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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
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eine irrsinnig schlechte Kombi.«
    »Jo. Finde ich auch.«
    »Ja, und da ist dieser Junge, den untersucht der Berghammer schon seit Wochen, weiß aber immer noch nicht, was es ist.
    Der Junge klagt über heftige Schmerzen in der Brust, die immer wieder kommen und keiner weiß, was es ist. Und weißt du, was der Berghammer macht?«
    »Nö.« Udos Antwort klang sehr lapidar. Irgendwie hatte Biancas Ausführung noch nicht so seine Begeisterung gefunden.
    »Der schickt ihn zum CT! Aber nicht zum ersten Mal. Nein! Zum vierten Mal innerhalb von drei Wochen.«
    »Aha.«
    »Nichts: Aha! Du bist schon so wie der Berghammer.«
    Verärgerte Blicke durchbohrten Udo.
    »Und da sage ich zum Berghammer, dass sich das mit dem Günther dann eh bald erledigt hat. Der Berghammer fragt: ›Warum?‹ und ich habe ihm gesagt, weil der Günther dann eh bald an Krebs sterben wird. Ja, und dann haben wir uns gestritten! Ziemlich heftig.«
    »Wieso wird er an Krebs sterben und wieso habt ihr gestritten?«
    »Weil ein CT tausendmal – hörst du – tausendmal so viel Strahlung abgibt wie ein normales Röntgen. Das ist so, wie wenn du ein Jahr lang jeden Tag, morgens, mittags und abends zum Röntgen gehst.«
    Udo stutzte.
    »Echt?«
    Sein Herz schlug schneller. Lag er nicht gerade vor Kurzem selbst unter so einem Gerät?
    »Absolut. Und Deppen wie der Berghammer schätzen das Risiko viel niedriger ein, weil die Herstellerbezeichnung von solchen Geräten meist mit ›Low Radiation‹ oder so anfängt. Klassischer Anfängerfehler. Sollte einem gestandenen Doktor aber nicht passieren.«
    »Wow. Wenn das stimmt… Aber so solltest du ihm das nicht sagen!« Eigentlich wollte er ihr helfen, aber da kam Panik in ihm hoch, als er an sein persönliches Strahlen-Dosis-Konto dachte.
    »DAS ist ja das Problem! Ich HABE es ihm so gesagt!«
    Udo schluckte. Wow. Die Frau ließ sich nicht unterkriegen.
    »Und nun?«
    »Tja, das ist eine gute Frage. Er hat gesagt, dass er mich fertigmachen wird, wenn ich mit ihm so rede.«
    »Aber das ist dir doch egal.«
    »Ja, eigentlich schon – aber gerade er. Das tut weh. Ich habe seinen fetten Oberarztarsch schon so oft gerettet. Und das ist jetzt der Dank.
    Aber wie gesagt, hier weiß eh keiner zu schätzen, was ich schon so alles getan habe.«
    Udo nahm sie wieder in den Arm, strich ihr den Pony aus dem Gesicht und gab ihr einen dicken Kuss. »Doch! ICH weiß, was du für mich bist und was du für mich getan hast.« Bianca sah Udo ganz verliebt an.
    »Aber das mach ich doch gerne!«
    »Trotzdem. Danke.«
    Die traurige Tablettenfee verweilte noch gute zwanzig Minuten in Udos Arm.
    Dann verließ sie das Zimmer, da man am Gang schon das Klappern der Tabletts für das Abendessen hören konnte.
    Klothilde musste sie ja nicht unbedingt gemeinsam vorfinden.
    Gerade jetzt musste Bianca Freunde und keine Feinde suchen.
    Nur wenige Minuten nachdem Bianca aus dem Zimmer geschlichen war, kam auch schon tatsächlich Schwester Klothilde mit dem Abendessen. Es gab Thunfischsalat. Udo schlang ihn hastig hinunter, die Ereignisse der letzten Tage und Stunden schienen seinen Appetit angeregt zu haben. Auch die Salatdekoration fiel dem Hunger des Herrn Weikert zum Opfer.
    Klothilde versuchte sich in Smalltalk und erkundigte sich nach dem Hund. Udo blockte ab. Das musste er, denn sie erkundigte sich auch, ob er Besuch gehabt hatte. Irgendetwas schien ihr aufgefallen zu sein. Aber Udo ignorierte die Frage und stopfte hemmungslos seinen Thunfischsalat weiter in sich hinein.
    Vermutlich auf Grund des Tempos, in dem der Salat in Udos Körper verschwand, hatte sich Klothilde entschlossen, die geschätzten drei Minuten, die Udo für den vollständigen Verzehr seiner Mahlzeit zu benötigen schien, abzuwarten. Wie ein Wachmann ging sie im Zimmer auf und ab. Immer wieder mit einem Kontrollblick zum sich leerenden Teller. Also aß Udo noch schneller, um sie möglichst rasch wieder loszuwerden. Als Klothilde gemeinsam mit dem leeren Tablett wieder den Raum verließ, war Udo übel. Zwar war der Salat ausgezeichnet gewesen, aber die Geschwindigkeit des Verzehrs hatte ihren Teil zur Übelkeit beigetragen.
    Udo knipste den Fernseher an und klickte sich rasch durch zu MTV.
    Shakira räkelte sich in einem Käfig und brüllte irgendwas von einem Wolf. Udo musste an Bianca denken. Ob er sie heute noch mal sehen würde? Er griff zum Nachtkästchen, wo sein iPhone am Akku hing. Nach kurzem Status-Update via Facebook legte er das Teil wieder weg. Irgendwie

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