Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Gütermakler, und die werden wir dann wieder tüchtig zwicken.«
Das Schloß von Soulanges erschien wie um den entkutteten Mönch herauszufordern.
»Ach ja, in jener Zeit, da baute man gut!« rief Soudry. »Aber der Herr Graf spart in diesem Augenblick seine Einkünfte, um aus Soulanges das Majorat seiner Pairschaft machen zu können!«
»Gevatter,« erwiderte Rigou, »die Majorate werden fallen.«
Als das Kapitel ihrer Interessen einmal erschöpft war, begannen die beiden Bürger, über die Meriten ihrer beiderseitigen Kammerkätzchen in einem Platt zu sprechen, das allzu burgundisch war, als daß es gedruckt werden könnte. Dieser unerschöpfliche Gesprächsstoff beschäftigte sie solange, bis sie den Bezirkshauptort erblickten, wo Gaubertin herrschte, und der die Neugier vielleicht genugsam reizt, daß selbst die eiligsten Leser eine kleine Abschweifung gutheißen.
Der etwas seltsame Name Ville-aux-Fayes erklärt sich leicht durch die sprachliche Entartung dieses Namens (in späterem Latein villa in fago , die Waldburg). Dieser Name sagt deutlich, daß ehemals ein Wald das von der Avonne gebildete Delta bei ihrer Vereinigung mit dem Fluß bedeckte, der fünf Meilen oberhalb in die Avonne mündet. Zweifelsohne baute sich ein Franke eine Burg auf dem Hügel, der sich dort zur Seite wendet und sich mit sanften Hängen in die langgestreckte Ebene verliert, wo Leclerq, der Deputierte sich seinen Besitz gekauft hatte.
Indem er durch einen großen und langen Graben das Delta absonderte, schuf der Eroberer sich eine furchtbare Stellung, einen recht eigentlich lehnsherrlichen Platz, bequem, um Wegegeld auf den für die Straßen notwendigen Brücken zu erheben und um über die Mahlrechte, mit denen die Mühlen belegt waren, zu wachen.
Das ist die Geschichte von den Anfängen von Ville-aux-Fayes. Ueberall wo sich eine lehnsherrliche oder kirchliche Herrschaft festsetzt, hat sie Interessen, Bewohner und später Städte erzeugt, wenn die Oertlichkeiten in der Lage waren, Industrien anzulocken, zu entwickeln oder zu gründen. Das von Jean Rouvet entdeckte Verfahren, Hölzer zu flößen, welches günstige Plätze erheischte, um sie aufzufangen, brachte Ville-aux-Fayes, das bis dahin, mit Soulanges verglichen, nur ein Dorf war, in die Höhe. Ville-aux-Fayes wurde der Holzstapelplatz der Wälder, die in einer Ausdehnung von zwölf Meilen die beiden Flüsse einsäumten. Die Arbeiten, die das Wiederauffischen, die Eigentumsfeststellung der »verlorenen« Hölzer, die Zusammenstellung der Züge Floßholz, welche die Avonne in die Seine trägt, erforderten, brachten einen lebhaften Zuzug von Arbeitern mit sich. Die Bevölkerung regte den Verbrauch an und ließ den Handel entstehen. So zählte Ville-aux-Fayes, das am Ende des sechzehnten Jahrhunderts keine sechshundert Einwohner hatte, 1790 deren zweitausend, und Gaubertin hatte sie auf viertausend gebracht. Und zwar auf folgende Weise: Als die Gesetzgebende Versammlung die neue Gebietseinteilung dekretierte, wurde Ville-aux-Fayes, das in dem Abstande gelegen war, der geographisch eine Unterpräfektur verlangte, Soulanges als Bezirkshauptstadt vorgezogen. Die Unterpräfektur zog das Gericht erster Instanz und alle Beamten einer Bezirkshauptstadt nach sich. Das Anwachsen der Pariser Bevölkerung vermehrte durch die Werterhöhung des Brennholzes und den größeren Bedarf daran notwendigerweise die Wichtigkeit des Handels von Ville-aux-Fayes. Gaubertin hatte sein junges Glück auf dieser Voraussicht aufgebaut, indem er den Einfluß des Friedens auf die Pariser Bevölkerung erriet, die von 1815 bis 1825 tatsächlich um mehr als ein Drittel gewachsen ist.
Die äußere Gestalt von Ville-aux-Fayes ist durch das Gelände bestimmt. Die beiden Linien des Gebirgsvorsprungs waren durch Häfen eingefaßt.
Das Wehr zum Auffangen der Hölzer befand sich am Fuße des Hügels, der von dem Soulanger Wald eingenommen wird. Zwischen Wehr und Stadt lag eine Vorstadt. Die untere Stadt, in dem breitesten Teile des Deltas liegend, senkt sich nach der großen, ruhigen Wasserfläche des Avonnesees.
Ueber der Unterstadt umgeben fünfhundert Häuser mit Gärten auf der seit dreihundert Jahren urbargemachten Höhe den Gebirgsvorsprung auf drei Seiten und erfreuen sich all der vielfältigen Ansichten, welche die diamantklare ruhige Fläche des Avonnesees darbietet, der durch in Bau befindliche Flöße an seinen Ufern und durch Holzstapel abgesperrt wird. Die mit Floßholz bedeckten Gewässer und die
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