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syrenka

syrenka

Titel: syrenka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fama
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einer Ehefrau erfüllt. Soll ich nun das verbliebene Tageslicht mit Träumen und Seufzen verschwenden? Wenn das Euer Vorschlag sein sollte, dann wäre das eine Sünde gegen Gottes Willen.«
    »Ich ... nein, ich ...«
    »Nehmt Euch nicht zu sehr zu Herzen, was sie sagt, Sir!«, schaltete Betsy sich mit einem Lachen ein. »Ohne Zweifel reicht die Arbeit eines fleißigen Weibes Gott zur Ehre. Doch auch ich würde sagen, dass das Werkeln der Gevatterin Howland heute selbst die Erwartungen des Herrn übertrifft. Mir scheint«, wandte sie sich mit unterdrückter Stimme an Hester, »der Eifer, mit dem du dich all diesen Verrichtungen widmest, hat zu einem Überschuss an Galle geführt und macht dich etwas aufbrausend, Eliza.«
    »Hab Dank für deine Anteilnahme, Priscilla. Ich sollte sehen, dass ich etwas esse, das kalt und flüssig ist, damit dir mein Gemüt besser gefällt.«
    Betsy wandte sich wieder an die Familie. »Wenn Ihr mir folgen mögt, ich muss die Ziegen füttern und tränken – vielleicht wollen die Kinder ein wenig helfen?«
    »Das werden sie gern tun«, antwortete die Mutter und warf Hester im Hinausgehen einen kritischen Blick zu.
    Sobald sie sich umgewandt hatten, verdrehte Hester die Augen und hämmerte erneut auf ihren Nagel ein. Danach unterzog sie den Hocker einer Prüfung und stellte mit großer Zufriedenheit fest, dass er wieder stabil war.
    Nach ihrem Job schälte Hester sich aus ihrem Kostüm und wusch sich kurz das Gesicht. Sie zog einen kurzen Rock an, ein T-Shirt mit langen Ärmeln und Flip-Flops. Peter und Sam holten sie ab. Sam strahlte.
    »Fertig?«, fragte er und kam gleich zur Sache. »Wir müssen im ›Squant´s Treasure‹ sein, bevor die ganzen Leute zum Feuerwerk kommen.«
    Auf dem Weg zum Hafen überkam Hester wieder dieses Gefühl, das sie seit jener Partynacht hatte, nur noch viel stärker: dass sie etwas anzog, an den Strand hinunterrief. Die einzig logische Erklärung dafür war, dass sie sich gegen Pastor McKees Appell, sich vom Strand fernzuhalten, auflehnte. Aber wenn es das war – warum fühlte es sich dann wie ein Ziehen von außen an und nicht wie ein innerer Drang? Warum war dieses Gefühl so bohrend, so fordernd, selbst wenn sie nicht daran zu denken versuchte?
    Sie sah Peter an. Er schwieg und konzentrierte sich offenbar aufs Fahren. In den zwei Tagen, seitdem sie ihm in der Plimoth Plantation einen Korb gegeben hatte, hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Jetzt sahen sie sich zum ersten Mal wieder, und dieses Treffen war schon vor Wochen durch Sam vereinbart worden.
    »Mom und Dad wollen nicht, dass ich mit meinen Kumpels zum Feuerwerk gehe«, hatte er auf dem Heimweg von der Schule erzählt. »Sie denken, ohne Aufsicht benehmen wir uns wie die Wilden.«
    »Klingt nicht ganz abwegig«, hatte Peter gesagt.
    »Na ja, mag schon sein«, hatte Sam lachend zugestimmt. »Dann müsst ihr mich eben mitnehmen, du und Hester.«
    Damals, als sie sich zu dritt auf die Vordersitze von Peters Pick-up gequetscht hatten, erfüllt von dem befreienden Gefühl, dass die Sommerferien angebrochen waren, hatte Hester diesen Vorschlag gut gefunden. Aber jetzt wäre sie eigentlich viel lieber allein am Strand gewesen.
    Der Hafenparkplatz war schon komplett voll. Unmengen von Leuten hatten sich mit Decken am Ufer niedergelassen und einpaar typische Großstädter hatten ihre Gebiete eifersüchtig mit rot-weißem Flatterband abgesteckt. Peter fuhr auf den letzten freien Parkplatz. Er war für ›Captain Dave Boats‹ reserviert.
    Sam seufzte. »Es zahlt sich doch immer wieder aus, Leute in einflussreichen Positionen zu kennen.«
    Hester stieg aus dem Wagen. Sie reckte sich und sah zum Strand hinunter. Das Wasser stand sehr hoch, sodass kaum noch Sand frei lag.
    »Wie weit ist die Flut denn, Peter?«, fragte Hester so nebensächlich, wie sie nur konnte.
    »Wir haben fast Hochwasser. Der Höhepunkt müsste in der nächsten Viertelstunde erreicht sein.«
    »Dann ist Niedrigwasser also ...«
    »Kurz nach Mitternacht. Ich glaube, ich weiß, was du vorhast, und ich finde, das ist gar keine schlechte Idee.«
    »Was denn?«, fragte Hester. »Was habe ich denn vor?«
    »Gegen neun Uhr, wenn das Feuerwerk beginnt, wird die Ebbe den Strand zur Hälfte wieder freigegeben haben. Auf der Wiese wird es rappelvoll sein. Aber vielleicht finden wir einen guten Platz dort unten.«
    »Man könnte es jedenfalls mal versuchen«, stimmte Sam zu.
    Hester nickte. »Ja. Am Strand.« Von der unablässigen Anziehung,

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