Symphonie des Todes
war. Und sie dämpfte ebenso wenig die elementare Faszination, die beinahe jeder Mensch für die Kunst der Selbstzerstörung empfand.
»Meine Güte.« Vince wanderte langsam durch den Raum. »So etwas habe ich außerhalb des Smithsonian nie zuvor gesehen. Es muss doch Jahre gedauert haben, bis Sie eine solche Sammlung zusammenhatten.«
»Ziemlich lange, ja.« Roarke fiel auf, dass Vince ein Paar Duellpistolen aus dem neunzehnten Jahrhundert mit sehnsüchtigen Blicken maß. Also gab er seinen Code ein, legte seine rechte Hand auf den dafür vorgesehenen Scanner, öffnete die Vitrine aus bruchsicherem Glas, nahm eine der Pistolen in die Hand und hielt sie dem Besucher hin.
»Wirklich wunderschön.«
»Oooh.« Liza tat, als würde sie erschaudern, gleichzeitig jedoch bemerkte Eve das lustvolle Blitzen ihrer Augen, als sie wissen wollte: »Ist so eine Waffe nicht gefährlich?«
»In ihrem momentanen Zustand nicht.« Roarke lächelte, während er mit ihr vor einen anderen Kasten trat. »Sehen Sie das kleine Ding hier, mit dem juwelenbesetzten Griff? Es wurde extra für die Hand einer Frau und für ihre Handtasche gemacht. Es hat einmal einer reichen Witwe gehört, und sie hat es in den unsicheren Zeiten Anfang des Jahrhunderts jeden Morgen mitgenommen, wenn sie mit ihrem Spitz spazieren gegangen ist. Es heißt, dass sie einen etwas ungeschickten Taschendieb, zwei Plünderer, einen unhöflichen Türsteher und einen Lhasa Apso, der an ihrer Hündin interessiert gewesen ist, damit erschossen hat.«
»Himmel.« Liza blinzelte Roarke aus ihren violetten Augen an. »Sie hat einen Hund damit erschossen?«
»So hat man mir erzählt.«
»Das war wirklich eine andere Zeit.« Mick studierte eine halbautomatische Pistole aus hell blitzendem Chrom. »Echt erstaunlich«, wandte er sich an Eve, »dass vor der Einführung des allgemeinen Schusswaffenverbots jeder, der genügend Geld in der Tasche hatte, einfach ein solches Ding im Laden kaufen konnte. Finden Sie nicht auch?«
»Ich fand es immer eher dämlich als erstaunlich.«
»Dann sind Sie also gegen das Recht, Schusswaffen zu tragen, Lieutenant?«, fragte Vince und wirbelte die Duellpistole lässig in der Hand. Er fand, er sah umwerfend verwegen damit aus.
»Schusswaffen sind nicht dazu gedacht, sich zu verteidigen. Sie sind dafür gemacht zu töten.«
»Trotzdem.« Widerstrebend legte er die Waffe zurück in die Vitrine und schlenderte zu Eve, die mit Mick zusammenstand. »Die Menschen finden stets einen Weg zu töten. Und wenn sie das nicht täten, hätten Sie keinen Job.«
»Vincent, es ist unhöflich, so etwas zu sagen.«
»Nein, ist es nicht.« Eve nickte. »Sie haben Recht, die Menschen finden immer irgendeinen Weg. Aber es ist Jahre her, seit zum letzten Mal psychisch gestörte Kinder andere Kinder auf dem Schulhof abgeschlachtet oder Ehefrauen im Halbschlaf ihre Männer erschossen haben, nur, weil diese auf dem Weg zum Kühlschrank im Dunkeln über irgendwas gestolpert sind. Oder irgendwelche Gangs unschuldige Passanten niedergemetzelt haben, die ihnen bei ihren Straßenschlachten in die Quere gekommen sind. Ich glaube, damals hieß es, nicht die Waffen, sondern Menschen bringen Menschen um. Was natürlich stimmt. Nur, dass einem eine Waffe Vorschub dazu leistet.«
»Da haben Sie eindeutig Recht«, stimmte Mick ihr unumwunden zu. »Ich habe diese hässlichen, lärmenden Dinger schon früher nicht gemocht.« Er steuerte eine Vitrine an, in der man diverse Messer blitzen sah. »Mit einem solchen Teil hingegen muss man seinem Gegner zumindest so nahe kommen, dass er einem noch in die Augen sehen kann. Es erfordert deutlich mehr Mut, jemandem, der einem dabei ins Gesicht sieht, mit eigener Hand ein Messer in die Brust zu rammen, als aus der Ferne auf ihn zu schießen. Wobei es meiner Meinung nach das Allerbeste ist, wenn man, statt irgendeine Waffe zu zücken, die bloßen Fäuste einsetzt.«
Grinsend wandte er sich von der Vitrine ab. »Die meisten Streitereien werden durch eine ordentliche, schweißtreibende Schlägerei im Handumdrehen gelöst. Meistens können die Beteiligten danach noch an den Tresen humpeln und was zusammen trinken. Wir haben damals bestimmt ein paar Nasen gebrochen, Roarke, meinst du nicht auch?«
»Wahrscheinlich mehr als nur ein paar.« Roarke schloss den Pistolenkasten wieder ab und wandte sich dann wieder seinen Gästen zu. »Möchte gerne irgendjemand einen Kaffee?«
6
E ve schob ihren Stunner in das Halfter und warf einen Blick auf
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