T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
Wyatt küsste sie auf die Stirn. »Mein Gott, ich hoffe so sehr, dass wir es schaffen, Ava«, sagte er mit einem Lächeln, doch sie hörte einen Anflug von Resignation in seiner Stimme, als habe er die Hoffnung bereits aufgegeben.
»Bis später«, sagte er. »Ich muss ein paar Stunden ins Büro in Anchorville, doch ich denke, ich bin am Spätnachmittag wieder zurück.«
»Okay«, erwiderte sie, während sie sich immer noch einen Reim auf das zu machen versuchte, was er soeben gesagt hatte. Sie wartete, bis sie die Haustür ins Schloss fallen hörte, dann machte sie sich eilig auf den Weg zurück ins Schlafzimmer. Es hatte keine Rose in ihrem Bett gelegen. Ganz bestimmt nicht. Sie hätte sie doch mit Sicherheit gefunden!
»Und wer ist jetzt verrückt?«, flüsterte sie. Als sie die Tür öffnete, sah sie Khloe vor ihrem frisch gemachten Bett stehen. Auf der straffgezogenen Tagesdecke lag eine einzelne weiße Rose, die Blätter zartrosa umrandet, genau wie die Rosen in der Vase im Flur.
»Woher kommt die denn?«, fragte Ava und deutete auf die zerdrückte Blume.
»Sie lag im Bett! Du hättest mich warnen sollen, ich habe mir in den Finger gestochen!«
Sie hielt die rechte Hand hoch. An ihrem Zeigefinger hatte sich ein winziger Blutstropfen gebildet. Khloe steckte den Finger in den Mund, dann machte sie sich auf den Weg ins Badezimmer.
»Hast du eine antiseptische Salbe?«, nuschelte sie, den Finger immer noch im Mund. »Und ein Pflaster?«
»Ich glaube schon.«
Wieso tat Khloe so, als wüsste sie das nicht? Sie war doch genauso oft in dem Badezimmer gewesen wie Ava.
Ava hörte, wie die Tür des Medizinschränkchens geöffnet wurde. Während Khloe im Bad rumorte, ging Ava zum Bett hinüber und nahm die Rose in die Hand.
»Die war letzte Nacht noch nicht hier«, sagte sie leise.
»Was sagst du?«, rief Khloe durch die offene Tür. »Meinst du die Rose?«
»Ja.«
»Wie ist sie überhaupt in dein Bett gekommen?« Khloe trat aus dem Bad, ein kleines Pflaster um den Finger gewickelt. Sie sah Ava mit der Rose in der Hand und warnte: »Sei vorsichtig. Graciela sollte wirklich die Dornen entfernen, bevor sie die Blumen in die Vase stellt, aber diese Mühe macht sie sich nicht, stattdessen will sie, dass wir welche ohne Dornen kaufen.«
»Aber die dornenlose Variante ist nicht nach der Insel benannt, außerdem hat meine Urgroßmutter sie nun mal mit Dornen gezüchtet. Hast du die hier wirklich im Bett gefunden?« Ava hielt die weiße Rose hoch.
»Direkt unter deinem Kopfkissen. Es erstaunt mich, dass du nicht völlig zerstochen bist.«
Ava schaute auf den Einstich in ihrem Finger.
»Oh, sieht so aus, als hättest du doch etwas abgekriegt«, sagte Khloe, die Avas Blick gefolgt war.
»Ich glaube schon.« Ava war nicht überzeugt.
Khloe schüttelte den Kopf. »Und woher sollte das sonst kommen?« Sie deutete auf Avas Finger.
»Keine Ahnung«, gab diese zu. Merkwürdig, wirklich überaus merkwürdig.
Fünfzehn Minuten später stieg sie die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, ging in die Küche und nahm sich eine Tasse. Virginia drängte ihr einen Joghurt mit Beeren auf und teilte ihr mit, dass Wyatt bereits nach Anchorville aufgebrochen war.
»Er sagte, er sei vielleicht doch schon vor dem Mittagessen zurück«, berichtete Virginia, die sich daranmachte, die Vorräte in der Speisekammer aufzustocken. »Ich kann nicht glauben, dass mir schon wieder die Hühnerbrühe ausgegangen ist. Wie ist das nur möglich?«
Ava verzichtete auf eine Antwort. Stattdessen lief sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer, schnappte sich ihren Laptop und ging damit nach unten in die Bibliothek. Jetzt, wo Wyatt weg war, hatte sie vielleicht etwas Zeit für sich.
Jewel-Anne frühstückte für gewöhnlich in ihrem Zimmer, danach lungerte sie im Haus herum, bis es am späteren Vormittag Zeit für ihre Physiotherapiestunde mit Demetria war. Jacob war auf dem College oder versteckte sich in seinem verliesartigen Apartment im Souterrain; die Angestellten hatten zu tun, und Ian, vorausgesetzt, er war nicht beim Angeln, trank für gewöhnlich in Monroe einen Kaffee, bevor er zum Mittagessen nach Neptune’s Gate zurückkehrte. Er verbrachte viel Zeit im Bootshaus und in dem angrenzenden kleinen Apartment, obwohl er eigentlich ein Zimmer im zweiten Stock des Haupthauses bewohnte, da er »den Luxus einer Zentralheizung« bevorzugte.
Es blieb ihr also genügend Zeit für ungestörte Recherchen, außerdem konnte sie so den vier Wänden ihres
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