Rolle der Duchess zurückfallend, winkte sie Lady Tabard herein. »Lady Tabard, bitte kommen Sie herein und sehen Sie, was Thomasin mir gezeigt hat. Das ist die bezauberndste ... Autsch!« Madeline rieb sich die Stelle, wo die Haarnadel sie mit mehr als erforderlicher Gewalt getroffen hatte. »Das hat wehgetan!« Sie begegnete im Spiegel Thomasins zusammengezogenen Augen und begriff, dass Lady Tabard Thomasins Dienste vielleicht nicht guthieß.
Thomasin beendete forsch ihr Werk und scheuchte Madeline hoch. »Und jetzt zeigen Sie mir den Stil, den Sie bevorzugen.« Während Thomasin auf den Stuhl glitt, erläuterte sie: »Entschuldige die Trödelei, Mama. Aber ich habe eine Frisur, die ich Miss de Lacy zeigen wollte, und sie hat eine, die sie mir zeigen möchte.«
»Trödelei?« Lady Tabards Stimme schlug eine ohrenbetäubende Tonlage an. »Und ob ihr trödelt. Und ob.« Sie hastete herbei und riss Madeline die Bürste aus der Hand. »Miss de Lacy kennt keine Frisuren, die sie uns zeigen möchte. Sie ist nicht einmal in der Lage, ihr eigenes Haar zu frisieren.« Sie bürstete energisch Thomasins Haare durch und zog sie so fest zusammen, dass Thomasin Schlitzaugen bekam.
»Miss de Lacy trägt ihr Haar im italienischen Stil, zerzaust und vom Winde verweht.«
Madeline konnte nicht fassen, dass Thomasin solche Geschichten erfand.
»Im italienischen Stil?« Direkt vor Madelines Augen wirkte Lady Tabard wahre Wunder mit Haarnadeln und Bändern. »Eine höfliche Umschreibung für dilettantisch.«
»Ich finde es attraktiv«, sagte Thomasin.
Lady Tabard griff zum Brenneisen und lockte die Haare um Thomasins Gesicht mit erstaunlicher Effizienz. »Hätte sie ihren Hut nicht gehabt, wären die Haare ihr über die Schultern gefallen.«
Madeline gab stillschweigend zu, dass sie Recht hatte, hielt es aber für besser, nichts zu sagen.
»Bitte.« Lady Tabard zwickte Thomasin in die Wangen, zog sie hoch und schleifte sie zur Tür. »Beeile dich, Mädchen. Nimm deine Handschuhe und deinen Fächer. Wir sind bereits zu spät!«
»Nein!« Lady Tabard und Thomasin blieben verblüfft über Madelines Dreistigkeit stehen. Aber in diesem Punkt war sich Madeline ihrer Sache sicher, und sie erklärte autoritär: »Sie müssen als Letzte auf dem Ball erscheinen, Lady Thomasin, dann bekommen Sie Ihren Auftritt.«
»Aber ... aber ...«, stammelte Lady Tabard. »Die anderen jungen Ladys haben längst Mr. Rumbelows Aufmerksamkeit erregt!«
»Sicher. Sie sind nach unten gerauscht, als hätten sie nichts Besseres zu tun, als ihm schöne Augen zu machen. Ein Mann lernt eine Frau erst schätzen, wenn sie schwer zu kriegen ist.« Lady Tabard staunte mit offenem Mund. »Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten nicht hoch pokern müssen, um Lord Tabard zu bekommen.«
Lady Tabard schnappte den Mund zu. »Oh. Also gut.« Sie zupfte an ihrem gerafften Rock. »Da ist etwas dran.«
Madeline wandte sich zufrieden an Lady
Weitere Kostenlose Bücher