Symphonie des Todes
die Luft, als könne er das Wort dort pflücken, »… Spuren?«
»Vince.« Magda betrachtete ihn lächelnd. »Ich bin sicher, dass Eve während des Essens nicht von ihrer Arbeit sprechen will.«
»Verzeihung. Ich habe mich halt von jeher für Verbrechen interessiert, wenn auch selbstverständlich stets aus sicherer Distanz. Die umfänglichen Sicherheitsvorkehrungen, die wir für die Ausstellung und die Auktion getroffen haben, haben mein Interesse an diesen Dingen verstärkt. Also, wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor?«
Eve griff nach dem gefüllten Weinglas, das einer der Ober mit einigem Zeremoniell für sie aufgetragen hatte, und nippte daran. »Man jagt die Typen so lange, bis man sie erwischt, dann steckt man sie ins Gefängnis und hofft, dass der Richter sie drinlassen wird.«
»Ah.« Carlton schob sich einen Löffel eines cremig weichen Meeresfrüchtecocktails in den Mund. »Das stelle ich mir manchmal ziemlich frustrierend vor. Wenn man seinen Job ordentlich gemacht hat und anschließend mit ansehen muss, wie jemand anderes die ganze Arbeit, beispielsweise durch einen Freispruch, wieder zunichte macht. Dann hat man doch wohl das Gefühl, versagt zu haben, oder?« Er bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. »Kommt so etwas häufig vor?«
»Es kommt vor.« Abermals erschien ein Kellner und stellte einen Teller mit einem zierlichen Kreis aus gegrillten Garnelen – einer ihrer Lieblingsspeisen – vor sie hin. Sie wechselte einen kurzen Blick mit Roarke und nickte dankbar, als er lächelte.
Es war erstaunlich, wie er immer wieder irgendein kleines Wunder für sie geschehen ließ.
»Die Sicherheitsvorkehrungen, die Sie für die Ausstellung und die Versteigerung getroffen haben, sind durch und durch solide«, wandte sie sich an Vince. »Es wurden sämtliche erforderlichen Maßnahmen getroffen, die man unter den gegebenen Umständen treffen kann. Auch wenn ich es für besser gehalten hätte, das Ereignis in einem privateren Rahmen abzuhalten, wo es weniger Zugriffsmöglichkeiten gäbe.«
Carlton nickte heftig. »Das habe ich ebenfalls pausenlos betont, Lieutenant, allerdings ohne Erfolg.« Er bedachte Magda mit einem liebevollen, gleichzeitig jedoch leicht rügenden Blick. »Der Gedanke, wie viel wir für die Security und die Versicherung bezahlen müssen, verdirbt mir regelrecht den Appetit.«
»Alter Miesepeter.« Magda zwinkerte ihm zu. »Die Öffentlichkeit und die Eleganz des Palace gehören einfach dazu. Und die Tatsache, dass die Menschen sich die Stücke vor der Auktion noch ansehen können, macht alles erst richtig interessant. Außerdem ist das durch die Ausstellung entstandene Medieninteresse nicht nur für die Versteigerung, sondern gleichzeitig für meine Stiftung von unschätzbarem Wert.«
»Die Ausstellung ist wirklich sehr beeindruckend«, kommentierte Mick. »Ich war heute dort und habe mir die Stücke angesehen.«
»Oh, ich wünschte, Sie hätten mir gesagt, dass Sie die Ausstellung besuchen wollen. Dann hätte ich Sie persönlich geführt.«
»Ich hätte mich nie gewagt, Sie derart mit Beschlag belegen zu wollen.«
»Unsinn.« Während die Teller abgetragen wurden, winkte Magda ab. »Ich hoffe, Sie haben die Absicht, bis zur Auktion in der Stadt zu bleiben.«
»Ehrlich gesagt, hatte ich das ursprünglich nicht vor. Aber nachdem ich Sie getroffen habe und all diese exzellenten Stücke mit eigenen Augen bewundern durfte, bin ich fest entschlossen, irgendetwas zu ersteigern.«
Während seine Gäste plauderten, winkte Roarke den Weinkellner zu sich.
Währenddessen glitt ein kleiner, schmaler, nackter Fuß verführerisch an seinem rechten Bein herauf. Er jedoch gab seelenruhig weiter seine Bestellung auf und drehte sich erst dann wieder herum.
Eve hatte zwar schlanke, auch recht lange Füße – aber vor allem saß sie viel zu weit von ihm entfernt. Ein diskreter Rundblick machte deutlich, wem der Fuß gehörte, und angesichts des katzenhaften Lächelns, mit dem Liza Trent sich eine Gabel ihres zweiten Ganges zwischen die Lippen schob, zog er leicht verwundert eine Braue hoch.
Während er noch überlegte, ob er diese unverhohlene Avance schlicht ignorieren sollte, hob sie mit einem Mal den Kopf, und es war nicht fehl zu verstehen, dass das Blitzen ihrer Augen nicht ihm galt, sondern seinem alten Kumpel Mick. Sie hatte also lediglich schlecht gezielt.
Interessant, ging es ihm durch den Kopf, während ihre nackten Zehen sich bemühten, seinen Hosenschlitz zu finden. Was ihnen
Weitere Kostenlose Bücher