Symphonie der Herzen
den Paketen verbargen, hatte dann aber entschieden, dass das auch noch warten könnte.
Außerdem verfügte das Anwesen über ganze zwei Dutzend Schlafzimmer sowie über einen Gebäudeflügel, der allein für die Unterbringung der Gäste gedacht war; in diesem befanden sich nicht weniger als vier luxuriöse Apartments, die jeweils aus Schlafzimmer, Salon und Esszimmer bestanden.
Zudem gehörten zum Haus einige Kinderzimmer, wo Louisa sich jedoch lieber nicht allzu lange aufhielt. Und dann war da noch der Küchentrakt! Im Gegensatz zu den alten Kellergewölben in Woburn Abbey war dies eine hochmoderne Kocharena mit allem erdenklichen Komfort, und aus den Öfen stiegen so köstliche Düfte auf, dass Louisa bereits das Wasser im Munde zusammenlief.
Lu lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie sie James auf ihrem Rundgang durch die Küchenräume gefragt hatte, was denn diese kleinen runden Dinger in der großen Porzellanschale seien.
» Swatemates «, hatte James ihr geantwortet und eine der kleinen Köstlichkeiten herausgenommen. »Komm, probier mal.«
Louisa beschloss, ihm zu vertrauen, öffnete den Mund und biss ein Stückchen ab. »Oh, das ist ja Ingwer«, lachte sie schließlich. »Ingwer mit bunten Zuckerstreuseln.«
»Nein.« Mit spöttischem Grinsen schüttelte James den Kopf und flüsterte: »Bei uns sagt man swatemate.«
Sein irischer Akzent hatte eine unglaublich erotische Wirkung auf sie, und ein zartes Prickeln der Erregung rieselte über Lus Rücken.
Und ihr war keineswegs entgangen, dass dies nicht das erste Mal war, dass James sie vor Erregung erschauern ließ. An diesem Abend hatten sie nämlich in dem privaten kleinen Salon, dem Frühstückszimmer gleich neben dem großen Esszimmer, gespeist, und ganz spontan hatte James ihr einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel gehaucht, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. Außerdem war der Tisch, an dem sie aßen, sehr klein und intim gewesen, und von dem Moment an, da James ihr gegenüber Platz genommen hatte, hatte er kein einziges Mal mehr den Blick von ihrem Gesicht abgewandt.
Galant hatte er ihr aufgelegt und dabei nur die köstlichsten Stücke ausgewählt; James und Louisa aßen an diesem Abend verschiedene Delikatessen vom Wild und typisch irische Zubereitungen von allerlei Gemüse, das auf seinem eigenen Anwesen gezogen worden war. Zudem machte er Lu ein ums andere Mal kleine Komplimente und neckte sie zugleich ein wenig, bis Louisa schließlich schallend lachte. Und auch sonst verfolgte er mit seinen Galanterien natürlich einen ganz bestimmten Zweck: Er wollte ihr ihr Misstrauen nehmen, wollte sie regelrecht entwaffnen. Alles in allem gab James sich Louisa gegenüber so zuvorkommend und aufmerksam, dass diese schließlich das Gefühl hatte, als wäre sie die begehrenswerteste Frau auf Erden, und jedes Mal, wenn sich zufällig ihre und James’ Hände berührten, rieselte ein zarter Schauer über ihren Rücken.
Nach dem Abendessen war Louisa wieder ins Schlafzimmer zurückgekehrt und beeilte sich nun, vor dem Schlafengehen noch rasch ihre restlichen Truhen auszupacken.
Doch James wollte den Abend noch nicht ausklingen lassen, und so schlug er ihr vor, noch einen kleinen Schlummertrunk mit ihm einzunehmen. Lässig schlenderte er zu dem grazilen Schachtisch hinüber, unter dessen Tischplatte sich eine kleine irdene Flasche verbarg.
Beim Anblick der Flasche zögerte Louisa jedoch. »Eigentlich mag ich Whisky nicht so gerne. Ein Glas Wein wäre mir lieber.«
»Aber das ist doch kein normaler Whisky«, verbesserte James sie. »Das, was sich in dieser Flasche verbirgt, trägt den klangvollen Namen Irish Poteen. Aber wahrscheinlich hast du recht - es wäre unklug, dich davon kosten zu lassen. Das ist nämlich ein extrem hochprozentiges Gebräu, das aus Gerstenmalz und Kartoffeln hergestellt wird. Definitiv nicht das geeignete Getränk für eine Lady ...« James spürte genau, dass Louisa trotz ihres ursprünglichen Widerwillens bereits drauf und dran war, ihm die Flasche einfach zu entreißen, und so fügte er als letzten kleinen Köder noch hinzu: »Außerdem ist unser guter alter Poteen schwarzgebrannt.«
»Ach, tatsächlich?« Louisas Augen wurden immer größer. »Dann muss ich ihn ja geradezu probieren.« Erwartungsvoll setzte sie sich an den Schachtisch.
James holte zwei kleine Gläser, schenkte sie voll und reichte eines davon Louisa.
Doch gleich der erste Schluck raubte ihr beinahe den Atem.
»Ich hatte dich ja gewarnt, dass das ein
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