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Symphonie des Todes

Symphonie des Todes

Titel: Symphonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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am Hals.«
    »Warum haben Sie das nicht bereits getan?«
    »Ich habe doch gerade gesagt, dass ich nicht hier bin, um irgendwelche Antworten zu geben.«
    Stowe war geradezu bewundernswert beherrscht. Sie unterdrückte eine, wie Eve annahm, sarkastische Bemerkung und stellte fest: »Ich nehme an, Sie wollen mit mir verhandeln.«
    »Bis jetzt will ich noch gar nichts. Sie haben mir nämlich nach wie vor nicht verraten, weshalb ich nicht bei Ihren Bossen in East Washington anrufen soll.«
    Schweigend griff Stowe nach dem Glas mit der blassblauen Flüssigkeit, das durch den Servierschlitz auf den Tisch geglitten kam, hob es jedoch nicht an ihren Mund. »Ich bin übertrieben ehrgeizig und habe immer schon ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken gehabt. Als ich aufs College ging, hatte ich ein Ziel. Ich wollte die Beste meiner Klasse sein. Nur, dass mir Winifred Cates dabei im Weg gestanden hat. Ich habe mich eingehend mit ihr befasst, habe nach Fehlern und Schwachstellen bei ihr gesucht. Sie war hübsch, freundlich, beliebt und obendrein brillant. Ich habe sie gehasst.«
    Sie machte eine Pause, nippte an ihrem Getränk, atmete keuchend aus und starrte entgeistert auf ihr Glas. »Gütiger Himmel! Ist das Zeug etwa legal?«
    »Gerade noch.«
    Vorsichtig stellte Stowe das feurige Gebräu vor sich auf den Tisch. »Sie war mir gegenüber freundlich, doch ich war nicht bereit, mich mit der Feindin zu verbünden, die sie für mich war. Die ersten beiden Semester haben wir uns leistungsmäßig ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, aus dem sie jeweils als Siegerin hervorgegangen ist. Den Sommer habe ich ausschließlich mit Lernen zugebracht. Ich habe nichts anderes mehr getan, als hinge mein Leben davon ab. Später habe ich erfahren, dass sie während der Ferien mit Freunden am Strand herumgehangen und für den Senator ihres Bundesstaats gedolmetscht hat. Sie war ein echtes Sprachgenie. Was mir natürlich extrem sauer aufgestoßen ist. Na ja, aber wie dem auch sei – wir haben die Hälfte des dritten Semesters weiterhin als Konkurrentinnen verbracht, bis wir von einem unserer Professoren für dasselbe Projekt eingeteilt worden sind. Das hieß, dass ich nicht mehr weiter mit ihr konkurrieren konnte, sondern zur Zusammenarbeit mit ihr gezwungen war. Ich war außer mir vor Zorn.«
    Hinter ihnen stieß jemand krachend gegen einen Tisch, Stowe jedoch schob, ohne sich nach dem Grund für das Getöse umzublicken, nachdenklich ihr Glas hin und her. »Aber dann – ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Sie war einfach unwiderstehlich. Sie war das genaue Gegenteil von mir. Warmherzig, offen, amüsant. O Gott.«
    Heiße, entsetzlich frische Trauer wallte in ihr auf. Sie kniff die Augen zu und nippte abermals an ihrem hochprozentigen Getränk. »Sie hat mich zu ihrer Freundin gemacht. Sie ließ mir schlicht keine andere Wahl. Sie war … einfach da. Das hat mich verändert. Sie hat mich verändert. Hat mich offener gemacht für Spaß und Ausgelassenheit. Mit ihr konnte ich über alles reden oder auch schweigen, wenn mir danach zumute war. Sie war der Wendepunkt in meinem Leben und noch vieles mehr. Vor allem war sie meine beste Freundin.«
    Endlich hob Stowe den Kopf und sah Eve gerade ins Gesicht. »Meine beste Freundin. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Ja, ich weiß, was das bedeutet.«
    Nickend senkte Stowe erneut ihren Kopf. »Nach dem College zog sie der Arbeit wegen nach Paris. Sie wollte etwas tun, was wichtig war, und sie wollte gleichzeitig Erfahrungen sammeln in einem anderen Land. Ich habe sie ein paar Mal dort besucht. Sie hatte eine hübsche Wohnung mitten in der Stadt und war mit allen Hausbewohnern gut bekannt. Sie hatte einen kleinen, süßen Hund mit Namen Jacques und mindestens ein Dutzend Männer waren bis über beide Ohren in sie verliebt. Sie hat das Leben genossen, dafür aber auch hart gearbeitet. Sie hat ihren Job geliebt, den damit einhergehenden Glamour, die aktive Beteiligung an der Politik. Jedes Mal, wenn sie geschäftlich in East Washington war, haben wir uns gesehen. Selbst wenn wir uns monatelang nicht getroffen hatten, war es dann stets, als hätten wir uns nie getrennt. Es war völlig unkompliziert. Wir taten beide, was wir wollten, machten beide Karriere. Es war rundum perfekt.
    Zirka eine Woche bevor … bevor es vorbei war, rief sie noch bei mir an. Ich war im Rahmen meiner Arbeit unterwegs und hörte ihre Nachricht erst ein paar Tage später ab. Sie hatte nicht viel gesagt, nur, dass sie mit mir sprechen

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