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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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Bruder von dir ist.«
    »Was?«
    »Den verprügelst du doch auch! Ist der auch dein Bruder?«
    Ich verstand nun, dass sie gar nicht wissen wollte, warum es manchmal nötig war, andere zu verprügeln, sie wollte mich nur ärgern. Sie wollte mich traurig machen. Sie würde erst dann vom Zaun weggehen, wenn sie sah, dass ich traurig war. Ich dagegen konnte erst vom Zaun weggehen, wenn ich ihr zeigen konnte, dass ich nicht traurig war. Die einzige Möglichkeit, sonst hier fortzukommen, war, dass Papa oder Cal oder Caroline herauskamen und nach mir riefen. Danach sah es leider im Moment nicht aus.
    »Wenn du es genau wissen willst«, sagte ich, »ich verprügel eigentlich nur selten andere Kinder. In der Schule zum Beispiel halte ich mich aus Schlägereien meistens raus. Es gibt Kinder, die öfter eins auf die Finger kriegen als ich.«
    »Ist mir schon aufgefallen, dass du ganz gut davonkommst«, sagte sie. »Manchmal frage ich mich, warum Mr Dalloway dir so viel hat durchgehen lassen, mehr als anderen Kindern. Er wird schon seinen Grund dafür gehabt haben.«
    »Was weiß ich«, sagte ich, »sein Lieblingsschüler bin ich bestimmt nicht.«
    Susan Prosser richtete den Blick in die Ferne. »Vielleicht wollte er deiner Mutter den Ärger ersparen«, sagte sie. »Weil sie ihn vielleicht weniger mögen würde, wenn er ihre Söhne bestraft. Das zum Beispiel könnte der Grund sein.«
    »Was weiß ich.«
    »Wie dem auch sei. Ich bin froh, dass ich dem Rat des Wellensittichs gefolgt bin. Es war höchste Zeit, ihr einmal zu schreiben.« Sie trat einen Schritt vom Zaun zurück. »Ich dachte, dass es mir vielleicht schwerfallen würde, aber es war ganz einfach. Es hat sogar richtig Spaß gemacht.«
    »Ist es der Brief, den du schreiben wolltest?«
    »Oh, hab ich dir schon davon erzählt?«
    »Du hast gesagt, dass du meiner Mutter schreiben willst.« Sie blieb ganz bewusst so stehen, dass ich sie mit der Hand nicht erreichen konnte. Sie hatte bestimmt Angst.
    »Hab ich das, ja?«, fragte sie. »Weiß ich nicht mehr.« Sie trat noch einen Schritt zurück. »Also, ja, ich hab ihr geschrieben. Ich hab mir gedacht, dass sie sich bestimmt freut, mal wieder aus Calliope Bay zu hören. Hier ist er«, sagte sie und hielt plötzlich einen Brief in der Hand. Sie winkte damit. »Damit deine Mutter endlich Bescheid weiß, was hier so vor sich geht«, fügte sie hinzu und lächelte angestrengt.
    »Und was genau hast du ihr geschrieben?«, fragte ich.
    »Dies und das«, antwortete sie, »was so in der Siedlung alles los ist.«
    Ich atmete tief durch, sah sie liebenswürdig an und sagte: »Das wird meine Mutter aber freuen, wenn sie von dir hört. Sie findet dich ja ziemlich schlau, sie mag dich.«
    »Ich mag sie auch sehr«, sagte Susan. »Deine Mutter ist immer sehr lieb zu mir gewesen. Deshalb bin ich immer gern für sie zum Laden gegangen, um Zigaretten zu holen, wenn du mit deinem Bruder irgendwo verschwunden warst.«
    »Sie hat öfter erwähnt, dass du so hilfsbereit bist«, sagte ich.
    Susan Prosser fächerte sich mit dem Brief Luft zu. »Wenn ich deine Mutter besucht habe, hat sie mir immer etwas von eurer Ingwerbrause gegeben. Und als sie weggefahren ist, hat sie gesagt, ich soll ruhig im Haus vorbeischauen, wenn ich Lust auf ein Glas habe, jederzeit. Sie hat gesagt, es ist genug für uns alle da.«
    »Das hat sie uns gar nicht erzählt! Sie hat gar nicht gesagt, dass du –«
    »Kannst du halt so behaupten«, fuhr Susan Prosser dazwischen. »Ich weiß schon, wem man hier auf die Finger schauen muss, ich kann mir gut vorstellen, wer meinen Anteil bekommen hat. Und ich kann mir auch gut vorstellen, warum sie so durstig ist. Es macht sehr durstig, wenn man immer so durchs ganze Haus jagt.«
    »Aber es stimmt, meine Mutter hat nichts davon erzählt, dass wir dir etwas abgeben sollten.« Es wunderte mich ganz schön, dass Susan Prosser offenbar vor allem wegen der Ingwerbrause verärgert war. Warum hat sie denn nicht einfach gesagt, dass sie etwas davon haben will? Ich hätte ihr so viele Flaschen abgegeben, wie sie wollte – wenn sie nur den Brief nicht abschickte. Jetzt war es zu spät, die Brause war alle.
    »Aber über die Ingwerbrause schreibe ich gar nicht«, sagte sie und winkte wieder mit dem Brief. »So kleinlich bin ich doch nicht, es war überhaupt nicht wichtig. Ich hab mir eigentlich gleich gedacht, dass es so laufen würde.«
    »Ich hab’s ehrlich nicht gewusst«, sagte ich noch einmal.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst

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